Witten. . Die Zechenhausschmiede im Haus der Bergleute im Muttental wurde eröffnet. Besonders für Schmied Rainer Simma ein bewegender Moment.
Es war der große Traum von Volker Avermann. Der im April 2017 verstorbene „Glücksschmied“ vom Bethaus der Bergleute hätte sich vermutlich nichts mehr gewünscht, als in der Zechenhausschmiede – ganz wie früher – ans Werk zu gehen. Nach zweieinhalb Jahre hat das Team um Nachfolger Rainer Simmat nun beendet, was Avermann begonnen hatte: Die historische Schmiede wurde vollständig restauriert und gestern eröffnet.
Und das zufälligerweise am selben Tag, an dem auf Deutschlands letzter Zeche Prosper-Haniel die Regel-Förderung beendet wurde. „Ich freue mich, dass wir im Gegensatz zu Bottrop einen freudigen Tag haben“, sagte Alt-Bürgermeister Klaus Lohmann, der in voller Bergmannsmontur und neben Bürgermeisterin Sonja Leidemann das Steigerlied anstimmte. „Es ist so eine Freude, dass wir das Bethaus in dieser Form wiederfinden.“
Multimedia-Station neben der Schmiedestelle
„Ergreifend“ ist dieser Tag auch für Schmied Simmat. Der Wetteraner ist von Gastronomie bis Grünpflege für das Bethaus zuständig – und wird künftig täglich in der Schmiede zugange sein. „Es ist großartig, hier jeden Tag arbeiten zu können“, schwärmte der 57-Jährige. In der neu-alten Schmiede findet er nun Esse, Werkzeug und Blasebalg wie vor 100 Jahren vor. Insbesondere letzterer ist für Ofenbauer Oliver Pol ein großes Schmuckstück. „Nehmen Sie nur mal das Leder“, sagte Pol. „Wir haben fast 30 Gerbereien angefragt, um eine zu finden, die das Leder über den Balg ziehen konnte. Heute arbeiten Gerbereien in der Regel nicht mit Leder in so einer Größe.“
Direkt neben dem Schmiedeplatz wurde eine Multimedia-Station aufgebaut, auf der die Besucher alles über den Schmiedevorgang und das Bethaus erfahren können – auch in leichter Sprache. Denn das Projekt behindertengerecht zu gestalten, war der NRW- Stiftung – neben RAG-Stiftung und dem Verkehrsverein einer der Hauptförderer – besonders wichtig. „Und das ist hier sehr schön umgesetzt“, lobte Martina Grote von der NRW-Stiftung.
Ein Ort der Besinnlichkeit
Denn diese ist nun auch mit dem Rollstuhl zugänglich, da die Steinplatten vor dem Eingang teils erneuert wurden. Die NRW-Stiftung möchte auch ermöglichen, dass mehr Schulklassen das Muttental erkunden. Künftig sollen Schulen die Kosten für die Busfahrt von der Stiftung erstattet bekommen, wenn sie das Bethaus besichtigen.
Nicht nur als Bildungsstätte soll der Ort mehr genutzt werden – auch als Ort der Besinnlichkeit. Ulrich Gröne, Pastor in Herdecke und Wetter, sprach den Anwesenden und allen Bergleuten bei der Eröffnung seinen Segen aus und kündigte an, zukünftig öfter Gottesdienste im Bethaus abhalten zu wollen: „Der Name muss mit Inhalt gefüllt werden.“
>> INFO: Öffnungszeiten des Bethauses
Das Bethaus der Bergleute hat von April bis Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Von November bis März öffnet das historische Haus im Muttental von 11 bis 18 Uhr seine Türen.
Sonderöffnungszeiten sind für Gruppen nach Absprache möglich unter 31951. Der Eintritt ist frei.