Witten. . Bei der Wohnraumsuche für Flüchtlinge will die Stadt Witten auch ungewohnte Wege beschreiten. Selbst leer stehende Ladenlokale kommen jetzt in Frage.
Bei der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge will die Stadt Witten jetzt auch „um die Ecke“ denken. Sie fasst leer stehende Ladenlokale ebenso wie andere Gewerbe-Immobilien ins Auge, wenn es um die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum geht. Denn wie im ganzen Land spitzt sich die Lage auch in Witten wieder zu.
Nachdem sich die Situation vor einigen Wochen nach der Anmietung bzw. dem Ankauf neuer Wohnungen und Häuser zu entspannen schien, sind die Flüchtlingszahlen jetzt wieder in die Höhe geschossen – zuletzt durch eine hohe Zuweisungsquote im Juni (50). Damit verschärft sich wieder das Problem der Unterbringung. „Die Zahlen steigen deutlich, die Räumlichkeiten quillen über“, sagt Christoph Noelle vom Amt für Wohnen und Soziales. Die städtischen Unterkünfte seien fast voll. Deshalb sollen nun auch neue, ungewöhnliche Wege beschritten werden.
„Hier geht es nicht um vier Sterne, sondern vier Wände“
Zwar haben Privatwohnungen weiterhin Vorrang, wo allein rund 500 der insgesamt 700 Wittener Flüchtlinge leben. Doch weil das allein nicht ausreicht und die vier bzw. bald fünf städtischen Gebäudekomplexe trotz großer Fluktuation so gut wie belegt sind, kommen nun auch „andere Modelle“ infrage, sagt Amtsleiter Uwe Andresen. „Hier geht es doch nicht um vier Sterne, sondern um vier Wände.“
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Deshalb richtet er den Blick nun auch auf leer stehende Ladenzeilen und Gewerbe-Immobilien. Deren Eignung als Wohnraum müsse natürlich vorab vom Bauordnungsamt geprüft werden. Die Idee stammt von Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderungsdezernentin Sonja Leidemann. Sie will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Menschen in Not unterbringen und gleichzeitig Leerstände abbauen.
In Bommern steht noch immer der alte Edeka leer
In der Innenstadt gibt es bekanntlich Leerstand. Hier dürfte aber die Größe ein Problem sein. Groß genug wäre etwa der ehemalige Edeka am Bodenborn. Die Grünen hatten dort schon einmal eine Kita vorgeschlagen.
Die Stadt Witten deutet an, dass das Thema nicht einfach sei – zumal es Vorbehalte und Ablehnung gebe. Das wurde bei einer Anwohnerversammlung in Bommerholz deutlich, wo 50 traumatisierte Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern und vom Terror heimgesuchten Staaten nach den Ferien in ein ehemaliges Gästehaus der Uni Dortmund ziehen sollen. Um so mehr freut sich die Stadt, wenn private Vermieter über ihren Schatten springen.
Sozialarbeiter helfen
An sie appelliert das Sozialamt erneut, geeigneten Wohnraum zu melden. Sozialarbeiter begleiteten den Prozess der Unterbringung. Letztlich entscheide natürlich der Vermieter, ob er die Flüchtlinge aufnehmen wolle, heißt es. Bei entsprechenden Angeboten schließt die Stadt nicht aus, ganze Wohngebäude anzumieten oder zu kaufen.