. Walter Baltes ist tot. Immer wieder sorgte der Wittener für Furore: als Verleger, Galerist, Erzähler und seiner „Sonntagsbraten-Idee“.
Einer der bekanntesten und rührigsten Wittener ist tot: Walter Baltes verstarb mit 100 Jahren. Gelebt hat der Tausendsassa von einer Idee zur nächsten – unter anderem machte er als Bühnenbildner, Erfinder, Buchautor, Verleger und Galerist von sich reden. Zuletzt hat Baltes im Awo-Seniorenheim an der Egge gelebt.
Ganze Generationen von Wittenern kennen den im Juli 1918 geborenen Walter Baltes aus ihrer eigenen Jugend: Jahrelang tingelte er durch die Schulen und schilderte seine Erfahrungen in der Nazizeit und als Fallschirmjäger während des Zweiten Weltkriegs. Er war auch Hauptdarsteller der TV-Dokumentation „Von einem, der mitgemacht hat“. Sich selbst konnte der Wittener zeitlebens gut verkaufen – privat galt er als nicht einfacher Mensch. Viermal war Baltes verheiratet, hatte vier Kinder und fünf Enkel.
Organisator des Seifenkistenrennens
Walter Baltes arbeitete nach dem Krieg erst für die britische Armee, dann für die WAZ als Anzeigenverkäufer. 1946 trat er in die SPD ein, wo er sich über Jahre engagierte. In den 1950er Jahren gründete er einen eigenen Verlag und brachte den „Wittener Wochenspiegel“ heraus. Nach fünf Jahren wurde das Blatt aus finanziellen Gründen eingestellt. Ebenfalls in den Fünfzigern war er Organisator der legendären Wittener Seifenkistenrennen mit mehr als 15.000 Besuchern entlang der Strecke.
Später arbeitete Baltes als Verkäufer von Baggern und Kränen in der Firma seines Vaters. Er erfand Förderbandrollen für den Bergbau und ließ sie patentieren. 1970 eröffnete er die „Parkgalerie“, wo er Bilder verkaufte – auch seine eigenen. Als Autor veröffentliche er unter anderem das „Änneken vom Ardey“. Diese Heimatgeschichten, im Dialekt erzählt, waren zunächst im „Wochenspiegel“ erschienen.
„Braten-Baltes“ sorgt für Furore
Unvergessen ist eine Aktion, die sich Baltes im hohen Alter ausdachte, als er nach dem Tod seiner Frau in eine Seniorenwohnung der Boeker-Stiftung an der Breite Straße gezogen war. Da klagte er über Einsamkeit, ihm fehle das Miteinander beim Mittagessen. Die WAZ veröffentlichte damals den Aufruf „Tausche Gesellschaft gegen Sonntagsbraten“: Baltes würde den Braten bezahlen, wenn man ihn dafür zum Essen einlädt.
40 Familien meldeten sich nach der Veröffentlichung, der damals 95-Jährige konnte sich über einen vollen Terminkalender freuen. Bei Gulasch und Rouladen erzählte er vorwiegend von sich selbst und dem Krieg. Die Aktion brachte Walter Baltes viel mediale Aufmerksamkeit: im Radio, im Fernsehen, selbst in Zeitungen in den USA wurde über ihn berichtet.
Drei Wittener Männer schafften den 100. Geburtstag
Zuletzt war es still geworden um den Senior, der seine letzten fünf Lebensjahre im Seniorenheim an der Egge verbrachte. Er zählte zu den drei Wittener Männern, die in 2018 ihren hundertsten Geburtstag feiern konnten. Er zeichnete und erzählte aus seinem Leben, bis zu seinem Todestag am 3. März.
>> Mehrere Bücher veröffentlicht
Walter Baltes war der erste Mensch auf dem Dortmunder Florianturm. Den erklomm er in jungen Jahren mit Leitern, um von oben Fotos zu machen.
Der Wittener hat mehrere Bücher veröffentlicht. Neben dem „Änneken vom Ardey“ und dem Nachfolger „Zwei vom Ardey“ zum Beispiel den Erzählband „Ein’ auffen Zaan fülen“.