Witten. . Silvia Nolte, Stadtmarketing-Chefin, will mehr für Witten werben – auch mit einem Open-Air-Kino auf Zeche Nachtigall und einem Ruhr-Picknick.

Seit November hat das Stadtmarketing eine neue Chefin. Die Ärchäologin, Historikerin und Marketingfachfrau Dr. Silvia Nolte (52) hat Inge Nowack abgelöst, die nach fünf Jahren ins Wittener Planungsamt wechselte. Ihre Nachfolgerin, die mit ihrem Sohn (18) und ihrem Partner in Langendreer lebt, möchte als Werberin für Witten noch mehr auf die Stadt aufmerksam machen und neue Veranstaltungen auf den Weg bringen – wie etwa ein Open-Air-Kino auf der Zeche Nachtigall.

Sie waren mehrere Jahre Tourismus-Direktorin auf der Insel Spiekeroog und im bayerischen Oberstdorf. Seit 2012 waren Sie Stadtsprecherin und Leiterin des Bürgermeisterbüros in Mettmann. Sie sind aber ein Kind des Reviers.
Silvia Nolte: Ja! Ich bin in Bochum-Langendreer aufgewachsen. Mein Vater war Bergmann, später hat er sein Geld bei Opel verdient. Ich habe an der Ruhr-Universität Bochum studiert, bin dann nach Berlin gegangen, wo ich mein Studium beendet habe und auch noch eine Ausbildung zur Marketingfachfrau gemacht habe. In Berlin waren ein Partner und ich sieben Jahre lang mit einem Büro selbstständig. Wir haben uns um Marketingkonzepte und Veranstaltungen für große Unternehmen gekümmert.

Auch mal über Sommerrodelbahn nachdenken

Jetzt sind Sie Werberin für Witten. Was möchten Sie an Ihrer neuen Arbeitsstelle bewegen?

Ich würde in diesem Jahr in den Sommermonaten gerne – in Zusammenarbeit mit der Gastronomie – After-Work-Events in der Stadt organisieren. Leute können sich dann nach der Arbeit treffen und austauschen. Auf der Zeche Nachtigall plane ich im Spätsommer ein Open-Air-Kino. Das hätte dort doch eine wundervolle Kulisse! So etwas wäre auch auf dem Hohenstein – nämlich auf der Wiese vor dem Bergerdenkmal – sehr schön.

Den Hohenstein noch stärker zu beleben, sehe ich auch als meine Aufgabe. Das gelingt mit den Wittener Rodelwochen ja jetzt schon außerordentlich gut. Da könnte man doch auch mal über den Vorschlag einer Sommerrodelbahn nachdenken.

„Ich hoffe, dass ich für gute Ideen Mitstreiter finde“

Witten liegt an der Ruhr. Diese Stadt-am-Fluss-Lage wird zu wenig genutzt, finden viele. Haben Sie da Ideen?
Ich könnte mir ein Ruhr-Picknick vorstellen – nach dem Vorbild der Wittener Tafelmusik. Menschen bringen etwas zu essen und zu trinken mit und treffen sich am Fluss. Zur Belebung der Innenstadt fände ich übrigens ein Straßenmusiker-Festival prima. Ganz wichtig ist aber mit Blick auf unsere Mittel: Solche Veranstaltungen müssen so geplant sein, dass sie sich refinanzieren. Ich hoffe daher, dass ich für gute Ideen Mitstreiter finde, die sich an der Finanzierung beteiligen.

Vermarktet sich Witten eigentlich richtig und ausreichend?
Da ist noch viel Luft nach oben! Witten hat eine hohe Lebens- und Freizeitqualität. Wir sollten die Stärken der Stadt bekannter machen, in eine offensive Kommunikation gehen und auch die digitalen Medien nicht vergessen. Ich finde auch eine vom Stadtmarketing initiierte neue Internetseite wichtig. Die sollte sich mit drei Themenbereichen beschäftigen. Einmal mit dem Bereich Arbeit, Leben und Wohnen. Das zweite Thema ist der Einzelhandel und die Gastronomie. Stichwort: Einkaufen und genießen. Punkt drei wäre der touristische Bereich. Stichwort: Witten entdecken und erleben. Diese Darstellung im Netz sollte auch emotionaler und mit einem Empfehlungs-Marketing verbunden sein. Also: Wittener geben zum Beispiel Tipps für Ausflüge, die sich lohnen.

Mehr Radfahrer in die Stadt holen

Stichwort Onlineportal: Der Vorsitzende der Standortgemeinschaft Witten-Mitte, Christoph Daniel, und seine Stellvertreterin, Angelika Bilow-Hafer, machen sich für eine gemeinsame Online-Verkaufsplattform der Wittener Einzelhändler stark. Wie sehen Sie das?
So etwas, denke ich, könnte ein Teil der von mir angedachten neuen Internetseite sein. Denn man braucht eine Seite mit einer hohen Besucherfrequenz. Darüber muss ich mit den Vertretern der Einzelhändler – auch aus den Stadtteilen – aber noch Gespräche führen. Da muss man natürlich wissen, was sich die Händler wünschen und was leistbar ist.

Womit kann Witten Ihrer Ansicht nach besonders punkten?
Mit der Industriekultur und dem Ruhrtalradweg. Was das Muttental angeht, könnte man noch über weitere touristische Angebote und die Kombination bereits bestehender Angebote stärker in die Vermarktung gehen – zum Beispiel: Naturerlebnis trifft Bergbau-Tradition. Von den Radfahrern, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind, würde ich gerne mehr in die Stadt holen und diese vielleicht auch als Übernachtungsgäste gewinnen. Da könnte man zum Beispiel ein Paket anbieten, zu dem auch ein Essen und eine Veranstaltung gehören.

Spezielle Touren für Erstsemester

Witten hat eine Universität mit wachsenden Studentenzahlen. Müsste das Stadtmarketing diesen jungen Leuten nicht auch die Stadt und seine Umgebung zeigen?
Ja. Da könnte man spezielle Touren anbieten. Gästeführer könnten Erstsemestern unter einem bestimmten Motto die Stadt erklären. Und wir müssen die Studenten fragen: Was hättet Ihr denn gerne? Es gibt viel zu tun...

>>> WITTEN HATTE 2018 EIN GÄSTE-PLUS

Von Januar bis November 2018 sind in den Wittener Unterkünften (vom Hotel bis zur Ferienwohnung) rund 33.240 Gäste gezählt worden. Dies sind laut der Beherbergungsstatistik des Landesamtes für Information und Technik 15,3 Prozent mehr als im Vergleichzeitraum 2017.

Wer nach Witten kommt, bleibt im statistischen Mittel etwa 1,8 Tage in der Stadt: Denn von Januar bis November 2018 wurden in Witten 61.330 Übernachtungen gezählt. Ein ordentliches Plus von 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die genannten Zahlen umfassen Geschäfts- und Privatreisen. An den im Muttental angebotenen Touren und Schmiede-Programmen nehmen jährlich 1600 bis 2000 Menschen teil. Veranstaltungen, Touren und Führungen in Witten findet man unter www.stadtmarketing-witten.de