Witten. . 60 Mitarbeiter von Kurzarbeit bei Gießerei Böhmer betroffen. Insgesamt aber Gewinn seit Insolvenz und Aufspaltung der Firma.

Zweieinhalb Monate nachdem das Annener „Eisenwerk Böhmer“ in die Insolvenz ging, die Produktion aber durch die Aufspaltung in drei Teilgesellschaften weitergeführt werden konnte, ist die Situation weiter angespannt: Seit Anfang April läuft in der neuen „Böhmer Gusstechnik GmbH“ Kurzarbeit.

Betroffen sind rund 60 Mitarbeiter, die derzeit nur von montags bis donnerstags arbeiten. In der Handformerei und im Schmelzbetrieb sei im Moment nicht so viel zu tun, erklärt Erik Böhmer, der hauptverantwortlich ist für den Zerspanungsbereich, aber wie sein Bruder Dr. Wilhem Böhmer junior geschäftsführender Gesellschafter sowohl der Guss- als auch der Zerspanungs GmbH ist (zudem gibt es noch die Böhmer Beteiligungs GmbH). Das Unternehmen kann nicht auf langfristige Aufträge bauen, sondern lebt von kurzfristigen.

„Spannende Projekte“ in Sicht

„Einige spannende Projekte“, wie Erik Böhmer sagt, seien in Sicht. Ob es damit etwas wird, ist noch unklar. Falls sich die Auftragslage kurzfristig verbessere, könne die Kurzarbeit auch schnell wieder aufgehoben werden. Unabhängig von der schwachen Auftragslage im Gussbereich habe man in den vergangenen zwei Monaten wieder ein Plus erwirtschaftet, so Böhmer. Wohl auch aufgrund von Kosteneinsparungen beim Personal.

Nachdem vor Jahren ein Auftraggeber abgesprungen war, musste das Unternehmen starke Umsatzrückgänge verkraften, bei ohnehin schon großem Wettbewerb. Danach blieben die Umsätze konstant, rote Zahlen wurden aber trotzdem geschrieben. Das Minus aufzufangen, war die Familie Böhmer irgendwann nicht mehr bereit.

IG Metall bleibt skeptisch

Unternehmen wehrt sich gegen Insider-Kritik

Insider üben deutliche Kritik am Unternehmen: Die Produkte seien teils nicht gut genug, um auf dem Markt mithalten zu können. Außerdem betreibe der Familienbetrieb nur eine schwache Kundenakquise.

Erik Böhmer bestreitet das: Ohne erfolgreiche Kunden keine Aufträge. Zudem laufe es auch bei der Konkurrenz nicht gut. Man stehe unter Druck, gute Teile günstig zu produzieren. Es gebe aber kaum Reklamationen.

Im Dezember meldete man Insolvenz an, das 96 Jahre alte Unternehmen wurde – nach einem Rückkauf der Böhmers vom Insolvenzverwalter – aufgesplittet. Von 60 Mitarbeitern trennte man sich: Es gab zehn betriebsbedingte Kündigungen, 45 wechselten (gezwungenermaßen) in eine Transfergesellschaft, andere kündigten oder ihre Arbeitsverträge liefen aus.

Arbeitsrechtlich sind seitdem (seit 1. Februar) die Jobs der verbliebenen 140 Mitarbeiter und deren Gehälter für ein Jahr gesichert. Die berufliche Zukunft danach allerdings nicht, betont Lars Beez von der IG Metall. Die Eisenwerke sieht er (noch) nicht gut genug aufgestellt. Zur Aufspaltung sagt der Gewerkschafter: „Ich weiß nicht, was das bringen soll.“

Transfergesellschaft mit ersten Erfolgen

Erik Böhmer dagegen glaubt, „dass wir unsere Herausforderungen gelöst bekommen“. Durch die Aufteilung könne man Kunden die Geschäftsbereiche schmackhafter machen. Derzeit frische man Kontakte auf, versuche Vertrauen zu gewinnen und effizienter zu arbeiten. Böhmer betont, dass kein Kunde abgesprungen sei – trotz Insolvenzanmeldung, Entlassungen und Aufspaltung. Gute Ansätze sind auch aus der Transfergesellschaft zu vernehmen. Sie soll u.a. bei der Suche nach neuer Arbeit helfen. Beez: „Für einige konnten schon Anschlussjobs gefunden werden.“