Witten. . Ein geradezu historischer Einschnitt für die 21.000 Katholiken in Witten: Fünf Gemeinden schlossen sich feierlich zum „Pastoralen Raum“ zusammen.
Die fünf katholischen Gemeinden Wittens sind nun eins geworden. Die Einweihung des neu entstandenen „Pastoralen Raums Witten“ begann am Samstagnachmittag mit einer Feierstunde in der – evangelischen – Johanniskirche.
„Was ist das denn für eine bescheuerte Idee?“, fragt Stefan Lennardt zu Beginn des Festakts. Schließlich ist die Johanniskirche doch seit knapp 500 Jahren evangelisch. Natürlich haben sich die Katholiken etwas dabei gedacht. In der Johanniskirche gründete sich im Mittelalter die erste christliche Kirche Wittens. „Außerdem ist Ökumene doch jetzt Zukunft“, sagt Britta Lennardt.
Altes Musikstück weist in die Zukunft
Das Comedy-Duo Lennardt und Lennardt führt die etwa 400 Katholiken durch den Nachmittag. Neben Pantomime und Gedichten erklingt auch – passend zum Schritt in die Zukunft – ein altes Musikstück in ganz neuer Fassung. Bei den ersten Orgeltönen der Toccata in d-Moll von Johann Sebastian Bach ist noch alles beim Alten. Doch dann setzen auf der Empore Schlagzeug und Bass ein und das barocke Stück verwandelt sich in eine schmissige Rockhymne. Ein tosender Applaus belohnte die Musiker Hanna und Herrmann Kruse und Matthias Witt.
„Der Pastorale Raum eskaliert“, kommentiert Pfarrer Friedrich Barkey mit einem Augenzwinkern. Der Leiter des „Pastoralen Raums“ bekommt direkt eine Aufgabe. Er lotst die Gläubigen zu den verschiedenen Ausgängen der Kirche – noch ein Mal aufgeteilt in die einzelnen Gemeinden. „Endlich kann ich mal sagen, wo es lang geht“, scherzt Barkey.
„Psychiater“ betreuen die Gläubigen
Draußen begrüßen „Psychiater“ die Gläubigen – natürlich handelt es sich bei den Ärzten um verkleidete Schauspieler. Sie machen den Gemeindemitgliedern Mut für die gemeinsame Zukunft. „Sie schaffen das schon. Die anderen sind gar nicht so schlimm.“
Dann strömen die fünf Gemeinden zusammen und ziehen von der Johanniskirche aus durch die Stadt in Richtung Marienkirche. In einigen Jahren werden nur noch zweieinhalb Priester die 21.000 Katholiken betreuen. Doch viele sind sich sicher: Der Zusammenschluss birgt auch Chancen. „Das ist schon ein besonderer Tag für mich“, sagt Monika H. von der Hevener St.-Franziskus-Gemeinde. Sie läuft in der Mitte des Zuges. „Dieses Gemeinschaftsgefühl ist einfach so schön und wichtig. Hoffentlich geht das so weiter.“
Gemeinden sollen ihre Talente einbringen
Im Lutherpark muss der „Pastorale Raum“ seine erste Feuerprobe bestehen. Mithilfe einer Schatzkarte graben Gemeinden am Spielplatz allerlei merkwürdige Gegenstände aus. Ein Pfadfindertuch, ein Kochtopf und eine Trommel kommen ans Tageslicht. Die Gegenstände stehen für die Talente, die jede Gemeinde einbringen kann. Dazu Pfarrer Barkey: „Wir wollen Lichtblicke in der Stadt sein und bleiben und werden.“
Nach einem Streifzug durch die Stadt treffen sich die Katholiken am Samstagabend zur ersten Messe als „Pastoraler Raum Witten“ in der Marienkirche. Der Leitspruch des Zusammenschlusses ist es, „Kirche in neues Licht“ zu stellen. Passend dazu werfen Scheinwerfer rotes, blaues, grünes und orangenes Licht an die Mauern der Kirche.
„Hömma, da müssen wir wohl durch"
„Wir haben heute den Aufbruch gemacht“, sagt Pfarrer Friedrich Barkey, der den „Pastoralen Raum“ leitet. Die Umstrukturierung der Gemeindearbeit ist auf drei Jahre angelegt. Natürlich stehen die Wittener Haupt- und Ehrenamtlichen damit nicht allein da. Sie bekommen Unterstützung vom Hagener Dekanat. Als Symbol für die Hilfe überreicht Dekanatsreferent Gerhard Steger ein dickes „Starterpaket“ an Pfarrer Friedrich Barkey. Der wuchtet das Paket in die Höhe. „Hömma, da müssen wir wohl durch." Zum Abschluss gibt Barkey den Vertretern der einzelnen Gottesdienstorte noch große Kerzen mit auf den Weg. „Wir wollen das Licht, das auf uns strahlt, weitergeben.“
>>>> HAUPTAMTLICHE NICHT MEHR AN GEMEINDEN GEBUNDEN
Der „Pastorale Raum Witten“ hat die drei Pastoralverbünde der Stadt abgelöst. Es werden 2025 nur noch zweieinhalb Priester die 21.000 Katholiken betreuen.
Die zwölf Hauptamtlichen – zwei Gemeindereferenten, fünf Pfarrer, fünf Diakone – verrichten ihren Dienst nun auf Stadtebene. Sie sind nicht mehr an die einzelnen Gemeinden gebunden.