Witten. . Die Tankstellen-Altlast bringt den Umbau der Pferdebachstraße aus dem Takt. Der neue Kanal und die Verlegung der Gasleitung werden ausgebremst.

Die Beseitigung der Tankstellen-Altlast in Höhe des Medizischen Zentrums bringt den Zeitplan für den Umbau der Pferdebachstraße stärker durcheinander als bisher bekannt. Die Verzögerungen wirken sich auch auf den Neubau der Radwegbrücke aus, die die Lücke im Rheinischen Esel schließen soll. Außerdem ist ungeklärt, wer für die Mehrkosten aufkommt.

Tiefbauamtsleiter Jan Raatz informierte den Rat jetzt über den Stand der Umbauarbeiten. Im August 2018 begann das Zwölf-Millionen-Projekt. Im ersten Bauabschnitt (Ardey- bis Westfalenstraße) werden zwei Kreisverkehre gebaut und die S-Kurve im Bereich der früheren Bahnbrücke begradigt. Zuerst hätten die Komplexität, aber auch unvorhergesehene Hindernisse im Untergrund für einen schleppenden Verlauf der Leitungsarbeiten gesorgt, so Raatz. Wegen des neuen Straßenquerschnitts werden alle Systeme in neuen Trassen verlegt.

Verseuchter Boden wird jetzt entsorgt

Zum wochenlangen Stillstand an einem neuralgischen Punkte führte dann die Tankstellen-Altlast neben der Zufahrt zum Medizinischen Zentrum. Dass dort bis in die 1980er Jahre Zapfsäulen betrieben wurden und der Boden entsorgt werden muss, war bekannt. Allerdings hat ein neues Gutachten angezeigt, dass die Belastung viel höher ist, als ein erstes Gutachten von 2014 ergeben hatte. Der Boden ist mit aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Benzol verseucht. Das Gelände ist eingezäunt. Der Boden wird jetzt in den nächsten vier bis sechs Wochen unter gutachterlicher Begleitung entsorgt.

Pikant: Das erste Gutachten hatte die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) in Auftrag gegeben, die das Gelände dann an die Stadt veräußerte. Wie die WAZ erfuhr, wurde die Entsorgung darin mit 50.000 Euro angesetzt. Das neue Gutachten geht von 330.000 Euro aus. Ratsherr Thomas Richter („Solidarität für Witten“) wollte wissen, ob die Stadt wenigstens die Mehrkosten einfordern wolle.

Kosten viel höher als geplant

Die Bürgermeisterin schob diese Frage in den nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung. Die Stadt will offenbar prüfen, ob und inwieweit sich die BEG an den Kosten beteiligen will oder muss. Die Stadt sieht sich auch selbst mit Forderungen konfrontiert. Nach Informationen dieser Zeitung hat die Tiefbaufirma eine Behinderungsanzeige gestellt. Sie fordert Ausfallgeld für Tage, an denen sie ohne eigenes Verschulden nicht weitermachen konnte.

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Durch den höheren Aufwand für die Altlast gerät der erste Bauabschnitt dreifach aus dem Tritt. ESW konnte noch nicht mit den Kanalarbeiten loslegen. Die Hochdruck-Gasfernleitung von Open Grid Europe (früher Ruhrgas), die neben dem westlichen Rheinischen Esel verläuft und in die Pferdebachstraße einbiegt, kann erst im nächsten statt in diesem Sommer verlegt werden. Diese Arbeiten dürfen nur außerhalb der Heizperiode und erschütterungsarm, also bei Vollsperrung erledigt werden. Das ist 2019 schon nicht mehr zu schaffen.

Fahrradbrücke wird nicht mehr vor März 2021 fertig

Und: Mit dem Bau der neuen Fahrradbrücke kann auch erst frühestens im Juli 2020 begonnen werden, ein Jahr später als geplant. Die Bauzeit für die „Eselsbrücke“ einschließlich aller Zuwegungen wird mit 15 Monaten angegeben. Damit wäre jedenfalls für den Lückenschluss im Radweg das angepeilte Ende des Großbaumaßnahme Pferdebachstraße im März 2021 schon nicht mehr zu schaffen.