Witten. Auf ihren größten Hit ließen die Jungs von „Polarkreis 18” ihre Fans lange warten. Doch als „Allein allein” in einer Sechs-Minuten-Version in den letzten Winkel des Zeltes kroch, da bebten die Bretter und krächzten die Kehlen.

Und von außen klang es, als wäre das Zelt rappelvoll. Leider war es nicht mal halbvoll. Und deshalb dauerte es lange, bis der Funken überspang.

An Felix Räuber (Gesang, Gitarre), Philipp Makolies (Gitarre, Keyboard), Uwe Pasora (Bass), Christian Grochau (Schlagzeug) und Ludwig Bauer (Keyboard, Gitarre) – Pianist Silverster Wenzel war krank – lag es sicher nicht, dass sich der Fan-Hexenkessel auf die ersten zehn Reihen beschränkte. Vor allem Felix Räuber gab alles, kletterte katzengleich auf die Bühnentürme, lief durchs Publikum und entlockte seinen Stimmbändern Falsetttöne, die sogar ausgebildete klassische Countertenöre aufhorchen lassen würden.

Ganz in Weiß, in eng angliegenden Anzügen und Grubenlampen auf dem Kopf, eröffneten „Polarkreis 18” ihr Zeltfestival-Konzert. Ihre Aufmachung erinnerte an die „Droogs” aus Stanley Kubricks Meisterwerk „Clockwork Orange”. Aber nur äußerlich, denn der elektronisch-hallige Klangteppich von „Polarkreis 18” klingt wie eine friedliche Reise ins All – durch die Dunkelheit zu den Sternen.

Glücksgefühle bei den Fans

Kennengelernt haben sich die Dresdner schon, als sie noch Knirpse waren. 1997 – mit etwa 13 – gründeten sie dann ihre erste Band. Als Jahre später ihre erste in Eigenregie produzierte Platte bei den Produktionsfirmen auf wenig Interesse stieß, nahmen sie an Nachwuchswettbewerben teil – und ab da ging's dann richtig rund. 2007 kam ihr erstes Album „Polarkreis 18” heraus, ein Jahr später „The Colour of Snow”.

Und genau mit diesem Song sorgten sie beim Zeltfestival für die ersten Glücksgefühle. Vom Schlagzeug wirbelten weiße Federn auf, das Zelt hüllte sich in bunte Farben, Blumen und geometrische Formen kreisten am Zeltdach und am Boden flogen die Arme in die Luft.

Gewippt und geschunkelt

Wie auch bei dem Song „Tourist”, der mit ratternden Zuggeräuschen begann, fast balladesk-ruhig, und dann wieder so heftig abging, dass zumindest den Fans ganz vorne die Ohren klingeln. Aber wer an diesem Abend die Stimmung spüren wollte, der musste in den Pulk vorne direkt vor der Bühne. Denn dort war alles in Bewegung, hinten und an den Seiten wurde mehr gewippt und geschunkelt als getanzt.

Es folgten „River loves the Ocean”, „Happy go Lucky” (wunderschön a-cappella mit dem Publikum) und eine großartige Version des „Talk Talk”-Hits „Such a shame” von 1984. Bevor dann bei „Allein allein” alle nach vorne stürmten und endlich die Stimmung kochte. Hut ab vor „Polarkreis 18” – sie taten das ganze Konzert so, als ob die Halle voll wäre.