Witten. . Die im Regionalplan vorgesehenen Gewerbeflächen reichen nach Ansicht der Handelskammer bei Weitem nicht aus. Sie sieht Bürgerprotest mit Sorge.
Im Konflikt um das mögliche Gewerbegebiet auf dem Vöckenberg in Stockum melden sich jetzt auch die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite zu Wort. „Wir müssen uns alle Optionen, in Witten zusätzliches Gewerbe und Industrie anzusiedeln, offenhalten“, sagt Mathias Hillbrandt von der IG Metall Witten.
Der erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft sieht eine drohende De-Industrialisierung der Stadt. „Wenn man generell alles ablehnt, ist man immer nur dritter Sieger.“ Der Gewerkschafter befürchtet eine politische Meinungsbildung, „ohne dass alle betroffenen Akteure gehört werden“ und wünscht sich einen breiten, öffentlichen Dialog zur künftigen Entwicklung des Standorts.
24 Hektar für 25 Jahre
Noch dramatischer sieht Wilfried Neuhaus-Galladé, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) für das Mittlere Ruhrgebiet, die Situation. Die im neuen Regionalplan Ruhr ausgewiesenen 24 Hektar zusätzlicher Gewerbefläche – davon 20 auf dem Stockumer Vöckenberg – seien zu wenig.
„Das Planwerk hat eine Laufzeit von 25 Jahren. Das heißt: Wir haben 24 Hektar für 25 Jahre. Das reicht bei weitem nicht, um neue Unternehmen nach Witten zu holen oder expandierenden Wittener Unternehmen neue Standorte anzubieten“, so Neuhaus-Galladé.
Retten, was zu retten ist
Auch die IHK blickt mit Sorge auf die politische Diskussion und den Bürgerprotest gegen eine Bebauung des Vöckenbergs. Wer für den Erhalt des Grüngürtels kämpfe, müsse bedenken, dass ein so attraktives, verkehrlich optimal angebundenes Gewerbegebiet zusätzliche Arbeitsplätze und dringend benötigte Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt bedeute, so Stefan Postert, Unternehmensexperte der IHK. „Es gilt für Witten, an Gewerbefläche zu retten, was noch zu retten ist.“
Dennoch fordert die Handelskammer von den Städten im Ruhrgebiet auch eine größere Bereitschaft, interkommunale Gewerbegebiete auszuweisen, von denen alle profitieren könnten.