witten. . Eigentlich lag Ralf Brauksiepe (CDU) beim Kampf um das Direktmandat im Kreis diesmal gut im Rennen. Trotzdem hätte er beinahe alles verloren.

  • CDU-Landesliste zog bis Platz zehn. Brauksiepe rettet sich über Platz 9 mit Ach und Krach ins Parlament
  • Dabei lag langjähriger Bundestagsabgeordneter nur gut drei Punkte hinter seinem SPD-Mitbewerber
  • Unionspolitiker: Vertrauen der Menschen gesunken, dass wir Probleme lösen können

Ralf Brauksiepe (CDU) gehört mit seinen 50 Jahren und vier Legislaturperioden fast schon zu den alten Hasen im Bundestag. Sein Wahlabend glich einer Achterbahnfahrt. Noch nie war er seinem SPD-Kontrahenten im Wahlkreis 139 so dicht auf den Fersen gewesen – und gleichzeitig noch nie so kurz davor, den Sprung ins Parlament über die sonst für ihn sichere Landesliste doch nicht zu schaffen.

Die starken Verluste beider großer Parteien bei der Bundestagswahl haben die NRW-Landesgruppe der CDU laut Brauksiepe von 63 auf 42 Mitglieder schrumpfen lassen. „Da sind natürlich Leute unverhofft rausgefallen,wo man mitfühlt und traurig ist“, sagt der Unionspolitiker, den dieses Schicksal nach 19 Jahren als Bundestagsabgeordneter fast selbst ereilt hätte.

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Auf der Landesliste war er mit Platz neun abgesichert – bei zehn war Schluss. Noch gut kann sich der Hattinger an 1998 erinnern, als er zum ersten Mal in den Bundestag kam. „Als Vorsitzender Jungen Union hatte ich Listenplatz 28. Danach zog die Liste bis über 40.“

Platz neun auf der Landesliste. Bei zehn war Schluss

Die SPD holte diesmal wieder die meisten Direktmandate im Ruhrgebiet, umgekehrt die Union viele woanders in NRW. „Je mehr Direktmandate, desto weniger greift die Liste“, erklärt Wahlamtsleiter Michael Muhr. Die starken Zugewinne von FDP und AfD taten ihr Übriges – sie nahmen den großen Parteien jede Menge Mandate weg.

Nun, am Ende hat es wieder für beide Abgeordnete aus dem EN-Kreis gereicht. Ralf Kapschack verteidigte das SPD-Direktmandat mit gut drei Punkten Vorsprung (36,7 Prozent, knapp -6) vor Brauksiepe (33, knapp -3). Bei den Zweitstimmen war der Abstand noch geringer: SPD 29,9 Prozent (knapp -9), CDU 27,3 (knapp -6).

Unionspolitiker: Wieder stärkste Kraft geworden

Trotz aller Verluste gab sich Brauksiepe am Montagmittag nach der Bundesvorstandssitzung in Berlin verhalten optimistisch.Man sei sich einig gewesen, dass es nur einen Weg gebe: „Die Probleme der Menschen zu lösen.“ Ihr Vertrauen in die Parteien sei gesunken, was diese Kompetenz angeht.

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Zur Sitzung mit der Kanzlerin sagte Brauksiepe noch: „Es herrscht keine euphorische Stimmung. Aber wir haben unser wichtigstes Ziel erreicht, die mit Abstand stärkste Kraft zu werden. Gegen uns ist keine Regierungsbildung möglich“, sagte er. Der SPD wirft der Unionspolitiker vor, „staatspolitisch verantwortungslos zu handeln,weil sie sich rauszieht“.

In Witten dagegen stieß die Ankündigung von Parteichef Martin Schulz,in die Opposition zu gehen, bei der SPD-Basis auf offene Ohren. So habe man die Chance, sich neu zu sortieren, alles zu überdenken und sich in Ruhe auch auf die Kommunwalwahlen 2020 vorzubereiten, sagt etwa Frank Krebs vom Ortsverein Innenstadt.

SPD-Vorstand analysiert Ergebnis am Mittwoch

Der SPD-Bundestagsabgeordneter und Stadtverbandschef Ralf Kapschack, am Montag auf dem Weg nach Berlin, will am Mittwoch mit dem Parteivorstand in Witten das Ergebnis analysieren. Die SPD müsse noch deutlicher machen, dass sie sich um die Sorgen und Probleme der Menschen kümmere.

Dass eine klamme Stadt wie Witten nach dieser Bundestagswahl nun schlechter in Berlin vertreten ist als bisher, glaubt Kapschack erst mal nicht – er sieht aber „die ein oder andere Wolke am Horizont aufziehen, wenn ich mir zum Beispiel die Steuerpolitik der FDP und anderes ansehe“.