Witten. . „Eine positive Einstellung verlängert das Leben“, sagt ein Wittener Facharzt für Geriatrie. Wer hat gute Chancen, ein Methusalem zu werden?

Über 17.000 Deutsche sind mittlerweile über 100 Jahre alt – und ihre Zahl wächst. Viele von ihnen sind auch im dreistelligen Alter noch geistig fit und sehen deutlich jünger aus als sie tatsächlich sind. Wie erklärt sich das? Dr. Ulrich Weitkämper, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Ev. Krankenhaus, nennt einige Faktoren:

Die Zahl der Alten nehme insgesamt zu, aber innerhalb der Alten steige besonders die Zahl der Hochbetagten. Viele 100-Jährige seien körperlich fitter als 80- oder 90-Jährige. Sie sind offenbar genetisch begünstigt: Denn wer etwa bis zum Alter von 95, 96 Jahren nicht an den großen schweren Herz-Kreislauf-Krankheiten erkrankt sei, habe eine gute Chance, das Methusalem-Alter zu erreichen.

Nicht nur Erbmaterial spielt eine Rolle

Das Erbmaterial spiele zwar eine gewisse Rolle, „aber andere Faktoren sind mindestens genauso wichtig“, sagt Ulrich Weitkämper.

Hedwig Knorn, gebürtige Stockumerin feiert am 04.04.2018 ihren 107. Geburtstag. Sie lebt noch in ihrer eigenen Wohnung im Haus der Kinder. Sie ist die älteste Bürgerin Wittens und sitzt gerne am Fenster.
Hedwig Knorn, gebürtige Stockumerin feiert am 04.04.2018 ihren 107. Geburtstag. Sie lebt noch in ihrer eigenen Wohnung im Haus der Kinder. Sie ist die älteste Bürgerin Wittens und sitzt gerne am Fenster. © Barbara Zabka

Das seien Bewegung und eine gesunde Ernährung. Sowie: das Leben in einem vernünftigen Sozialverband, etwa einer vertrauten, intakten Familie. Fast allen Hundertjährigen gemein ist auch eine positive Einstellung zum eigenen Leben. „Da geht es um den Sinn im Leben“, sagt Weitkämper. „Die Leute wissen bis ins hohe Alter hinein, warum sie morgens aufstehen. Sie haben eine Aufgabe.“

Durchschnittsalter der Deutschen liegt bei 46,3 Jahren

Die geistige Beweglichkeit und soziale Aktivitäten seien auch das beste Mittel gegen das Fortschreiten einer Demenz, sie könne sie gar verzögern. Die Chance, an Demenz zu erkranken, wächst übrigens mit steigendem Alter.

Laut Statistischem Bundesamt ist Deutschland mit einem durchschnittlichen Alter von 46,3 Jahren nach Japan die zweitälteste Gesellschaft der Welt. Die Lebenserwartung Neugeborener liegt (gemessen 2015) bei 81 Jahren – 1960 waren es nicht einmal 70 Jahre. Frauen leben zurzeit fünf bis sechs Jahre länger als Männer. Und: Theoretisch hat jedes dritte Kind, das heute geboren wird, eine Chance, über 100 Jahre alt zu werden – besonders übrigens, wenn es ein Mädchen ist.