Witten. . Angsträume sollen entschärft werden. Doch die Delikte nehmen zu, räumt Wittens Bürgermeisterin ein. Härtere Maßnahmen seien schwer umsetzbar.
Vier Schüler stehlen die Kasse in der Subway-Filiale am Wittener Rathaus. Jugendliche spionieren auf der Johannisstraße Geschäfte aus. Eine Gruppe junger Leute randaliert seit einem Jahr auf dem Rathausplatz und Umgebung. Die ansässigen Gastronomen, allen voran der Wirt des Ratskellers, sind beunruhigt und fühlen sich im Stich gelassen. Was tut die Stadt für die Sicherheit auf Wittens Straßen? Wie reagiert die Politik auf verängstigte Bürger, die sich im Dunkeln nicht mehr nach draußen trauen?
Jetzt, im Dezember, ist der Rathausplatz abends belebt, zumindest solange Weihnachtsmarkt und Eisbahn geöffnet haben. In dieser Zeit sind, zumindest von Freitag bis Sonntag jeweils von 18 bis 22 Uhr, Mitarbeiter des Ordnungsamtes und einer Sicherheitsfirma unterwegs – nicht nur, um Taschendiebstähle einzudämmen. „Im vergangenen Jahr haben wir ja erlebt, wie Jugendliche regelmäßig auf den Treppen des Rathauses saßen und getrunken haben“, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann.
„Nicht nur in der City benehmen sich die Leute schlecht“
Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung – diese drei Themen seien ihr ein ganz persönliches Anliegen. „Und es ist nicht nur die Innenstadt, in der sich Leute schlecht benehmen“, sagt sie mit Verweis auf Problemlagen in Annen, wo etwa das Projekt „Soziale Stadt“ Abhilfe schaffen sollte.
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Leidemann: „Deshalb wollen wir das Programm dort auch weiterfahren.“ Bei Schülersprechstunden, die die Bürgermeisterin anbietet, hätten Mädchen der Otto-Schott-Realschule ihr kürzlich berichtet, dass sie oft mit einem Gefühl der Unsicherheit durch die Stadt gingen.
Vielfältig seien die Maßnahmen, mit denen die Stadt den Bürgern zumindest dieses subjektive Gefühl der Unsicherheit zu nehmen versuche, versichert Leidemann. Eine stärkere Beleuchtung soll den Rathausdurchgang als Angstraum entschärfen. Aus diesen Gründen achte die Stadt auch darauf, etwa Büsche im Lutherpark zurückzuschneiden. Auch gebe es inzwischen regelmäßige Kontrollen in Shisha-Bars. Schulhöfe wie die der Erlen- und der Crengeldanzschule sollen höher eingezäunt werden.
Leidemann für Videoüberwachung
Die Bürgermeisterin stellt aber auch mit Bedauern fest; Der pädagogische Ansatz , den die Gerichte beim Jugendstrafrecht in den Mittelpunkt stellen, ziehe offenbar nicht mehr. Leidemann: „Häufigkeit und Schwere der Straftaten nehmen zu.“ Gerne würde sie deshalb an bestimmten Stellen eine Videoüberwachung installieren lassen. „Wir haben deshalb mit der Polizei gesprochen.“ Diese stufe den Rathausplatz aber nicht als Kriminalitätsschwerpunkt ein.
Außerdem sei Datenschutz inzwischen so ein hohes Gut, dass „wir da keine Möglichkeiten haben“. Angesichts der Zunahme von Messerstechereien in der Stadt habe man wiederum überlegt, den Besitz von Messern zu untersagen. „Aber wie wollen Sie das kontrollieren.“
Probleme müssten angegangen werden
20.000 Euro stehen ab 2019 zusätzlich zur Verfügung, um ein vernünftiges Konzept in Sachen Sicherheit und Sauberkeit zu entwickeln. Das wurde in der Haushaltssitzung Ende November kurzfristig beschlossen. Es solle nicht mehr nur Ordnungspartnerschaften mit der Polizei geben, auch Feuerwehr und andere Institutionen sollen sich vernetzen, so Lars König von der CDU. Er persönlich sei nicht der Meinung, in unsicheren Zeiten zu leben, „schon gar nicht hier“. Doch weil die Mehrheit der Bürger das offenbar anders sehe, müsse man die Probleme angehen, damit bald „alles tutti wird in Witten“.
Übrigens: Als die Autorin dieses Berichts am Abend zu ihrem Parkplatz in der extrem düsteren Schultenhofstraße in Rathausnähe ging, kamen ihr zwei Polizeibeamte zu Fuß entgegen. Sie würden dort regelmäßig kontrollieren. Aber nicht täglich. „Dazu haben wir zu wenig Personal.“