Witten. . Mit einem eigenen Stand auf dem Wittener Familientrödel zu verkaufen, ist anstrengend. Viel Geld verdient man nicht, aber der Keller ist leerer.

Laura Neugebauer verkauft an diesem Sonntag zum ersten Mal beim Saalbau-Flohmarkt. „Zuerst dachte ich: Das will ich nie, nie wieder machen“, sagt sie. Fünf Stunden später, um etliche Kleidchen, Babybodys und gefühlt 20 Kinderschuhe erleichtert, hat sie ihre Meinung geändert: „Ich glaube, das könnte unser neues Hobby werden.“

Den Familien-Trödelmarkt im Saalbau als Händler mitzumachen, ist ein sportliches Unterfangen. Das beginnt mit dem Nervenkitzel, ob man überhaupt einen Platz auf Wittens begehrtestem Trödelmarkt bekommt. Man bewirbt sich dazu per Mail bei Günther Weigang.

Günther Weigang organisiert  die RatzFatz Trödelmärkte im Saalbau Witten.
Günther Weigang organisiert die RatzFatz Trödelmärkte im Saalbau Witten. © Jürgen Theobald

Für die Ev. Jugend Hattingen-Witten organisiert der einstige Jugendreferent im besten Rentenalter den Familientrödel. Aus vielen Interessenten wählt der 69-Jährige „so fair wie möglich“ diejenigen aus, die einen der 130 Plätze erhalten. „Für die Gebläsehalle gibt es zum Beispiel viermal so viel Bewerber wie Plätze“, sagt er. Wer Glück hat, erhält eine Mail mit seiner Standnummer.

Laura und ihr Mann Jörg Neugebauer haben die „R 102“, drei Meter lang, 1,30 Meter breit. Unter keinen Umständen darf man die Standtiefe überschreiten. Sie ist mit Klebeband auf dem Boden markiert. Mit strengem Blick schiebt mancher Saalordner den Kleiderständer um zehn Zentimeter zurück.

© Barbara Zabka

Aufgebaut wird, wenn andere noch am Frühstückstisch sitzen. Um 9.30 Uhr herrscht auf dem Saalbauvorplatz emsige Betriebsamkeit. Durch einen Nebeneingang werden Sackkarren geschoben, auf denen sich Kartons stapeln. Werden Autositze getragen, Bücherkisten, Kleiderständer, Babybettchen. Vor allem aber Stapelboxen aus Plastik, voll mit Kinderkleidung. So oft muss man zum bis unters Dach vollgepackten Auto laufen, dass schnell die Arme schwer und die Füße lahm werden. Um 10.30 Uhr müssen alle Autos weggefahren sein. Um diese Zeit stehen am Haupteingang schon die ersten Kunden in einer Schlange an.

11 Uhr, die Invasion beginnt. Geübte Flohmarktkäufer entdecken sofort die besten Schnäppchen: Playmobil, Lego, Kinderbuchklassiker sind ratzfatz verkauft. Danach kommen die Schlenderer, auf der Suche nach etwas Besonderem. Kaum ein Verkäufer verdient an dem, was er aus seinem Keller ins Saalbau-Licht gezerrt hat. 50 Cent bekommt Laura Neugebauer für ein T-Shirt, zwei Euro für ein Paar Schuhe. Aber es geht ums Wegkriegen – der Keller muss leer werden! „Ich hätte nie gedacht, dass sich das doch so lohnt“, sagt die 36-Jährige.

Sogar ein Videorekorder wird verkauft

Jeder Verkäufer hat dabei ein paar Dinge, die er auf Teufel komm raus an den Mann bringen will. Die Autorin hat einen großen schwenkbaren Plastikkran angeschleppt. „Pah, so ein Ding steht in jedem Jungs-zimmer und staubt ein“, winkt eine Mutter ab. Ein Herr bietet 20 Euro. Nix da, der hat 50 im Original gekostet! Ein fataler Fehler, schlussendlich findet der Kran für 12 Euro einen neuen, glücklichen Käufer.

Die Verkäuferin grämt sich nicht, schließlich hat sie kurz zuvor einen Coup gelandet: Sie hat – Tusch! – einen Videorekorder verkauft. Dass der überhaupt einen Interessenten fand, überrascht. „Damit könnte ich nochmal die Videokassette von unserer Hochzeit angucken“, sagt der Käufer. Wie rührend, da fordert man nur einen Euro. „Das ist er nicht wert“, sagt der Mann. „Ich gebe Ihnen zwei.“

>> Saalbau-Flohmarkt läuft seit 15 Jahren

Ein Stand auf einem der Familie-Trödelmärkte der Ratz + Fatz Company ist heiß begehrt. Bewerben kann man sich per E-Mail an officejugend@kirche-hawi.de.

Die weiteren Termine im Saalbau: 24. März, 3. November und 1. Dezember. Ratz + Fatz organisiert auch den Trödel in der Gebläsehalle Hattingen: 24. Februar, 13. Oktober und 8. Dezember. Ein Stand kostet 8 € pro Meter.