witten. . Er spielt in einer Band und läuft gern – das Richtige, um vom Feuerwehralltag abzuschalten. Dabei wollte Ulli Gehrke was ganz anderes werden.

Der Traumberuf kleiner Jungen ist für Ulli Gehrke (52) wahr geworden. Dabei wollte er eigentlich nach dem Vorbild des rasenden Reporters zur Zeitung. Am Ende gelang dem Familienvater aus Rüdinghausen der geniale Mix. Er ging zur Feuerwehr und wurde später deren Pressesprecher. Jetzt nahm er sich Zeit für einen Kaffee im Medienhaus. Der Hobbymusiker trinkt ihn schwarz und vergaß nicht, die Schattenseiten seines Berufs zu erwähnen.

Herr Gehrke, warum sind Sie zur Feuerwehr gegangen?

Nach der Schulzeit an der Adolf-Reichwein-Realschule habe ich erst mal eine Ausbildung zum Maschinenschlosser im Weichenwerk gemacht. Eine vorhergehende Ausbildung ist heute noch Pflicht.

Und was hat Sie gereizt, danach zur Feuerwehr zu wechseln? Der Job bei der Bahn war doch sicher.

Als Maschinenschlosser habe ich genau gewusst, was mich jeden Tag erwartet. Bei der Feuerwehr weiß man nicht, was in der nächsten Minute passiert. Wir leben ja mit dem Alarm. Ich kannte das von meinem Vater, der auch bei der Feuerwehr war.

Mal Hand aufs Herz: Wird einem bei so einem 24-Stunden-Dienst nicht auch mal langweilig? Es brennt ja zum Glück nicht jeden Tag.

Viele haben da die falsche Vorstellung, wir würden immer nur auf den nächsten Einsatz warten. Wir haben einen ganz regulären Arbeitsdienst von morgens bis zum späten Nachmittag. Da repariert man Schläuche oder Pumpen, kümmert sich um den Atemschutz und, und, und. Am späten Nachmittag beginnt dann der Bereitschaftsdienst, der bis zum nächsten Morgen geht. Viele Kollegen treiben in dieser Zeit auch Sport. Aber egal, ob wir im Sportraum oder in der Werkstatt sind: Wenn der Gong geht, lassen wir Hanteln und Hammer fallen und rücken sofort aus.

Warum scheitern so viele junge Leute bei ihrer Bewerbung?

Oft erfüllen sie nicht die sportlichen Anforderungen, laufen etwa nicht schnell genug, können nicht am Seil hochklettern oder nicht ausreichend schwimmen.

Fitness gehört zum Feuerwehrberuf dazu: Ulli Gehrke an der Rutschstange in der Hauptwache. So geht’s am schnellsten zum Einsatzfahrzeug.
Fitness gehört zum Feuerwehrberuf dazu: Ulli Gehrke an der Rutschstange in der Hauptwache. So geht’s am schnellsten zum Einsatzfahrzeug. © Thomas Nitsche, Archiv

Was muss ein künftiger Feuerwehrmann mitbringen?

Er muss körperlich fit sein und sollte auch ein naturwissenschaftliches Interesse haben, etwa an Physik, Chemie und Medizin.

Den ein oder anderen könnten ja auch die Dienstzeiten mit 24-Stunden-Schichten abschrecken. Sie sind seit 30 Jahren dabei. Sind Sie eigentlich noch verheiratet?

Ja, schon seit über 25 Jahren. Als meine Frau und ich uns kennengelernt haben, war ich schon bei der Feuerwehr. Sie kannte es also gar nicht anders. Nur während eines längeren Lehrgangs hatte ich mal ganz normale Arbeitszeiten und kam jeden Nachmittag nach Hause. Das war ganz seltsam für meine Frau. Irgendwann fragte mein Sohn: Papa, wann ist dein nächster 24-Stunden-Dienst?

Was war Ihr größter Einsatz?

Der Brand bei Pelzer.

Und der schlimmste?

Das war ein Wohnungsbrand vor 20 Jahren in der Innenstadt. Dabei sind zwei Kinder umgekommen.

Gibt es auch schöne Erlebnisse, obwohl ja immer etwas passiert ist, wenn die Feuerwehr kommt?

Ja, das gibt es, sogar amüsante Sachen. Einmal hat uns ein Pärchen alarmiert, das abends auf dem Parkplatz bei Toom stand und die Zeit vergessen hat. Irgendwann hat der Sicherheitsdienst das Tor abgeschlossen. Wir haben die beiden wieder rausgelassen.

Will ihr zwölfjähriger Sohn auch eines Tages zur Feuerwehr?

Nein, bisher hat er kein Interesse. Aber das will nichts heißen. Hatte ich in dem Alter auch noch nicht.