Witten. . Das St. Josefshaus in Herbede nimmt an einer bundesweiten Studie der Universität Bremen teil. Es geht um den Personalbedarf in der Pflege.
„Wir können jetzt ein Tröpfchen dazu beitragen, dass sich in der Pflege etwas ändert“, sagt Hedwig Deppe. Auf Initiative der Pflegedienstleiterin nimmt das St. Josefshaus in Herbede an einer bundesweiten Studie der Universität Bremen teil. Ziel des Projektes ist es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem der Personalbedarf in Pflegeeinrichtungen bemessen werden kann.
„Es geht darum, das Personal auf einen einigermaßen normalen Stand zu bringen“, sagt Deppe. Der Fachkräftemangel ist jetzt schon groß. „Und die Jahre, die uns bevorstehen, werden noch schwieriger“, befürchtet die 55-Jährige. Immer mehr Menschen würden an Demenz erkranken. „Und wir haben jetzt schon viele Bewohner mit jeder Menge Erkrankungen.“
Wie viele Menschen ein Pfleger betreut variiert
Um wie viele Menschen sich ein Pfleger kümmert, variiert von Bundesland zu Bundesland. Das soll sich ändern, die Bundesregierung hat daher vor rund einem Jahr einen neuen Paragrafen ins Sozialgesetzbuch aufgenommen, der vorsieht, ein einheitliches Verfahren zu entwickeln und zu erproben. Damit beauftragt wurde die Uni Bremen.
Für die Feldphase des Projekts untersuchen die Wissenschaftler den aktuellen Ist-Zustand in über 50 vollstationären Pflegeheime in der ganzen Republik. Eines davon ist das Josefshaus, genauer gesagt der Wohnbereich eins mit 23 Senioren.
„Es geht um das Menschliche“
In einem ersten Schritt überprüften Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) Ende Juli die Pflegegrade der 23 Teilnehmer. Dann erstellte eine Projekt-Mitarbeiterin gemeinsam mit zwei Pflegekräften einen Tagesablauf für die einzelnen Pfleger. „Dabei wurde das, was wir sowieso schon machen, ergänzt“, erklärt Deppe. Und besonders darauf geachtet, an welchen Stellen die Pflegekräfte mehr Zeit benötigen, etwa für Gespräche. „Es geht bei unserer Arbeit ja immer auch um das Menschliche, um Kommunikation, darum, einfach da zu sein für die Bewohner“, betont Deppe.
Projekt läuft noch bis August 2019
Der Titel des Bremer Projektes lautet: „Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß §113c SGB XI“.
Das mit 4,4 Millionen Euro öffentlich geförderte Projekt läuft noch bis August 2019.
In der vergangenen Woche dann begleiteten „Schatten“ die Pfleger des St. Josefshaus, sieben Projekt-Mitarbeiter notierten jeden einzelnen Handgriff. „Das war für unsere Kollegen schon sehr ungewöhnlich – und auch für die Bewohner“, erzählt die Pflegedienstleiterin. „Aber wir haben ja nichts zu verstecken.“ Mit dem Projekt verbindet Deppe die Hoffnung „für die Zukunft etwas bewegen zu können“.
Um Nachwuchs für den Beruf gewinnen zu können, braucht es für die engagierte Altenpflegerin – neben angemessener Bezahlung – aber vor allem eins: ein positiveres Bild in der Öffentlichkeit. „Wir reden immer über die Last, die wir zu tragen haben. Aber diese Arbeit gibt auch so unglaublich viel zurück.“