Witten. . Nach Insolvenz und Neustart geht es bei den Eisenwerken Böhmer weiter voran. Die Familie investiert 600.000 Euro in Gusstechnik und Software.
- Erste Betriebsversammlung nach Insolvenz und Neustart der Eisenwerke Böhmer vor rund einem Jahr
- Die Familie will 600 000 Euro investierten, um Gusstechnik und Zerspanung auf Höhe der Zeit zu bringen
- Thema Kurzarbeit rückt durch aktuell positive Auftragslage derzeit in den Hintergrund
Rund ein Jahr nach Insolvenz und Neustart gehen die Eisenwerke Böhmer recht positiv gestimmt in die Zukunft. Auf den beiden Betriebsversammlungen am Dienstagmorgen (24. 1.) auf dem Firmengelände an der Annenstraße sei nochmal betont worden, „dass wir nicht für die Familie Böhmer, sondern für die Familien aller Mitarbeiter hier wirtschaften“, so Betriebsratschef Carsten Ikonomidis.
Auf dem Gelände an der Annenstraße seien noch rund 140 Kollegen beschäftigt: 74 bei der Gusstechnik unter Dr. Wilhelm Böhmer Junior, 52 bei der Zerspanungstechnik unter Erik Böhmer und 12 Mitarbeiter bei der Beteiligungs-KG, dem Dienstleister für beide Gesellschaften. Der alte Betriebsrat aus neun bzw. aktuell acht Mitgliedern ist für alle drei Gesellschaften zuständig. Zumindest bis Frühjahr 2018, dann stehen neue Wahlen an. Zu den rund 70 Kollegen, die im Zuge der Insolvenz bei den Eisenwerken abgebaut wurden, bestehe weiterhin Kontakt, so Ikonomidis. Einige hätten neue Arbeit gefunden, einige seien inzwischen im Ruhestand, andere bis heute arbeitslos. Genaue Zahlen kann er nicht nennen.
Neue Softwäre und Gusstechnik
Immerhin das: Ein junger Kollege, der bei den Eisenwerken seine Ausbildung absolviert hatte, dann befristet bei einem anderen Arbeitgeber beschäftigt war, fängt jetzt wieder hier bei der Zerspanung an – unbefristet.
Auch ein zweiter Kollege kommt in diesem Bereich neu ins Boot.
Als die Eisenwerke damals ins Trudeln kamen, war aus der Belegschaft kritisiert worden, dass die Böhmers viel zu lange zu wenig in die Erneuerung der Anlagen gesteckt hätten. „Die Zeit ist hier ein bisschen stehen geblieben“, packt der Betriebsratschef das heute in Watte. Doch auch diese „Baustelle“ soll nach und nach abgearbeitet werden: In nächster Zeit stecken die Böhmers 600.000 Euro in Innovationen: Davon 100.000 Euro in neue Software bei der Zerspanung. 500.000 Euro erhält die Gusstechnik. „Die haben es auch nötiger, um konkurrenzfähig zu sein“, erklärt der Betriebsratschef diese Gewichtung. Unabhängig von der Gesamtsumme sollen noch zwei neue, große Maschinen geleast werden. Auf Nachfrage dieser Zeitung hieß es von der Böhmer-Seite: „Kein Kommentar.“
Trotz teils weniger Aufträgen hoher Termindruck
2016 sei recht ordentlich gelaufen, so Ikonomidis. Auftragsschwankungen habe man über Zeitkonten und Urlaubstage abfedern können, ab November habe es dann in der Gusstechnik Kurzarbeit gegeben – „für drei Tage im Monat, das ist erträglich“, findet Ikonomidis. Für Februar sei keine Kurzarbeit nötig, „wir sind dann wohl ausgelastet. Der Trend ist positiv“, habe Dr. Wilhelm Böhmer Junior bei der Betriebsversammlung gesagt. Bei dem Treffen für die Zerspaner habe dessen Bruder Erik ebenfalls betont, „es ist genug Arbeit da“. Was weder für Januar, noch für Februar Kurzarbeit bedeute.
Ikonomidis: „Damit es weiter nach vorne geht, müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen. Wir brauchen neue Kunden, müssen die alten halten. Und weitere Investitionen dürfen nicht ausbleiben. Auch wenn die Aufträge zwischenzeitlich mal geringer sind, haben wir immer noch Riesentermindruck.“
Außerdem habe man sich mit den Eigentümern auf eine Vereinbarung verständigt, so der Betriebsratschef: „Wir stellen in diesem Jahr keine Lohnforderungen, dafür werden sie an den bestehenden Verträgen nichts ändern, zum Beispiel Urlaubs- oder Weihnachtsgeld kürzen.“