Witten. . Wittener Veranstalter laden am Dienstag, 1. September, um 17 Uhr in die Johanniskirche ein. Danach spricht Rainer Einenkel am Mahnmal im Lutherpark.
„Wir gedenken und wir mahnen!“ Unter diesem Leitmotiv spannen die Wittener Veranstalter des Antigriegstags am 1. September den Bogen von den Schrecken der beiden Weltkriege bis zu den aktuellen Kriegsschauplätzen und zur Flüchtlingskrise.
Der DGB, das Wittener Friedensforum, der Freundschaftsverein Tczew - Witten, die attac Regionalgruppe Witten und die Wittener Internationale Liste laden am Dienstag, 1. September, 17 Uhr, zunächst zu einer einstündigen Veranstaltung in die Johanniskirche ein. Bei der anschließenden Kranzniederlegung am Mahnmal im Lutherpark (18.15 Uhr) spricht der ehemalige Opel-Betriebsratvorsitzende Rainer Einenkel über das Thema „Für Frieden, Abrüstung und Völkerverständigung“.
Der 1. September wurde in den 1950er Jahren zum Antikriegstag, weil der blutigste Krieg des 20. Jahrhunderts mit dem deutschen Überall auf Polen am 1. September 1939 begann. Um das Erinnern möglichst greifbar zu machen, wird eine Geschichts-AG der Hardensteingesamtschule in einem Beitrag in der Kirche das Schicksal einzelner polnischstämmiger Wittener in 2. Weltkrieg schildern. Die Schülerinnen und Schüler haben dafür im Stadtarchiv geforscht und Gräber auf Wittener Friedhöfen besucht.
In einer Bilderschau führt das Friedensforum dann anhand von Fotos und von künsterischen Darstellungen die Schrecken des Kriegs vor Augen, angefangen von den beiden Weltkriegen über den kalten Krieg bis zu den (Bürger-)Kriegen der jüngeren Zeit in Jugoslawien, im Irak, in Libyen und Syrien und bis zum Ukraine-Konflikt. Die Bilderschau wolle zum Nachdenken anregen, sagt Joachim Schramm vom Friedensforum, „Kriege, die weit weg zu sein scheinen, kommen jetzt zu uns durch die Flüchtlinge, die sie erzeugen.“
Wittener SPD-Abgeordnete stimmte gegen Wehrpflicht
Ein zweiter Bilderbogen zeichnete die Geschichte des Widerstands gegen die Kriegslogik und das Kriegshandwerk nach, angefangen von Bertha von Suttner (1843-1914), die als erste Frau den Friedensnobelpreis bekam, über die Gegner der deutschen Wiederbewaffnung bis zu den Ostermarschierern und der Friedensbewegung. Dabei wird auch Alma Kettig (1915 - 1997) Erwähnung finden: Die Wittener SPD-Bundestagsabgeordnete gehörte in den 1950er Jahren zur Minderheit der 18 Genossen, die gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht gestimmt hat.
In der Johanniskirche werden die Besucher außerdem eigene Gedanken, Befürchtungen oder Hoffnungen auf „Friedenskarten“ schreiben können, die anschließend ausgehängt werden. Pfarrerin Julia Holtz wird zur Begrüßung eigene Friedensgedanken beitragen. Cornelia Brommer und Michael Machnik (Akkordeon) laden zum gemeinsamen Singen ein.
Einenkel kritisiert Rüstungsexporte
Nach dem gemeinsamen Gang zum Mahnmal im Lutherpark wird Reiner Einenkel dort bei der Kranzniederlegung (18.15 Uhr) sprechen. Der langjährige Opel-Betriebsratsvorsitzende, der seit 30 Jahren in Witten wohnt, beobachtet mit Sorge, dass der Krieg weltweit, aber offenbar zunehmend wieder bei Meinungsführern in der Bundesrepublik als Mittel zur Lösung politischer Konflikte akzeptiert werde. „Das Gegenteil ist der Fall“, so Einekel. Der Flüchtlingsproblematik zeige, dass der Krieg selbst neue Konflikte schaffe. „Fast an allen Konflikten in der Welt sind außerdem deutsche Waffen beteiligt,“ kritisiert der Gewerkschafter zudem die Stellung Deutschland als drittgrößte Waffenexportnation in der Welt.
Angesichts von 80 000 Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie könne man das zwar sicherlich nicht von heute auf morgen abstellen. Mittel- und langfristig müsse es aber doch möglich sein, durch Konversion – die Umstellung auf zivile Produkte – für diese Kollegen Ersatzarbeitsplätze zu finden. Einenkel: „Sonst sind wir weiter mitverantwortlich für kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt.“