Witten. . Das Erdgeschoss des FEZ wird zurzeit umgebaut, die ersten Mitarbeiter sind eingestellt. Manche niedergelassenen Mediziner bleiben aber skeptisch.

Schon lange plant die Uni eine allgemeinmedizinische Hochschulambulanz auf dem Campus. Nun rückt die Eröffnung näher: Derzeit laufen Umbauarbeiten auf einer Fläche von 500 qm im Erdgeschoss des FEZ an der Alfred-Herrhausen-Straße. Zudem werden die ersten Arbeitsverträge geschlossen. „Im November, spätestens Dezember können die ersten Patienten behandelt werden“, verspricht Prof. Tobias Esch, der die „universitäre Ambulanz für integrative Medizin und Naturheilkunde“ leiten soll.

Ganzheitlicher Ansatz

Dieser Name soll dem Patienten verraten, worin der Unterschied zu einer Hausarztpraxis besteht – es ist der ganzheitliche Ansatz. In der Hochschulambulanz widmet sich ein Team aus Medizinern und Therapeuten dem Patienten. Neben der medizinischen Grundversorgung („denn wir können ja keinen wieder wegschicken“, so Esch) werde das Krankheitsbild aus verschiedenen Aspekten betrachtet: Würden statt Medikamenten auch Meditation, Entspannung oder Ernährungsumstellung helfen? Diese Therapien sind in der Uniambulanz keine Zusatzleistungen, die der Patient bezahlen muss oder für die er eine Überweisung benötigt. Das übernimmt die Krankenkasse.

Patient kann Daten auf dem Tablet eingeben

Ganz neu wird außerdem der digitale Ansatz der Ambulanz sein. Im Wartezimmer bekommt man ein Tablet in die Hand gedrückt, um seine Daten einzutragen. Auf diesem persönlichen Portal werden auch Befunde abrufbar sein.

Die Uni Witten hat länger als geplant mit den Krankenkassen verhandeln müssen, um die Kassenzulassung zu erhalten . Zwei Jahre seien nichts Ungewöhnliches, so Neurologe Esch. Er betreut mit seinem Lehrstuhl für Integrative Gesundheitsversorgung die Ambulanz wissenschaftlich. Zeitgleich lernen bei den vier dort dann fest angestellten Allgemeinmedizinern die Studenten Praxis.

Niedergelassene Ärzte fürchteten Konkurrenz

Viele niedergelassene Wittener Ärzte hatten die Pläne für eine Ambulanz zunächst skeptisch gesehen – könnte sie für die Hausärzte doch Konkurrenz bedeuten. Prof. Esch betont, deren Honorar käme aus anderen Töpfen, sprich von der Kassenärztliche Vereinigung. „Nach vielen Gesprächen glauben wir an eine gute Kooperation miteinander.“ Esch hofft, dass niedergelassenen Ärzte Patienten bei bestimmten Krankheitsbildern sogar zur Hochschulambulanz überweisen.

Dr. Frank Koch und Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW), sehen die Zusammenarbeit „abwartend kooperativ“. „Grundsätzlich ist es gut, dass es in Witten ein erweitertes Angebot vor allem für chronische Patienten gibt, das die herkömmliche Kassenmedizin nicht leisten kann“, sagt Arne Meinshausen. Dennoch scheinen bei den Wittener Ärzten nicht alle Zweifel ausgeräumt. „Viele Details wissen wir nicht“, sagt Koch. Vor allem wie die Ambulanz sich über die Basisfinanzierung durch die Krankenkassen tragen will, werfe bei ihm Fragen auf.

Uni rechnet 2019 mit zehn Millionen vom Land

Das Wintersemester 2018/19 in Humanmedizin an der Uni Witten startete nach einem überarbeiteten Modell, das noch mehr den Schwerpunkt auf Allgemeinmedizin geht. Dazu soll auch die Hochschulambulanz beitragen.

Noch laufen Gespräche mit der Landesregierung, den Etat der Uni zu verdoppeln, damit diese 168 statt 84 Studenten aufnehmen kann. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann möchte mehr Allgemeinmediziner für die hausärztliche Versorgung ausbilden. Die Überarbeitung des Studiengangs sei eine „strategische Entscheidung, die dem Land entgegenkommt“, so Uni-Sprecher Daniel Lichtenstein. „wir erwarten ein positiven Ergebnis“.