Der Verein stellte in der renovierten Dachetage des Wittener Hauptbahnhofs nostalgische Anlagen und alte Lokfahrstände aus. Nicht nur zum Gucken.
Inmitten von Bergen und Bäumen saust eine Schmalspurbahn über ein Viadukt, bevor sie wieder im felsigen Tunnel verschwindet. Eine Reise durch das Pielachtal in Österreich. Und das im Zentrum von Witten. Denn die Eisenbahnfreunde haben diese Bilderbuchlandschaft als Miniaturmodell nachgestellt.
Am Oster-Wochenende präsentieren die Hobbybastler verschiedene Anlagen bei den Modellbahntagen in der neu gestalteten Dachetage des Hauptbahnhofs. Bei Kaffee und Kuchen können alte Requisiten sowie Raritäten aus dem Märklin-Kosmos bestaunt werden. Auch ein Ausflug mit dem Nostalgiezug durch das Ruhrtal ist möglich.
Seit 35 Jahren gibt es den Verein der Eisenbahnfreunde. Das Pielachtal-Diorama, das sie zuletzt gebaut haben, ist einer der Höhepunkte. Auch weil das Projekt vor zwei Jahren mit einer gemeinsamen Reise in die beschauliche Urlaubsregion begann. Damals stiegen die Modellbahn-Fans in St. Pölten in die Alpenbahn ein. Vor dort aus ging es nach Mariazell. Vorbei an pittoresken Tälern und Berglandschaften. Vereinsmitglied Manuel Hartmann erinnert sich: „Irgendwann kam die Idee, dass wir das ja nachbauen könnten.“ Vor Ort haben sie Fotos gemacht, vom Streckenverlauf, der Szenerie, von vielen Details. Fotos, die schließlich in den Folgemonaten in der Werkstatt hingen. „Es gab eine Vorlage und dann haben wir angefangen“, so Hartmann.
Der 35-Jährige gehört selbst zu den Jüngsten im Verein. Schon seit Jahren bleibt der Nachwuchs aus. Im Sommer soll es daher beim Ferienspaß ein Angebot geben: „Wir wollen Kindern und Jugendlichen zeigen, was überhaupt Eisenbahn ist“, sagt Hartmann. Auch die Leidenschaft fürs Basteln der Miniaturwelten wollen sie weitervermitteln: „Kreative Ideen in handwerkliche Arbeit umsetzen“, so formuliert es Hartmann.
Vor allem Sammler sollen an diesem Osterwochenende auf ihre Kosten kommen. Alte Bahnschranken und Schilder sind genauso ausgestellt, wie ein Ausbildungsfahrstand. Hier können Besucher selbst in die Rolle des Lokführers schlüpfen und mal das Schaltwerk hochlaufen lassen. Die Druckluft sorgt für einen lauten Knall. Vor über 60 Jahren wurde der Simulator für die Ausbildung von Lokführern hergestellt, wie Jens Grünebaum erzählt.
Das Vereinsmitglied führt durch die Etagen und stellt die Anlagen vor, eine heißt „Wittrup“. Diese entstand, als die Vereinsfreunde einen alten Bahnhof im Münsterland entdeckt haben. „Wir haben dann einfach Witten ins Münsterland verlegt“, verrät Grünebaum über die Entstehung der Anlage, die natürlich auch Orte aus seiner Heimatstadt aufgreift. Etwa ein Behelfsstellwerk mit einem Wagen oder einen alter Güterbahnhof in Annen, die es beide nicht mehr gibt: „Das ist natürlich alles ein bisschen künstlerisch frei entstanden.“ Nostalgische Kindheitserinnerungen – in liebevoller Bastel-Arbeit umgesetzt.
Gerade diese Wiederentdeckung mache Spaß, wie der 50-Jährige erklärt: „Für einen Modellbahnbauer ist das schön, wenn einer sagt, das kenne ich ja.“ Mit Spannung sehnen die Vereinsfreunde daher den Sommer herbei. Denn im Juni geht es mit dem Mariazeller Bahn-Modell zurück zum Original. Dann können die Pielachtal-Bewohner ihre Region im Kleinen entdecken.
>> INFORMATION
- Seit 35 Jahren frönen die Eisenbahnfreunde Witten ihrem Hobby. Jeweils am ersten Mittwoch im Monat treffen sie sich zu einem Vortragsabend.
- Am 4. April ist es wieder soweit. Dann ist das Thema ab 19 Uhr: „Dieselloks vor Kohlenzügen – Im Ruhrgebiet und den Kohlegebieten der USA“.