Witten/Volosko. . Lotta Englich (11) aus Witten zögert keine Sekunde, als in Kroatien einer Mutter das Baby ins Meer fällt. Umstehende Erwachsene reagierten nicht.

Nicht lange fackeln, einfach machen: Diese Devise gilt für Ringer-Talent Lotta Englich vom KSV Witten 07 nicht nur auf der Matte, sondern offenbar auch in den Sommerferien an der Adria.

Das beherzte Handeln der elfjährigen Wittenerin hat am Mittwoch in Kroatien einem sechs Monate alten Säugling das Leben gerettet.

Frau spielt leichtfertig mit Baby direkt am Wasser

Gemeinsam mit ihren Großeltern, Bruder Noah sowie mit Tante und Onkel verbringt Lotta Englich derzeit einen Teil der großen Ferien in Volosko nahe Opatija. Am Mittwoch ging es zum Hafen, „meine Oma und Tante Nina haben da was getrunken“, berichtet die Schülerin.

Als Ringerin hat Lotta Englich (re.) schon zahlreiche Preise gewonnen.
Als Ringerin hat Lotta Englich (re.) schon zahlreiche Preise gewonnen. © KSV Witten

Ihr fiel auf, dass auf einem Plateau direkt am Wasser eine Frau leichtfertig mit ihrem kleinen Kind spielte. „Sie hat es so unter den Achseln gehalten und gedreht“, beobachtete die Elfjährige aus einiger Entfernung. So sah sie das Unheil kommen: Plötzlich entglitt der Frau das Baby, das ins Meer fiel. „An dieser Stelle ist das Wasser schon gut zwei bis drei Meter tief“, berichtet Lottas Großvater Detlef Englich.

Lotta Englich reagiert sofort und rennt los

Geistesgegenwärtig rannte die Wittenerin ans Ufer, sprang spontan kopfüber ins Hafenbecken. „Ich habe da gar nicht lange nachgedacht, ich wollte einfach nur helfen“, so das mutige Mädchen.

Die Mutter des Babys, so stellte sich später heraus, konnte selbst nicht schwimmen, war zudem starr vor Schreck. „Rundherum standen etwa 20 Erwachsene. Die haben alle gar nicht reagiert“, wunderte sich Lotta Englich.

2018: Schon knapp 300 Menschen ertrunken

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2018 sind in deutschen Gewässern 279 Menschen ertrunken. Das sind 37 mehr als im Jahr davor. Diese Zahlen gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gerade erst bekannt.

Die meisten Ertrinkungsfälle ereignen sich an ungesicherten Badestellen im Binnenland.

Flugs tauchte sie hinab, sammelte das Kind auf und brachte es sofort an die Wasseroberfläche. „Es hat schon unten auf dem Grund gelegen. Aber zum Glück ist nichts passiert.“

Mutter des Babys fällt Wittenerin um den Hals

Überglücklich fiel die Mutter des kleinen Jungen, eine Urlauberin aus Deutschland, der Schülerin um den Hals, bedankte sich für die selbstlose Rettungsaktion. „Ich denke, Lotta selbst wird wohl erst später realisieren, was sie da geleistet hat. Ich bin jedenfalls sehr stolz auf meine Enkelin“, so Detlef Englich, langjähriger Vorsitzender des Wittener Ringer-Bundesligisten.

„Schwimmen konnte Lotta schon bevor sie in die Schule kam. Das hat sie damals bereits gelernt, als wir noch in Frankfurt/Oder gelebt haben“, so ihr Vater Mirko Englich. „Eigentlich“, so der 39-Jährige, „taucht sie sogar noch besser als sie schwimmt.“

Auf einer Facebook-Seite ließ Detlef Englich seine Freunde teilhaben am großväterlichen Stolz. Die Resonanz war gewaltig. „Großen Respekt. Ihr habt da eine wahre Heldin“, lautet einer der zahlreichen Kommentare.