Witten. . Behandelt wurde am Tag eins im Pilotprojekt noch nicht. Hier soll jeder Patient dauerhaft Zugriff auf seine Krankenakte bekommen.

Viel zu tun hatte Dr. Muhammet Ali Güz (43) an seinem ersten Tag in der neuen allgemeinärztlichen Hochschulambulanz noch nicht: Sieben Patienten am ersten Öffnungstag, nur zur Terminvergabe. „So ist das auch in jeder neuen fachärztlichen Praxis“, sagt der Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie. „Da hat man ein, zwei Tage Leerlauf, bevor es richtig losgeht.“

Mit einem Labor, fünf Behandlungs- sowie zwei Besprechungszimmern, Konferenzraum und Räumlichkeiten für Fallmanager und Therapeuten ist das Team um Doktor Güz auf viele Patienten vorbereitet. Und auf Humanmedizin-Studenten, die künftig per Bildschirm Behandlungsverläufe und -ergebnisse live zugeschaltet bekommen und diskutieren sollen. „Natürlich nur, wenn der Patient zustimmt“, betont Güz.

Die Datentransparenz soll nicht nur die Lehre fördern, sondern auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessern. Die Hochschulambulanz versucht sich als bundesweit erste Einrichtung am sogenannten „Open-Notes“-System, das bereits vereinzelt in den USA angewandt wird. Patienten erhalten dadurch auf digitalem Wege dauerhaft Zugriff auf ihre Befunde, Laborwerte oder Medikationen.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Dadurch sind die Patienten in der Lage, viel gezielter Rückfragen zu stellen“, sagt Güz. Datenschutzrechtliche Bedenken klammert der Arzt aus. „Wir beachten natürlich die Datenschutz-Grundverordnung, die Daten sind außerdem doppelt gesichert.“ Herausstechen möchte die Ambulanz auch mit ihrem Fokus auf alternative Behandlungsmethoden, zum Beispiel auf Meditationsübungen für Menschen mit chronischen Erkrankungen. „Wir wollen Betroffenen dabei helfen, sich selbst helfen zu können – und unabhängig vom Arzt zu werden“, sagt Güz.

Zwar steht die Ambulanz jedem Kassenpatienten offen, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Stoffwechselproblemen, Muskel- und Skeletterkrankungen oder Bluthochdruck. „Bei Schmerzpatienten gibt es keine klassische Schmerztherapie“, merkt Güz an. „Wir machen Schmerzreduktion durch Achtsamkeitsübungen.“ Dabei will das Team mit gutem Beispiel vorangehen: „Auch wir fangen den Tag mit einer Zimbel und Übungen an, durch die wir zur Ruhe kommen.“ Die wird das Team in einigen Wochen vermutlich noch gut gebrauchen können.