Witten. . Die steigende Zahl an Füchsen, Waschbären und Wildschweinen wird in Witten zu Problemen führen, warnt die Jägerschaft.

Von Jägern haben viele ein falsches Bild, findet die Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr, denn vor allem seien sie Artenschützer. Zum „Tag des Artenschutzes“ mahnt der Vorsitzende, Otmar Benner (69): Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, den Bestand an Wildtieren, Insekten und Pflanzen zu retten.

Wie engagieren sich Jäger für den Artenschutz?

Benner: Pflege und Erhalt unserer Landschaft liegen uns besonders am Herzen. Das bezeugen viele Beispiele: Müllsammelaktionen, das Anbringen von Nistkästen oder das Anlegen von Blühstreifen und Feldholzinseln. Die Arbeit mit der Flinte macht nicht mal fünf Prozent unserer Tätigkeit aus.

Wie ist es um den Wildtierbestand im Raum Witten bestellt?

Otmar Benner (69), von der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr.
Otmar Benner (69), von der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr. © Barbara Zabka

Ich glaube, zukünftig werden wir große Probleme bekommen: mit Füchsen, Waschbären und Wildschweinen. In Ennepetal gibt es schon reichlich Wildschweine, auch in Volmarstein wurden sie schon gesehen. Die kommen zwar nicht über die Ruhr, aber über die Schiene Hattingen werden sie auch Witten erreichen.

Warum wollen Sie den Bestand an Wildschweinen eindämmen?

Weil die in kurzer Zeit riesige Flächen auf links drehen. Auf der Suche nach Engerlingen wühlen die innerhalb einer Nacht eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes um. Die machen auch vor Vorgärten nicht Halt. Außerdem wird eine Sau zweimal im Jahr geschlechtsreif, sie wirft acht bis zehn Ferkel, die vermehren sich schnell.

Das gilt auch für Füchse und Waschbären?

Keine Seltenheit mehr in Witten: Klaus Schacht fotografierte kürzlich einen  Waschbären in seinem Garten an der Vormholzer Straße.    
Keine Seltenheit mehr in Witten: Klaus Schacht fotografierte kürzlich einen Waschbären in seinem Garten an der Vormholzer Straße.    

Die Population ist stark gewachsen, weil die natürlichen Fressfeinde fehlen. Der Ärger ist vorprogrammiert. Letzens rief mich jemand vom Ardey an: Ein Waschbär kommt regelmäßig in den Garten und räumt das Futterschälchen der Katze leer. Was sollen wir da machen? In der Innenstadt dürfen wir nicht jagen. Man sollte seine Haustiere nicht draußen, auf der Terrasse, füttern.

Stimmt es, dass Jäger auch Hasen zählen?

Ja, das wird in ganz NRW von allen Jagdpächtern gemacht. Wir wollen sehen, wie stark der Bestand an Feldhasen abnimmt. Feldhasen haben keine Bauten, sondern bekommen ihre Jungen oberirdisch. Die sind ein gefundenes Fressen für Dachs und Fuchs.

Ganz praktisch: Wie kann man den Wildtieren helfen?

Uns ist es wichtig, den Finger in die Wunde zu legen – den Wildtieren geht es nicht rosig, das muss den Bürgern klar werden. Ganz praktisch kann man helfen, indem man seinen Müll nicht im Wald liegen lässt und seine Haustiere drinnen füttert. Und ich möchte an die Landwirte appellieren, Pestizide wegzulassen und an den Feldern Randstreifen anzulegen, in die sich das Wild zurückziehen kann.

>> Jägerschaft: Bejagung rettet rückläufige Arten

Den „Tag des Artenschutzes“ gibt es seit 1973 jährlich am 3. März. Er geht auf das Washingtoner Artenschutzübereinkommen zurück. Besondere Aktionen fanden in Witten nicht statt. Jedoch informiert die Kreisjägerschaft über Naturschutzmaßnahmen der heimischen Jäger.

Dazu zählt auch die „intensive Bejagung des Raubwildes“, aber nicht nur. Wildtierfreundlich seien das Anlegen und die Pflege von artgerechten Lebensräumen an Waldrändern und Hecken. Wichtig für die Tiere seien beerentragende Sträucher, Wildobstbäume und Kräuter. Feldhase, Fasan oder Rebhühner werden durch die Bejagung ihrer Fressfeinde geschützt. Benner: „So werden rückläufige Arten vor dem Aussterben bewahrt.“