Witten. . Deutliche Worte fand der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel bei einer Gedenkfeier zum Antikriegstag am Dienstag (1.9.) in Witten.

Beim Antikriegstag am Dienstagabend (1.9.) hat Rainer Einenkel, der bundesweit bekannte ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Opel Bochum, deutliche Worte gefunden. Am Mahnmal für die Opfer von Kriegen im Lutherpark betonte der langjährige Wahl-Stockumer als Gastredner: „75 Prozent der Bundesbürger lehnen deutsche Kriegseinsätze ab. Und das ist gut so.“

Trotzdem boome weltweit das Geschäft mit dem Tod, erklärte Einenkel an diesem Gedenktag. „Deutschland ist weltweit der drittgrößte Rüstungsexporteur. Die deutsche Rüstungsindustrie ist an allen Kriegen in der Welt beteiligt.“ Der frühere Opelaner forderte die Einstellung der Rüstungsexporte und die Beendigung der Rüstungsproduktion.

Vor 76 Jahren überfiel Deutschland Polen

Zu dem alljährlichen Mahn- und Gedenktag hatten unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), das Wittener Friedensforum und der Freundschaftsverein Tczew-Witten zunächst in die evangelische Johanniskirche eingeladen. Dabei wurde nicht nur der Opfer der beiden Weltkriege gedacht, mit allein über 60 Millionen Toten am Ende des Zweiten Weltkriegs, sondern auch an aktuelle Kriegs- und Bürgerkriegsschauplätze wie in Syrien, im Irak oder in afrikanischen Ländern erinnert.

Pfarrerin Julia Holtz wies in ihrer Einführung auf die Bedeutung des Antikriegstages hin. Am 1. September jährte sich zum 76. Mal der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit dem deutschen Überfall auf Polen. In ihrer Geschichte sei auch die Kirche nicht immer Friedensstifter gewesen, sagte Holtz, denke man etwa an die Kreuzzüge oder den Dreißigjährigen Krieg.

Bilderschau erinnert an Ausmaß des Krieges und Friedendemos

Elf Schüler der Klasse 13 der Hardenstein-Gesamtschule formulierten ihr Gedenken an polnischstämmige Wittener, die während des Nationalsozialismus ihr Leben in Konzentrationslagern verloren, wohin man sie verschleppt hatte. Eine Bilderschau erinnerte mit Schlaglichtern eindrucksvoll an das Ausmaß der Kriege in den vergangenen 100 Jahren und gleichzeitig an das Bemühen, Frieden zu erhalten oder zu schaffen. Wie ein Foto aus dem Ersten Weltkrieg, entstanden im französischen Verdun, das berühmte Plakat der Malerin Käthe Kollwitz von 1924 („Nie wieder Krieg“), das Hissen der sowjetischen Fahne auf dem Brandenburger Tor nach der Eroberung Berlins 1945 oder ein Bild der zerstörten Wittener Innenstadt kurz vor Kriegsende.

Oder das Foto einer Großdemonstration von 1981 in Bonn gegen neue atomare Mittelstreckenraketen und ein Bild von einer Friedensdemo 2003 in Berlin gegen den drohenden Irak-Krieg. In der Johanniskirche konnten Teilnehmer ihre Gedanken zum Thema „Friedenssicherung“ auf Karten mit einer Friedenstaube schreiben, die danach ausgehängt wurden. Dass Frieden für sie in der eigenen Familie beginne, in der man immer versuchen müsse, über alles zu sprechen und Konflikte nicht mit Gewalt lösen dürfe, bekannte eine Besucherin öffentlich.

Enkel erzählt von seinen Großvätern

Ein junger Mann erzählte von seien Großvätern, die beide Wehrmachtssoldaten gewesen seien, aber dem Enkel später immer sagten, dass ein Krieg eine Katastrophe sei. Und dies weiterzutragen, sei eine Art Familienvermächtnis.

Ex-Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel sprach darüber, dass nach der Bombennacht vom 19. März 1945 80 Prozent der Wittener Innenstadt zerstört gewesen seien. Diese eine Nacht habe 116 Tote und über 500 Schwerverletzte gefordert. „Es darf nie wieder Krieg und Faschismus geben.“