Witten. . Seniorin war nachts gestürzt und hatte sich ohne Namen bei der Caritas gemeldet. Es dauerte lange, bis man wusste, wer sie war.

Der Fall hätte dramatisch enden können: „Ich bin gestürzt und liege auf der Erde.“ Diesen Hilferuf einer Seniorin entdeckten Caritas-Mitarbeiter morgens um halb acht auf dem Anrufbeantworter – ohne Namen, ohne erkennbare Telefonnummer – und bereits drei Stunden alt. Weitere 20 Stunden dauerte es, bis die Feuerwehr tatsächlich die Tür aufbrach. Denn so lange brauchte es, alle bürokratischen Hürden zu überwinden. Zum Glück war die alte Dame längst in Sicherheit. Doch die Caritas zieht Konsequenzen aus dem Vorfall, um in Zukunft schneller tätig werden zu können.

Vier Minuten lang war zu hören gewesen, wie die Seniorin schwer atmete, dann auflegte und noch zweimal anrief, sich aber gar nicht mehr zu Wort meldete. „Wir bitten unsere Patienten als erstes, ihre Telefoneinstellungen so zu ändern, dass die Rufnummern beim Empfänger sichtbar werden“, sagt Pflegedienstleiterin Elisabeth Both (55).

Polizei versuchte, die Telefonnummer zu ermitteln

„Damit bleibt uns viel Aufregung erspart und der gestürzten Frau hätte wesentlich früher geholfen werden können. Mit Unterstützung der Polizei ist die Sache noch einmal gut ausgegangen.“ Die Caritas alarmierte die Beamten gegen 9.30 Uhr. „Bis dahin hatten wir auf die Schnelle versucht ‘rauszukriegen, ob es sich überhaupt um eine unserer Patientinnen handelt.“ Ohne Erfolg.

Die Polizei versuchte dann, die Telefonnummer zu ermitteln. „Das hatten wir uns einfacher vorgestellt“, sagt Elisabeth Both. Denn dafür braucht es eine richterliche Genehmigung. Die habe erst gegen 14 Uhr vorgelegen. Außerdem habe es Probleme mit der Telekom gegeben, die sich nach 16 Uhr nicht mehr in der Lage gesehen habe, die Nummer mitzuteilen. Inzwischen blieb die Caritas nicht untätig. Both: „Mit mehreren Mitarbeitern haben wir alle weiblichen Patienten angerufen, die wir an dem Tag noch nicht besucht hatten.“ Zehn konnten sie zunächst nicht erreichen, doch später klärte sich, dass diese nicht betroffen waren.

Seniorin war Patientin der Caritas

Fatal: Die gestürzte Seniorin, die es geschafft hatte, selbst aufzustehen, war morgens tatsächlich von einer Pflegedienst-Mitarbeiterin aufgesucht worden. Die leicht demente Frau, die äußerlich unversehrt schien, hatte dieser aber nicht mitgeteilt, was passiert war.

Erst die Tochter, die ihre Mutter gegen 11 Uhr am selben Tag besucht hatte, informierte die Caritas am nächsten Tag vormittags darüber, dass die Seniorin sich im Krankenhaus befinde. „Wir haben das sofort der Polizei mitgeteilt, die kurz vorher Namen und Adresse der Gestürzten an die Feuerwehr weitergegeben hatte.“ Die Männer von der Wehr agierten schnell: Bevor der Anruf der Polizei sie erneut erreichte, hatten sie die Tür aufgebrochen.

Caritas appelliert: Im Notfall immer mit Namen melden

Damit solch ein Drama – auch wenn es glimpflich ausging – sich nicht noch einmal ereignet, appelliert die Caritas an alle Senioren, die allein leben: Bitte melden Sie sich im Notfall immer mit Namen. Hilfreich sei auch ein Hausnotruf, der sich im Falle der Betroffenen aber neben der Haustür befunden habe und nicht betätigt worden sei.

Die Caritas nimmt den Fall zum Anlass, eine alte Tradition aufleben zu lassen: die tägliche Telefonkette. „Wenn sich acht Senioren finden, die mitmachen“, sagt Geschäftsführer Hartmut Claes, „würden wir damit starten“. Er hofft, auf diese Weise gleichzeitig der Alterseinsamkeit entgegenwirken zu können. Denn so ein Anruf zur abgesprochenen Zeit könne ja auch über die bloße Meldung „Alles wohlauf“ hinausgehen.

>> INFORMATION

  • Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund bieten in Witten den Hausnotruf an. Das DRK betreut etwa 800 Kunden, rund 300 nutzen das Angebot des ASB. Die Nutzung kostet ab ca. 20 Euro, je nach Gerät und Pflegestufe.
  • Vor 15 Jahren hatte die Caritas schon einmal eine Telefonkette für Senioren ins Leben gerufen. Wer Interesse an regelmäßigen Rundrufen hat, kann sich melden unter 910 90 11 (Lisa Raabe/Simone Donwald).