Witten. . Bahnreisende von und nach Witten dürften die Nase rümpfen. Oder sich längst an den Taubendreck gewöhnt haben – obwohl doch alles schön neu ist.
Die schöne neue Bahnhofswelt hat einen hässlichen Fleck bekommen. Nicht nur einen. In der von Markus Bürger und seinem Kompagnon hergerichteten Halle haben sich trotz Baulärm und Umbau wieder Tauben niedergelassen. Entsprechend sieht der edle grau-schwarze Untergrund aus.
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Taubenkot verschmutzt den neu gefliesten Boden, vor allem an den Rändern. Besonders betroffen ist an diesem Donnerstagmorgen die gesamte Front vor der rechten, noch leer stehenden Ladenzeile. „Das sieht wieder schlimm aus“, sagt Martina Lügger (67), die mit dem Zug nach Köln fahren will, um von dort eine Schiffsreise nach Amsterdam anzutreten.
Gerade wartet sie mit ihrem Köfferchen in der Bahnhofshalle, die Markus Bürger „nach eigenen Worten mit „viel Geld, viel Liebe und viel Herzblut“ umgebaut hat. Nur eins gelang nicht: mit den Tauben ein altes Problem aus den denkmalgeschützten Mauern zu vertreiben.
Schon aus Haftungsgründen zum Handeln verpflichtet
Bürger sieht sich schon aus Haftungsgründen gezwungen, eine schnelle Lösung zu finden. Die Reisenden müssten ohne auszurutschen zu den Bahnsteigen gelangen können. Außerdem sei der Dreck für Geschäfte unzumutbar, die Lebensmittel verkaufen, etwa die große Bäckerei. Dort ist das Problem im wahrsten Sinne des Wortes schon angekommen. „Wenn bei warmem Wetter die Türen auf sind, fliegen die Tauben sogar rein“, sagt eine Verkäuferin.
Bahnhofsbesitzer Markus Bürger will nun auf „altbekannte Mittel“ zurückgreifen und dabei mit „hochprofessionellen“ Schädlingsbekämpfern zusammenarbeiten. Aber natürlich werde keine Taube vergiftet, auch die einmal verwendete „Klebepaste“ darf nicht mehr zum Einsatz kommen. Zumal, versichert Bürger, „ich selbst Tierfreund bin“.
Da auch die abgeschrägten Verkleidungen über den Geschäften noch nicht dazu geführt haben, dass sich keine Taube mehr im Bahnhof niederlässt, lässt Bürger nun wieder „Spikes“ aufbringen, Spitzen wie Nadeln, so dass es sich die Tiere nicht mehr auf den grauen Simsen bequem machen können. Das allein, weiß Bürger aus der Vergangenheit, wird die Tiere aber nicht verscheuchen. Vorschlägen aus dem Kreise der „Initiative Stadttauben“ und der Wittener Tierfreunde, ein Taubenhaus in der unteren Innenstadt zu etablieren, steht er deshalb offen gegenüber.
Taubenhaus für untere City vorgeschlagen
„Ich habe Verständnis dafür, dass Herr Bürger die Tauben hier nicht haben will, wo er doch den Bahnhof so schön gemacht hat“, sagt Lilo Ellis, Vorsitzende der Initiative Stadttauben. Sie wolle ihm deshalb ein Taubenhaus vorschlagen. Mit ins Boot könnten nach Meinung von Taubenfreundin und Tierschützerin Sabine Aghte weitere Geschäftsleute aus der unteren Innenstadt kommen, deren Fassaden beliebte Taubenplätze sind. Dazu gehören etwa die Parkdecks der Stadtgalerie und des Novums.
„In einem solchen Haus könnten die Tauben brüten, fressen und auch koten“, sagt Aghte. Die Stadtvögel, die von Felsentauben abstammten, „brauchen einfach Nischen“, weiß die 67-Jährige. Deshalb würden sie sich so gerne unter den Dächern entweder im Bahnhof oder auf den Parkdecks niederlassen. Ziel müsse es sein, die Tiere langsam umzusiedeln.
Bahnhofsbesitzer Bürger wäre dabei. „Warum soll das nicht funktionieren?“ fragt er. „Wir müssen miteinander aber sprechen.“ Das soll in der Vergangenheit teilweise gescheitert sein – nicht zuletzt am Widerstand aus Reihen der Taubenfreunde.