Witten. . Norbert Weirauch (69) war den Großteil seines Berufslebens im Ausland. Vor allem in Asien. Jetzt ist er allerdings froh, daheim in Witten zu sein.
Öffnet Norbert Weirauch seine Haustür, wird einem weniger der Eintritt zu der Junggesellen-Wohnung eines 69-Jährigen gestattet. Vielmehr ist es hier ein Museum: Dort sieht man eine mit Blattgold verzierte Maske aus Thailand, da fast ein doppeltes Dutzend Seidenmalereien aus Indien, hier eine drei Meter lange Schlangenhaut an der Wand.
Es gibt viele weitere Masken und Bilder. Ganz zu schweigen von den vielen Modellautos. „Die sind meine Leidenschaft, darin investiere ich viel Zeit“, sagt Norbert Weirauch. Vom Reisen dagegen hat er genug. „Ich habe das Gefühl, ich kann nichts mehr aufnehmen, ich habe zu viel gesehen in meinem Leben.“
Zehn Pässe
Kein Wunder. Der Wittener hat nicht nur viel Kunst aus dem Ausland, sondern auch 740 Stempel in zehn Pässen gesammelt. Den Großteil seiner beruflichen Laufbahn war er für Siemens als „Commercial Site Manager“, also kaufmännischer Bauleiter, vor allem in der asiatischen Welt unterwegs. Mal lebte er abgeschottet von der Bevölkerung in einem Baustellen-Camp wie in Dschidda, mal fuhr er von einem Kunden zum nächsten wie in Kairo.
Die erste Auslandsreise war allerdings eine rein private — 1968 ging es nach Teneriffa. Damals arbeitete Weirauch bei den Edelstahlwerken. Unter seinen Kollegen hieß es: „Nach Teneriffa fliegt nur unser Direktor – und der Herr Weirauch.“ Und während in seinem Umfeld fast jeder von Amerika träumte, zog es den künftigen Globetrotter immer nach Asien.
In Thailand verliebt
Der Job kam seinem Faible entgegen. Siemensianer Weirauch machte Geschäfte in Indien, China, Pakistan, Katar oder Malaysia – aber auch in Afrika, genauer Ägypten und Südafrika. Besonders verliebt hat er sich in Thailand, wo er seine Freizeit in Kurzurlauben genoss. „Die Kultur, die Tempel, die Schrift, die Landschaft – und die zuvorkommenden Menschen: Ich liebe es dort!“ schwärmt der Weltenbummler aus Witten, der vor 20 Jahren ernsthaft erwogen hat, sich in dem südostasiatischen Küstenstaat niederzulassen. „Heute bin ich froh, dass ich es nicht getan habe.“
Denn sein damaliges Haupt-urlaubsziel, die Stadt Pattaya, habe sich total negativ entwickelt. „Es ist übersät mit Touristen und sehr teuer geworden.“ Außerdem ist da die Gesundheit, die ein abenteuerliches Leben im Ausland heute erschweren würde. Norbert Weirauch hatte 1994 einen Herzinfarkt. Er wurde damals von seiner Baustelle auf der chinesischen Insel Hainan mit dem Rettungsflieger zurück nach Deutschland gebracht. 44 Jahre jung, bekam er zwei Bypässe, war sechs Monate krankgeschrieben und arbeitete danach vor allem in Deutschland – was nicht hieß, dass Schluss mit den Auslandseinsätzen war: Stempel aus Taiwan, Iran und Bahrain landeten (erneut) in seinem Reisepass.
Marschmusik für die Fußgänger
In den zuletzt genannten Ländern machte Weirauch allerlei verrückte Erfahrungen: „Weil du doch auch ein Arier bist, musst du nichts bezahlen“, hörte er im Iran von einem Arzt, der ihm ein kostenloses EKG spendieren wollte. In Taiwan legte Weirauch eine seiner geliebten Marschmusik-CD’s im Hotelzimmer auf – und plötzlich marschierten draußen die Fußgänger. Und in Bahrain: Da bekam er in sechs Wochen jeden Tag einen Ein- und Ausreisestempel im Pass, weil er täglich über den König-Fahd-Dahm nach Saudi-Arabien fuhr.
Jetzt reist Norbert Weirauch höchstens mal für seine Miniaturautos zu Börsen nach Holland – und fühlt sich ansonsten wohl in seiner Wohnung -- in der Stadt, in der er aufgewachsen ist und geboren wurde. „Wenn man 30 Jahre lang unterwegs ist, will man auch mal zuhause bleiben.“
>> INFO: Aktion „Wer bietet mehr?“
Norbert Weirauch überbietet mit seinen 740 Stempeln den Herbeder Friedrich Wilhelm Lieber, der 402 Stempel in seinen Reisepässen sammeln konnte. Auf Platz drei unseres Spiels landet Michael Becker (350 Stempel). Dahinter liegt Margret Zentini (151 Stempel).
Der Gewinner wird in der nächsten Folge bekanntgegeben. Bis zum 17. September konnten sich Leser melden.