Witten. Einfach nur hinreißend war der Auftritt von Heather Nova beim Zeltfestival Ruhr. Die Sängerin legte auf der Bühne einen gelungenen Spagat aus geradlinigem Rock und sanften Balladen hin. Vollkommen schnickschnackfrei.

Als Heather Nova Anfang der 90er Jahre die musikalische Bühne betrat, wurde sie schnell einer Gesellschaft zugerechnet, der sie eigentlich gar nicht angehören wollte. „Grllll-Rock” mit Vertretern wie „Luscious Jackson” oder „Sleater Kinney” schrien ihren Frauenpower wüst in die Welt des Alternativ-Rock. Aber äußerlich wie auch an der ersten Platte „Glow” gemessen passte das dünne junge Mädchen aus Bermuda tatsächlich ganz gut in diese Bewegung.

Aber Wut kann sich legen, Menschen können ruhiger werden, manche bringen es sogar zur Weisheit. Wer die heute 42-Jährige live erlebt, der wohnt beinahe schon einem romantischen Lyrik-Abend mit musikalischer Begleitung bei. Aber eben nur beinahe.

Schnörkellose Interpretationen

Die rund 700 Besucher erlebten eine gereifte Frau, die sich in ihrem gelungenen Spagat aus geradlinigem Rock und sanften Balladen einen wichtigen Rest einstiger schmollmündiger Mädchenhaftigkeit bewahrt hat. Bereits beim zweiten Song „Heart and Shoulder”, ihrem ersten Hit und vielleicht bekanntesten Lied, ließen sich die Gäste im zum Glück unbestuhlten Zelt zu rhythmischem Mitklatschen hinreißen. Hinreißend war natürlich vor allem Heather Novas schnörkellose Interpretation dieses wundervollen Popsongs – nicht minder reizvoll die schmale Sängerin selbst in ihrem silbernen Pailetten-Top mit schwarzer Hose. Die saubere Lightshow tat ein Übriges, um den Star in Szene zu setzen.

Zwar ist Nova auch für kammermusikalische Auftritte bekannt, bei denen man zwischen zögerndem Gitarrenklang und Tastenschlag den Heinzelmännchen bei der Arbeit an den Wasserleitungen zuhören kann. Doch an diesem Abend hatte sie sich für ein schnickschnackfreies Konzert entschieden, zu dem eine exzellente dreiköpfige Band einen ausgezeichneten, aber zurückhaltenden Beitrag lieferte. Bei einigen wenigen Songs verschwanden ihre Begleiter ganz von der Bühne. Dann stand dort ein einsames, mutiges Mädchen und sang Berührendes wie „Father, me and Grace”.

Heather Nova hat längst ihren Platz im Rock-Kosmos gefunden, aber sie sucht weiter, arbeitet an Veränderungen und bleibt sich bei all dem doch treu.