Heiligenhaus. . Auch die für Menschen ungefährliche Afrikanische Schweinepest wandert nach Westen. Jäger und Konsumenten müssen gegen die Krankheit ankämpfen.
Sie hausen im Wald, grunzen und haben zumindest in Deutschland keine natürlichen Feinde: Wildschweine. „Früher gab es nur südlich der A 46 Wildschweine, inzwischen haben sie sich aber auch nördlich der Autobahn verbreitet“, sagt Förster Hannes Johannsen. Wildschweine leben unter anderem in Velbert-Langenberg, und Johannsen erwartet, dass sie früher oder später auch nach Heiligenhaus kommenwerden.
Die Zahl der Wildschweine sei innerhalb Deutschlands stark gestiegen; zum Vergleich: 1990 mussten 200 000 Tiere erlegt werden, in der letzten Jagdsaison hingegen waren es 600 000 erlegte Borstentiere. „Das Schwarzwild kann sich durch optimale Lebensbedingungen hervorragend fortpflanzen“, so Johannsen.
Durch milde Winter haben die Bachen mehr Milch, wodurch mehr Frischlinge überleben können, außerdem haben die Wildschweine keine natürlichen Feinde, ausgenommen den Menschen.
Krankheit ist ein großes Problem
Ein großes Problem für viele Bauern sei momentan die Afrikanische Schweinepest (ASP), die von kranken Tieren übertragen werden kann. ASP wird aus Osteuropa durch infizierte Rohwurst, beispielsweise Salami, übertragen. Allerdings ist diese meist tödliche Krankheit nur für Schweine gefährlich. Der Mensch kann diese Krankheit aber nicht bekommen und das infizierte Fleisch ist für ihn auch nicht gefährlich.
Doch wie kann man gegen diese Krankheit vorgehen? Der erste Gedanke sei laut Förster Johannsen natürlich das Erlegen der Tiere, und dies werde auch getan. Wildschweine würden meist durch Treibjagden erlegt; dabei kommen viele Jäger gleichzeitig in einem großen Waldstück zusammen, um mit Hunden möglichst viele Wildschweine zu jagen und zu erlegen.
Nur durch Jagen wird das Problem nicht gelöst
Diese Methode sei in einem Heiligenhauser Waldgebiet jedoch nicht umsetzbar, da es viel zu viele Spaziergänger in den Waldstücken gibt. In Heljens würde man daher auf die Einzeljagd zurückgreifen, weiß Fachmann Hannes Johannsen, „wobei man sich in einer Vollmondnacht an die Tiere heran pirscht, um sie dann zu erlegen.“ Das Gesetz schränkt die Jäger allerdings dabei ein, denn sie dürfen keine Muttertiere schießen.
„Nur durch das Abschießen der Tiere wird das Problem nicht gelöst“, sagt Johannsen. Ohnehin könne die Afrikanische Schweinepest nicht allein durch die Jagd besiegt werden. Man müsse die Wildschweine auch von verseuchten Futterquellen abschneiden. Bei ihnen beliebt seien die Lebensmittelabfälle auf Autobahnraststätten. Diese Abfälle könnten auch mit ASP infiziert sein. Eine gute Lösung dafür sei, so der Förster, Zäune um die Raststätten zu ziehen und die Mülleimer vor der Nacht zu leeren. „So hätten die Tiere keine Chance mehr, dort mit ASP in Kontakt zu kommen.“
Einkaufsverhalten kann helfen
Helfen kann außerdem jeder Heiligenhauser beim Einkauf: „Es ist in der Regel besser, das hochwertige Schweinefleisch zu kaufen, als das minderwertige Nackensteak vom Discounter. Denn umso qualitativ hochwertiger das Fleisch ist, umso weniger Schweine werden in einem Betrieb gehalten“, erklärt Hannes Johannsen. Gegenüber einem großen Hof mit Massentierhaltung sei ein kleiner nicht so anfällig für die Afrikanische Schweinepest. „Jeder muss in seinem Bereich Verantwortung übernehmen“, so der Förster.
Grundsätzlich leiden die Bauern unter den Wildschweinen, da sie die Felder durchwühlen und ihre Hausschweine mit ASP anstecken könnten. Sollte ein Schwein infiziert sein, muss der Bauer alle seine Tiere keulen, um weitere Infektionen zu vermeiden.
Mögen Wildschweine für die Bauern ein Problem sein, für den Wald seien Wildschweine hingegen sehr gut, so Johannsen, da sie den Boden auflockern. Für den Menschen ist die Sau ungefährlich, solange man ihre Frischlinge in Ruhe lässt. „Wenn man einer Bache oder einem Keiler begegnet, ist es immer ratsam, einfach ruhig zu sein, stehen zu bleiben und langsam zurück zu gehen, bis das Tier wieder verschwunden ist.“
>>> WILDSCHWEINE PFLÜGTEN WIESE IN VELBERT UM
- Im Velberter Stadtteil Langenberg sind bereits mehrfach die Wiesen einer Familie umgegraben worden, die Rinder züchtet.
- Die Wildschwein-Rotte hatte sich dort durch das Erdreich gewühlt, um Engerlinge und Würmer fressen zu können.
- Das Schwarzwild komme sogar bis ans Haus, dabei seien sie allerdings sehr leise.