Witten. . Sie haben jetzt einen eigenen Arbeitsraum in der City – beim Stellwerk im Wiesenviertel. Damit kommt die Hochschule dem Bürger ein Stück näher.

Im Wiesenviertel tut sich wieder was. Genauer: im Hinterhof der Steinstraße 15. Dorthin zog das Kreativbüro Stellwerk im letzten September. Und weil noch ein paar Räume leer stehen, nutzte die Universität Witten/Herdecke die Chance, der Innenstadt etwas näher zu kommen. In einem Zimmer im ersten Stock können Studierende ab sofort in Ruhe lernen.

Wer nicht studiert, zahlt fünf Euro pro Tag

Den neuen Arbeitsraum im Stellwerk-Gebäude können nicht nur Studierende, sondern alle Bürger, die in Ruhe lernen möchten, nutzen. Für Studierende übernimmt das Hochschulwerk die Kosten, alle anderen zahlen fünf Euro pro Tag.

Der Raum liegt im ersten Stock gegenüber dem Stellwerk-Büro und ist über den Hinterhof an der Steinstraße 15 zu erreichen. Geöffnet ist er von 8 bis 20 Uhr. Den Schlüssel dazu gibt’s gegen ein Pfand um die Ecke im Arbeitscafé Raum an der Wiesenstraße.

Damit, sagt Eva Halbritter (26) vom Hochschulwerk der Uni, „wird auch das Raumproblem an der Uni etwas entschärft“. Dort seien die Arbeitsplätze aufgrund der steigenden Studierendenzahlen sehr begrenzt. So stünden für aktuell 2306 Uni-Leute nur 20 Plätze in der Bibliothek zur Verfügung. Im neuen „Arbeitsraum“, wie er sich ganz schlicht nennt, gibt’s nun weitere zehn Plätze in minimalistischem Ambiente – ähnlich dem Arbeitscafé Raum neben dem Knut’s an der Wiesenstraße. „Aber bei uns ist es inzwischen auch schnell voll und es finden eher Gespräche und Diskussionen statt“, sagt Frederik Bury vom Arbeitscafé.

Präsident Professor Martin Butzlaff begrüßt diese neue Kontaktstelle zwischen der Universität und Witten ebenfalls. „Wie wird eine Stadt Unistadt?“ Diese Frage beantwortet er gleich selbst: „Ganz langsam. Wir haben eine Zeit hinter uns, in der wir gefremdelt haben, doch jetzt beginnt die Annäherung“, betont Butzlaff bei der offiziellen Eröffnung des Arbeitsraums. Die Uni habe inzwischen ein bisschen von ihrer „Hochnäsigkeit und der oft empfundenen Arroganz“ verloren, das erleichtere es jetzt, auf Tuchfühlung zu gehen. Und er wolle überall für Projekte wie den Arbeitsraum werben.

Kreatives Zentrum entsteht

Stellwerk-Geschäftsführer Philip Asshauer (36) freut sich, dass er mit der neuen Kooperation seiner Vision, „die Räume nach und nach mit Gleichgesinnten zu füllen“, wieder ein Stück näher kommt. Während der Einweihung ist ab und zu ein Hämmern und Klopfen zu hören: Gerade zieht ein Innenarchitekturbüro für Ladenbau auf dem Hinterhofgelände um. „Unverpackt“, ein Supermarkt, der Lebensmittel ohne Plastikhülle verkauft, habe fest vor, das Erdgeschoss zu belegen. Auf jeden Fall wird es einen Yoga-Raum geben. Und ein Büro für Grafik- und Werbedesign habe Interesse angemeldet. Am allerliebsten würde er auf lange Sicht sogar das Gebäude in Richtung Knut’s und Studiobühne öffnen. „So wächst ein kreativwirtschaftliches Zentrum im Wiesenviertel heran“, sagt Asshauer, der sich schon „auf all die kleinen Ideen, die bei einer Zigarette im Hof entstehen“, freut.

Frederike Ronnefeldt (24) jedenfalls wird den Arbeitsraum bestimmt bald nutzen. Sie studiert Kulturreflexion und Psychologie an der Uni Witten/Herdecke. In der Bibliothek dort könne sie sich nicht konzentrieren und „zu Hause arbeite ich nicht so gut“. Tische, Stühle, Internet sowie die Möglichkeit, Kaffee oder Tee zu kochen – viel mehr gibt es hier nicht. Für Frederike die richtige Lern-Atmosphäre.