Witten. . Margret Zentini (76) bietet im Reisepass-Wettspiel 151 Stempel. Nach dem Tod ihres Mannes ging sie auf Kreuzfahrt, statt einsam sein zu müssen.
Wenn Margret Zentini in ihren Pässen blättert, schießen ihr die Begegnungen mit den Weltwundern zuerst in den Sinn – die Gizeh-Pyramiden, der Taj Mahal, Machu Picchu. „Wo ich hinein darf, krieche ich hinein. Ich bin ein Ausgrabungs-Fan“, sagt die gelernte Buchhändlerin, die im zweiten Leben Archäologien werden würde. Oder Crewmitglied der MS Artania.
Seit 2013 war die heute 76-Jährige ganze drei Mal auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs. Einmal rund um Südamerika. Zweimal um die ganze Welt. Und das ganz ohne Begleitung. „In den Raucher-Bereichen ist man genug mit anderen Leuten ins Gespräch gekommen“, sagt die Zentini, gefolgt von einem quirligen Lachen.
Alleine auf einer Reise – von Genua über Acapulco bis Sydney und Singapur – wurden 28 Länder angesteuert. Zwar bekam Zentini nicht an jedem Hafen ein neues Amtssiegel. Dennoch sind mit 151 Stempeln auf sechs Pässen eine beachtliche Zahl zusammengekommen. „Wobei die Stempel im ersten Pass aus den Siebzigern fast nur aus der DDR stammen“, erzählt die Wittenerin, die sich noch daran erinnert, wie sie bei der Rückfahrt von ihrer Familie Richtung Westen den Zöllnern „jedes einzelne Stück Thüringer Wurst“ vorzeigen musste. „Aber dann sagte ein Beamter: Lass dem Mädchen doch die Wurst!“ Es ist wieder eine Geschichte für ein lautes Lachen. Und von denen hat Zentini viele.
Etwa von jenem Abend in einem mexikanischen Restaurant, in dem sich ihr Ehemann nicht anders zu helfen wusste, als seine Entenbrust mit einem „Quak! Quak!“ zu bestellen. „Wir haben uns immer nur mit Lauten, Händen, Füßen und ein bisschen Schulenglisch durchgeschlagen“, erzählt Zentini, die den Großteil ihrer Reisen ohne ihren Mann unternehmen musste. Nach seinem Ruhestand wurde er schwer krank.
Nach seinem Tod vor fünf Jahren entschied sich Margret Zentini gegen die Einsamkeit in ihrer Wittener Wohnung – und dafür, ihre Reiselust voll auszuleben, die sie seit ihrer ersten Reise nach Portugal in den Siebzigern gepackt hatte. Also nahm sie ihr Gespartes in die Hand und buchte sich die Passagiertickets zu großen Abenteuern.
Nur musste sich Margret Zentini die wirklichen Abenteuer bisweilen selbst suchen. „Den Touristen will man auf einer Kreuzfahrt natürlich nur die Schokoladenseiten zeigen“, sagt sie. Also machte sie sich selbst auf den Weg, zum Beispiel ins nicaraguanische Armenviertel. „Und überall habe ich nur freundliche Menschen getroffen.“
Allerdings ist es die Begegnung mit einem Tier gewesen, an die sich Margret Zentini am liebsten erinnert. „Diesem süßen Teddy fühlte ich mich richtig verbunden“, schwärmt sie immer noch, wenn sie an einen Koala denkt, mit dem sie in Australien kuscheln konnte. „Aber es sind nicht nur die Tiere: Australien ist einfach ein tolles Land. Da könnte ich leben!“
Das Archäologie-Büro würde also auf der anderen Seite der Welt stehen. So weit die Pläne fürs nächste Leben.
Bieten Sie mehr Stempel als Margret Zentini? Melden Sie sich unter 91030-30, unter redaktion.witten@waz.de oder persönlich in der Redaktion, Bahnhofstraße 33.
Über 100 Stempel, eine Weltreise
„Meine Familie wartet noch darauf, dass ich mal ein Buch schreibe“, sagt Norbert Buchmann. Schließlich bietet die Weltreise, die der Wittener 1964 antrat, viel mehr Gesprächsstoff als in den einen Zeitungsartikel passt, den unsere Redaktion vor drei Jahren über ihn verfasst hatte. Jetzt haben wir den 78-Jährigen wiedergetroffen. Der Anlass: Die 128 Stempel in seinen zwei Pässen.
Dabei musste Buchmann nicht nur um Autogramme und Amtszeichen bitten; er verteilte selbst welche. „Mit Vollbart und vergammeltem Hemd – wie Weltenbummler eben aussehen – wurde ich in Japan um Autogramme gebeten“, erinnert er sich. Erst als er sich für eine Hochzeit einen Anzug besorgte, beachtete man ihn weniger. „So stellte man sich Europäer vor.“
Seinen ersten Stempel bekam der Wittener im damaligen Jugoslawien. Von dort aus ging es per Anhalter auf dem Landweg nach Indien. In Bombay konnte der damals 24-Jährige bei einem dänischen Tanker anheuern, der ihn über Saudi-Arabien, Mosambik und Australien zu seinem „Traumziel“ Japan brachte, wo 1964 die Olympischen Spiele stattfanden.
„Wer als Seemann Landgang hatte, bekam eine andere Bescheinigung. Der Reisepass blieb beim Kapitän“, erinnert sich Buchmann. Dennoch war der erste Pass des späteren Ingenieurs auf der Reise so voll, dass Buchmann in Bangkok einen neuen beantragen musste. „Für solche Fälle hatte ich mindestens 100 Passbilder dabei.“ Die benötigte der Weltenbummler vor allem für die zahlreichen Visa.
Auch wenn der Reisepass seine Weltreise etwas lückenhaft dokumentiert: Wichtig ist Buchmann vor allem der letzte Stempel. „Normalerweise hält man dem Zöllner an der Grenze den deutschen Pass an die Windschutzscheibe und darf durch.“ Aber Buchmann bat den Beamten bei seiner Rückkehr nach 17 Monaten ausnahmsweise seinen Pass zu stempeln. „Um eine tolle Erinnerung zu haben.“ Kommen noch weitere dazu? „Mein Reisehunger ist gestillt.“
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