Witten. . Zum „Tag des offenen Denkmals“ wurden Besucher auf die Bahnhofsbaustelle gelassen. Wann wird es hier aussehen wie im modernisierten Ostflügel?
Nach einigen Schönheitsoperationen zeigt der Hauptbahnhof stolz seine Schokoladenseite: In der Bäckerei Büsch erinnern hergerichtete Lederkoffer- und bänke an frühere Zugreisen, während die Innendekoration des neu eröffneten „Pommesbahnhof“ Eisenbahnromantik hochleben lässt. Ganz zu schweigen von Lok Friedrich natürlich. Alles nostalgisch schick?
Im Westflügel des Bahnhofs herrscht noch die reinste Tristheit. Zum „Tag des offenen Denkmals“ wurde Besuchern gestern die seltene Gelegenheit gegeben, im grauen Westen reinzuschnuppern – und dabei einen Eindruck davon zu erhalten, wie herausfordernd die Modernisierung von Denkmälern ist.
Teurer, aber charmanter
„Man braucht Fantasie, um sich vorzustellen, was hier raus werden kann“, gibt der Inhaber des Bahnhofsgebäudes, Markus Bürger zu, als er die erste, rund 80 Mann starke
Besuchergruppe auf die lieblos zugeklebten Fliesen im Westflügel treten lässt. „Wenn man diesen Raum renoviert, kann man nicht einfach auf alt gemachte Fliesen einsetzen. Man sollte versuchen, die von früher noch mal zu bekommen“, sagt Bürger und nennt damit eine der Herausforderungen der Denkmalsanierung. „Es muss immer genau erkennbar sein, was wirklich neu und was alt ist“, ergänzt er. Modernes müsse auf authentisch Altes treffen. „Das macht die denkmalgerechte Sanierung wesentlich teurer, aber eben auch charmanter.“
Auf den ersten Blick sieht man es nicht, aber einiges wurde schon getan im Westflügel – beispielsweise eine Wand geöffnet, um Zugang zum kleinen Lichthof zu gewähren. „Das wird später die Raucherecke“, scherzt eine Besucherin. Nur für wen? Kunden, Büroangestellte?
Büro, Apotheke, Floristik?
Denn wer sich in den Westflügel einmieten wird, ist weiterhin unklar. Ursprünglich sollte eine Apotheke einziehen, doch der Geschäftsführer zog sich aus privaten Gründen zurück. „Trotzdem wäre eine Apotheke weiterhin eine gute Idee“, findet Bürger – und das sehen auch viele Besucher so. „Eine andere Idee wäre ein Floristikgeschäft“, findet Sabine Rath-Korfmann. „Oder ein kleines Museum“, ergänzt sie. Zwar wäre das aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht sehr naheliegend, „aber wenn man an einer Stelle in einer kleinen Fotoausstellung nachverfolgen könnte, wie der Umbau hier vonstatten gegangen ist, wäre das sehr schön“, sagt die Wittenerin. Mike Muschkiet hält dagegen ein Bürogebäude für eine gute Idee. „Ein IT-Unternehmen oder eine Werbeagentur – etwas Modernes würde auch gut in den Westflügel passen“, findet der 31-Jährige.
Loft-Büro im Ostflügel
Im obersten Geschoss des Ostflügels, über Radstation und SPD-Büro, ist genau das schon Realität: Hier hat sich eine Kreativagentur eingenistet. „Und in solchen Räumlichkeiten, da kann man auch kreativ sein“, sagt Bürger, als er die Besucher durch das Loft-Büro mit seinen vielen freigelegten Holzbalken führt. „Ganz schön schick für ein Büro“, drängt es aus der Menge. Ebenso wie die Frage, wann denn der Westen ebenso aussehen könnte. „Das“, gibt Bürger zu, „kann ich leider noch nicht sagen.“
>> INFO: Neun Stationen zum Jubiläumsjahr
Als weitere Spielorte waren beim „Tag des offenen Denkmals“ dabei: der Helenenturm, das Rathaus, die Burgruine Hardenstein mit einem kleinen Mittelalterlager, die Zeche Nachtigall und das Bethaus der Bergleute.
Auch beteiligt haben sich das Steigerhaus, das Zechenhaus Herberholz und die Erlöserkirche Annen. Der Aktionstag feierte in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und stand unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“.