Witten. . Weil nur wenige Asylbewerber in der Wittener Großunterkunft Brauckstraße leben, steigen die Kosten pro Kopf. Aus Sicht der Stadt bleibt die Einrichtung aber sinnvoll.
- In der Großunterkunft Brauckstreße leben derzeit nur 30 Flüchtlinge, 30 weitere Folgen
- Über 750 könnten dort unterkommen – damit steigt Miete pro Kopf deutlich
- Stadt hält Anlage weiter für sinnvoll: Man wisse nicht, wie viele Menschen noch kämen
Die als Massenunterkunft für bis zu 750 Flüchtlinge geplanten ehemaligen Industriehallen in der Brauckstraße werden angesichts der wenigen dort lebenden Menschen zur teuren Wohnanlage – zumindest pro Flüchtling gerechnet. Die Stadt rechtfertigt sich: Man wisse nicht, wie viele Menschen in den nächsten Monaten kämen.
200.000 Euro muss die Stadt an den Vermieter, die Thelen-Gruppe, an monatlicher Miete überweisen. Im Moment sind es noch weniger, da man angesichts einer großen, noch nicht nutzbaren Halle nur einen anteiligen Betrag zahlt. Anfang nächsten Jahres soll auch diese Halle fertig sein. Wie viel genau die Unterkunft derzeit kostet, will die Stadt mit Blick auf das Vertragsgeheimnis nicht mitteilen.
Stadt kündigt Wohnungen und spart
Fest steht: In der Brauckstraße leben derzeit lediglich rund 30 Asylbewerber, weitere 30 sollen noch 2016 aus Monteurwohnungen aus- und in die Hallen einziehen sowie Menschen, die neu nach Witten zugewiesen werden. Die Wohnungen sind zum Jahresende gekündigt. Auch unter anderem die Unterkunft Bommerholz wird aufgelöst. An diesen (ehemaligen) Wohnungen spart die Stadt dann Geld ein.
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Bei Vollbelegung in der Brauckstraße – und von dieser ging man bei der Stadt angesichts der letztjährigen „Flüchtlingswelle“ aus – war von einer Monatsmiete pro Kopf von 283 Euro die Rede – günstiger als die 300 Euro für Monteurwohnungen. Es kommen aber (derzeit) deutlich weniger Flüchtlinge als gedacht. Witten hat dieses Jahr rund 150 aufgenommen, 2015 waren es allein bis Oktober über 600. Damit hat sich auch die Kostenrechnung verschoben: Schon bei einer angenommenen Monatsmiete von 10 000 Euro läge die Stadt bei derzeitig 30 Mietern über den einst kalkulierten 283 Euro.
Keinen „sozialen Brennpunkt“ schaffen
Bei der Stadt ist man dennoch froh, die Unterkunft zu haben. Man könne die Flüchtlinge nun besser unterbringen als in den Monteurwohnungen, in denen teils bis zu zehn Leute auf 70 Quadratmetern gelebt hätten, sagt Christoph Noelle vom Sozialamt. Allerdings gebe es auch Flüchtlinge, die lieber nicht umziehen wollten, heißt es aus Behördenkreisen.
Theoretisch könnten alle 270 Flüchtlinge aus Stadt-Unterkünften in die Brauckstraße ziehen. Das wolle man aber nicht, sagt Noelle. Nun könne man sich erlauben, nicht alle geballt unterzubringen. „Die Unterkunft lohnt sich schon deshalb, weil wir keinen sozialen Brennpunkt schaffen.“ In Privatwohnungen (wie 1185 andere Geflüchtete) können die Flüchtlinge wegen eines „Vorrangs“ der Brauckstraße erst umziehen, wenn sie aus dem Asylbereich fallen.
Leidemann: Gehen vorsichtig mit Geld um
Bürgermeisterin Sonja Leidemann erklärt, man wisse nicht, wie viele Menschen künftig zugewiesen würden. Die geringen Zahlen „können sich jeden Tag ändern“. Sie betont: „Wir gehen sehr vorsichtig mit dem Geld um, das wir verwalten.“ Leidemann hebt hervor, die Brauckstraße besitze auch als zentraler Service-Anlaufpunkt hohen Wert.