Witten. . Der Sport aus „Harry Potter“ ist in der Realität angekommen: Das Quidditch-Nationalteam hat in Stockum trainiert. Mittendrin: ein Wittener.
Fliegende Besen, Magier und Zaubersprüche: All das gehört zu einem richtigen Quidditch-Spiel dazu. Mag man meinen. Beim Trainingscamp der Quidditch-Nationalmannschaft auf der Sportanlage des TuS Stockum ging es allerdings nicht ganz so zu wie auf den fiktiven Spielfeldern der „Harry Potter“-Bände. Die Fantasien der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling finden in einer jungen Sportart trotzdem ihren Bezug zur Realität. Und dabei ist der Wittener Max Schulze-Steiner.
„Der Ursprung der Sportart rührt aus einer Überlegung von einigen ziemlich verrückten Studenten in den USA“, schmunzelt Max Schulze-Steiner, der Sozialwissenschaften im Master an der Uni Witten-Herdecke studiert – und seine Sportart allen Erwartungen zum Trotz „absolut ernst“ nimmt.
Hinter der Socke her
Quidditch – wie es von echten Menschen gespielt wird – verbindet drei Sportarten: Rubgy, Handball und Dodgeball. Dabei sind auch noch drei Arten von Bällen im Spiel – ein Schnatz, drei Klatscher und der Quaffel. Alle Spieler der gemischtgeschlechtlichen Mannschaften müssen die gesamte Zeit einen „Besen“ zwischen den Beinen behalten. Die Teams bestehen aus drei Jägern, zwei Treibern, einem Sucher und dem Hüter.
Die Jägern versuchen mit dem Volleyball (Quaffel), durch einen der drei Ringe des gegnerischen Teams zu werfen. 10 Punkte gibt es pro Tor. Der Hüter verteidigt die eigenen Ringe des Teams. Die Zwei Treiber werfen mit Dodgebällen (Klatschern) nach gegnerischen Spielern, um diese „auszuknocken“. Wer getroffen wurde, muss vom Besen absteigen und darf nicht ins Spiel eingreifen, ehe er oder sie die Ringe des eigenen Teams berührt hat.
Der Sucher des Teams versucht schließlich den Schnatz zu fangen. Der Snitch Runner trägt als neutraler Spieler einen am Hosenbund befestigten Tennisball in einer Socke. Wird der Schnatz gefangen, also die Socke herausgezogen, endet das Spiel.
Meistschaft in Bamberg
Dass Quidditch oft als „Sportart aus den Harry-Potter-Büchern“ belächelt wird, stört Nationalspieler Schulze-Steiner nicht. „Wir gehen schon mit einem gesunden Ehrgeiz an die Sache ran.“ Und das hat einen guten Grund: Am Wochenende wollten sich über 40 Quidditch-Spieler Nationaltrainer Steffen Wirsching präsentieren. Alle haben ein Ziel: Die Europameisterschaften im Juni im oberfränkischen Bamberg.
„Von den über 40 Teilnehmern wird der Kader vor der EM auf 25 Spieler eingedampft“, weiß der Wittener Student. An den Auswahlveranstaltungen, die monatlich an verschiedenen Orten in Deutschland stattfinden, kann nicht jeder so einfach teilnehmen.
Trotz Fingerbruch bei EM dabei?
„Die Spieler müssen von ihren Trainern für die Nationalmannschaft vorgeschlagen werden. Erst dann wird man zu einer Auswahlveranstaltung eingeladen“, so Schulze-Steiner, der für das Bochumer Team „Ruhr Phoenix“ spielt. Überraschend professionelle Strukturen für einen Sportverband, der seit etwa zwölf Jahren besteht, bisher keine große Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erregen konnte – und eigentlich der Fantasie entspringt.
Schulze-Steiner selbst kann sich dem Konkurrenzkampf aufgrund eines gebrochenen Fingers derzeit nicht stellen. Das Ziel des 24-Jährigen lautet trotzdem: Die Teilnahme an der Heim-EM. Dort soll nach dem fünften Platz vor zwei Jahren der große Wurf gelingen.
Bis dahin kann sich Schulze-Steiner noch auf ein paar nicht ganz gemütliche Nächte einstellen. „Wir schlafen bei Auswahlveranstaltungen oder Turnieren meist auf Isomatten in spontan bereitgestellten Räumen“, erzählt er. „Abends wird dann Pizza bestellt.“ Immerhin keine quiekenden Zuckermäuse oder Schluckaufdrops. Dafür müsste man schon nach Hogwarts, zur Magieschule.
>>> DIE SPIELREGELN
Sieben Spieler bilden ein Quidditch-Team. Drei Jäger versuchen mit dem Volleyball (Quaffel), durch einen der drei Ringe des gegnerischen Teams zu werfen. 10 Punkte gibt es pro Tor. Der Hüter verteidigt die eigenen Ringe des Teams.
Zwei Treiber werfen mit Dodgebällen (Klatschern) nach gegnerischen Spielern, um diese „auszuknocken“. Wer getroffen wurde, muss vom Besen absteigen und darf nicht ins Spiel eingreifen, ehe er oder sie die Ringe des eigenen Teams berührt hat.
Der Sucher des Teams versucht, den Schnatz zu fangen. Der Snitch Runner trägt als neutraler Spieler einen am Hosenbund befestigten Tennisball in einer Socke. Wird der Schnatz gefangen, also die Socke herausgezogen, endet das Spiel.