Witten. . Die Uni Witten/Herdecke rechnet damit, dass sie 2019 über zehn Millionen Euro vom Land erhält. Wissenschaftsrat fordert mehr Medizinprofessoren.
Die Uni Witten/Herdecke rechnet damit, dass sie 2019 nicht – wie bislang – 4,5 Millionen Euro Förderung jährlich vom Land erhält, sondern über zehn Millionen. Uni-Präsident Prof. Martin Butzlaff zu unserer Zeitung: „Wir stehen kurz vor der Vereinbarung mit dem Land.“ Nach der Begutachtung durch den deutschen Wissenschaftsrat muss die Hochschule – vor allem im Bereich Humanmedizin – weitere Professoren als Lehrkräfte einstellen.
Ab dem Sommersemester 2019 werde die Uni die Zahl ihrer jährlichen Studienanfänger im Bereich Humanmedizin voraussichtlich verdoppeln – von jetzt 84 auf 168, so Butzlaff. Angesichts des Ausbaus erwartet der Wissenschaftsrat, dass die Uni die Zahl der fest angestellten Professoren in der Humanmedizin von derzeit 21 auf mindestens 29 Lehrkräfte erhöht.
Auflagen vom deutschen Wissenschaftsrat
Zwei Tage, am 17. und 18. Januar, haben 20 Vertreter des deutschen Wissenschaftsrates der Uni Witten/Herdecke einen Besuch abgestattet. Hintergrund: Der Rat prüft in regelmäßigen Abständen die Leistungen der privaten Hochschule in Lehre und Forschung. Seit dieser Woche liegen die Ergebnisse des 127-seitigen Gutachtens vor. Insgesamt wird die Leistungsfähigkeit der Uni bestätigt. Es gibt aber auch Auflagen und Handlungsempfehlungen für ihre weitere Arbeit.
Vor allem für den geplanten Wachstumskurs der Fakultät Gesundheit und beim Studium der Humanmedizin seien für ein gesichertes Qualitätsniveau in Lehre und Forschung weitere hauptberufliche Professuren und Lehrstühle erforderlich, heißt es vom Wissenschaftsrat. Derzeit studieren 861 junge Frauen und Männer in Witten Humanmedizin.
Zwei Jahre Zeit für die Schaffung von Stellen
Die Uni beschäftigt in diesem Bereich 21 hauptamtliche Professoren. Bei der klinischen Ausbildung arbeitet sie mit dem Klinikum Köln-Merheim, dem Helios-Universitätsklinikum Wuppertal, dem Gemeinschaftskrankenhaus Witten/Herdecke, der Kinderklinik in Datteln und dem evangelischen Krankenhaus in Witten zusammen. Martin Butzlaff: „Auch dort findet Forschung und Lehre statt, auch wenn die Professoren nicht bei uns, sondern bei ihrer jeweiligen Klinik angestellt sind.“
Der Wissenschaftsrat fordert jedoch, dass die Wittener Hochschule für ihren stark wachsenden Humanmedizin-Studiengang selbst weitere Professoren fest anstellt. Butzlaff: „Ab dem Sommersemester 2019, wenn wir die Zahl der bei uns angebotenen Studienplätze für Humanmedizin voraussichtlich verdoppeln, erwartet der Wissenschaftsrat mindestens 29 Professoren. Für die Schaffung dieser Stellen haben wir zwei Jahre lang Zeit.“
Auch für die Zahnmedizin mehr Professoren gefordert
Die Uni sei kurz davor, mit dem Land eine Vereinbarung darüber zu schließen, dass die Hochschule hierfür die entsprechenden finanziellen Ressourcen habe. Martin Butzlaff: „Bisher erhalten wir vom Land jährlich 4,5 Millionen Euro an Förderung für die gesamte Uni. 2019 sollen wir etwas über zehn Millionen Euro bekommen.“
Der Wissenschaftsrat habe der Uni drei Jahre dafür Zeit gegeben, dass mehr als 50 Prozent der Lehre in der Humanmedizin von fest angestellten Professoren geleistet wird. Butzlaff: „Bislang sind das knapp 30 Prozent.“ Man werde gemeinsam mit der Landesregierung über Lösungsmöglichkeiten nachdenken. Auch im Bereich Zahnmedizin soll die Uni in drei Jahren 50 Prozent ihrer dort in Forschung und Lehre tätigen Professoren bei sich angestellt haben.
Jeder zweite Hausarzt geht in Rente
Martin Butzlaff liegt noch ein weiteres Thema am Herzen. Ab dem Wintersemester soll der Modellstudiengang Humanmedizin „eine Neuauflage“ erfahren. Hintergrund: Bundesweit fehlen – vor allem auf dem Land – Allgemeinmediziner, die als Hausärzte tätig sind. Laut NRW-Gesundheitsministerium wird in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich jeder zweite der in NRW niedergelassenen Hausärzte in Rente gehen.
Martin Butzlaff ist stolz darauf, dass schon heute jeder fünfte Humanmedizin-Student seiner Uni sein Geld später als Hausarzt verdient. „Bundesweit machen dies zwischen zehn und zwölf Prozent der Absolventen. Das ist zu wenig.“ Der Wittener Studiengang will Studenten künftig noch mehr ermutigen, sich später für eine hausärztliche Tätigkeit zu entscheiden.
Fakultät für Kulturreflexion muss sich verändern
Große Veränderungen erwartet der Wissenschaftsrat bei der – mit knapp 200 Studierenden – kleinsten Fakultät der Uni: der Kulturreflexion. Hier könnte ein Zusammengehen mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften eine Option sein, so Martin Butzlaff. „Über die Chancen, die eine solche neue, größere Fakultät bietet, werden wir diskutieren.“
>>> UNI RECHNET BIS 2025 MIT KNAPP 3500 STUDENTEN
In diesem Sommersemester 2018 studieren an der Uni Witten/Herdecke rund 2500 Studenten – damit hat diese ihre Studentenzahl in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Bis 2021 soll das neue Campusgebäude auf dem heutigen Parkplatz an der Alfred-Herrhausen-Straße stehen.
Bis 2025 rechnet die Uni – insbesondere durch den voraussichtlichen Ausbau der Studienplätze im Bereich Humanmedizin – mit knapp 3500 Studenten. Auch die anderen Fachbereiche sollen wachsen.
Derzeit sind an der Uni Witten 861 Humanmedizin-Studenten eingeschrieben. Insgesamt hat die Fakultät für Gesundheit rund 1700 Studierende. Zu ihr gehören auch die Zahnmedizin, die Pflegewissenschaft sowie die Psychologie/Psychotherapie.