Witten. Dem misshandelten Säugling aus Witten geht es nach Angaben der Polizei besser. Sein Zustand sei stabil, sagt Sprecher Volker Schütte. Laut Oberstaatsanwalt Jochen Kodal habe sich der Verdacht bestätigt, dass das Kind massiv geschüttelt wurde und gegen einen harten Gegenstand geprallt ist.
Der 21-jährige Vater des Kindes, der seit Sonntag in der Justizvollzugsanstalt Hagen sitzt, schweigt. In den Vernehmungen habe er zugegeben, das Kind einmal geschüttelt zu haben, so die Polizei. Die Polizei ist heute noch einmal im Haus des Vereins Pro Vita in Stockum gewesen, in dem die 22-jährige Mutter seit einiger Zeit lebte. Dort sollten weitere Spuren gesichert werden.
Der Schock sitzt tief
Pro Vita bietet jungen Frauen, die der Situation als Mütter überfordert sind, eine Bleibe, Betreuung und Beratung. Dort sitzt der Schock seit Sonntag tief: „Das Team ist mehr als angeschlagen”, sagt die Leiterin Ellen Schreiber. Die Einrichtung habe alles für die Sicherheit getan. Gerade die 22-Jährige und ihre Zwillinge seien extrem engmaschig betreut worden.
Sie habe ihr Zimmer direkt neben der Nachtbereitschaft, ihre Kinder seien regelmäßig auf mögliche Verletzungen untersucht worden, die Betreuer hätten genau kontrolliert, wie viel die Kinder gegessen und getrunken haben. Wegen früherer Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs hätte man lange überlegt, die junge Frau aus Bergheim überhaupt aufzunehmen. Die Verfahren damals wurden eingestellt.
Schwierige Situation
Am Montag sei die 22-Jährige nochmal ins Haus gekommen, um ihre Sachen abzuholen. Ihre Maßnahme bei Pro Vita sei nun beendet, so Ellen Schreiber, die beiden Kinder seien in Obhut genommen worden. Die anderen jungen Frauen hätten die 22-Jährige auf den schrecklichen Vorfall angesprochen, sagt Ellen Schreiber. „Sie hat geweint und gesagt, sie sei es nicht gewesen.”
Für die anderen Bewohnerinnen – 14 Plätze gibt es im Stammhaus in Stockum, sechs im neuen Haus in der City, dazu sechs Plätze für Kinder, die in Obhut genommen wurden – sei die Situation sehr schwierig. „Das ist hier ihr Zuhause”, sagt Ellen Schreiber. „Das soll ein extrem behüteter Rahmen sein.” Die jungen Frauen hätten Angst, dass die Besuche der Partner nach diesem Vorfall verboten werden könnten: „Aber gerade das wollen wir nicht. Wir befürworten, dass Mütter und Väter hier an den Wochenenden im betreuten Rahmen die Kleinfamilie üben können.” Das würde ihnen später, wenn sie in den eigenen vier Wänden leben, helfen.