Witten.. Die Unterkunft Brauckstraße ist angesichts der Zuweisungszahlen großzügig ausgelegt. Die Stadt will dort systematisch Integrationsangebote ausbauen.


Die ersten Flüchtlinge sollten Anfang Juni an der Brauckstraße einziehen. Dann hieß es: Anfang bis Mitte August. Neuester Stand: Im Oktober sollen die ersten 20 Flüchtlinge aus Monteurswohnungen in die große städtische Gemeinschaftsunterkunft wechseln. Über die aktuelle Lage informierten die Stadtspitze, das Ausländeramt und das Amt für Wohnen und Soziales gestern (15.9.) die Ratskommission für Flüchtlingsfragen und Integration sowie die Wittener Medien.

Die ersten Bewohner werden alleinstehende syrische Flüchtlinge sein. Das liege daran, dass Familien bisher noch relativ gut auf dem privaten Wohnungsmarkt untergekommen sind. Die Stadt beabsichtigt, möglichst bis zum Jahresende die Monteurswohnungen komplett freizuziehen. Noch 300 – von zwischenzeitlich 500 – Plätzen hat sie derzeit für Flüchtlinge angemietet, für 300 Euro im Monat für ein Bett. Auch ein von der Siedlungsgesellschaft angemietetes Mehrfamilienhaus in Annen sowie das Haus Bommerholz sollen über kurz oder lang aufgegeben werden.

Die Plätze in der Brauckstraße waren in einer frühen Kalkulation mit 343 Euro pro Person angegeben worden. Auf die Frage, ob die Großunterkunft mit im Endausbau bis 700 Plätzen heute überhaupt noch nötig sei, antwortet Bürgermeisterin Leidemann auf doppelte Weise.

Erstens: Die Stadt habe die Steuerung der Flüchtlingsströme nicht in der Hand. Diese Kapazitäten habe man auf Aufforderung von Land und Bezirksregierung und auf Basis der offiziellen Zahlen geschaffen – auch, um nicht weitere Turnhallen zu belegen. Prognostiziert für 2016 waren für Witten zwischen 880 und 1100 weitere Flüchtlinge. Tatsächlich gekommen sind bisher 131. Nach neuer Prognose werden es bis Jahresende 440 Menschen sein.

Zweitens: Da die Großunterkunft mit 200 Plätzen (erste Stufe) – vorbehaltlich einer allerletzten Abnahme – nun mal bald zur Verfügung steht, ist man fest entschlossen, das Beste daraus zu machen. Bei einem Gesamtstand von 1529 zugewiesenen Flüchtlingen sei sie „glücklich, dass wir die Situation mit der Brauckstraße entspannt angehen können“, sagt Leidemann. „Wir sind jetzt wieder Herr der Lage. Die zentrale Herausforderung lautet jetzt: Wie organisieren wir Integration?“

Um die Integration der Flüchtlinge mit den Hauptamtlichen und den vielen Ehrenamtlichen „systematisch“ anzugehen, biete die Brauckstraße viel bessere Voraussetzungen als eine Einzelunterbringung. Im Multifunktionsgebäude Anlaufstellen der Ämter, für die ehrenamtlichen Helfer sowie Räume für den Sprachunterricht geben.

Für Fragen zur sozialen Betreuung von Flüchtlingen ist Heike Bürger ab sofort für die Ehrenamtlichen Ansprechpartnerin im Amt für Wohnen und Soziales, Tel. 581-5016.

Massive Kritik an Behörden

Als „chaotisch“ kritisieren die Bürgermeisterin und Dezernent Frank Schweppe die Behandlung Wittener Flüchtlinge durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. 600 habe das BAMF mit Termin nach Dortmund einbestellt. Nur 375 hätten ihren Asylantrag stellen können, für die anderen habe man nur eine Akte angelegt. So habe man falsche Hoffnungen geweckt.

Bei der Wohnsitzauflage „stochern wir im Nebel“, so Leidemann. Seit 6. 8. müssten Flüchtlinge ins Bundesland ihrer Ankunft zurück geschickt werden. NRW will ab 1.12. Wohnorte vorschreiben. Das schaffe Härtefälle, erschwere die Integration. Die Integrationskurse in Witten „platzen aus allen Nähten“.