Witten. . In Witten kann nur einer Bürgermeister werden und in der SPD darf es nur einen Wahlkampf für den offiziellen Kandidaten geben. Abweichler werden abgestraft.

Die großen Ferien haben begonnen, die Hitze lähmt das Leben in Witten, doch der Anfang August beginnende Bürgermeisterwahlkampf wirft seinen Schatten längst voraus. Kurz vor der Haupturlaubszeit hat SPD-Kandidat Frank Schweppe alle Parteimitglieder angeschrieben und sie um ihre Unterstützung gebeten. Allerdings verweigern ihm mindestens zwei Ortsvereine, die treu zur Gegenkandidatin Sonja Leidemann stehen, ihre Gefolgschaft.

„Herbede und Vormholz haben erklärt, keinen Wahlkampf für Frank Schweppe machen zu wollen“, räumt SPD-Parteichef Ralf Kapschack (60) ein. „Bei allen anderen gehe ich davon aus, dass sie ihn unterstützen.“ Nichts zu tun, das wird den kritischen Genossen aus den südlichen Stadtteilen so gerade noch durchgelassen. Allerdings dürfen sie offiziell keinen Wahlkampf gegen Schweppe machen. In diesem Falle müssten sie mit Konsequenzen rechnen.

Wahlkampf für „Sonja“ nur als Privatperson

Dass die SPD da nicht lange fackelt, hat sie im Falle der ungeliebten Spitzengenossin Leidemann bewiesen. Der Unterbezirk zog bekanntlich ein Parteiausschlussverfahren gegen die seit 2004 amtierende Bürgermeisterin durch, weil sie nicht bereit war, als Gegenkandidatin Schweppes auf ihre SPD-Mitgliedschaft zu verzichten.

Zwei Kandidaten, das kann nicht sein, sagt die SPD. Folglich erklärt Vorsitzender Ralf Kapschack: „Es geht auch nicht, dass die Wittener SPD für zwei Bewerber Wahlkampf macht.“ Er könne zwar nicht ausschließen, dass der ein oder andere aus Vormholz oder Herbede „rote Rosen mit Sonja verteilt. Dann aber nicht unter einem Sonnenschirm der SPD, sondern höchstens als Privatperson“. Bisher sah er aber keinen Bedarf, hier dazwischenzugrätschen.

SPD hat „genug“ in der Kasse

Informationen, wonach einige Ortsvereine aus der Finanzierung der SPD-Wahlkampfzeitschrift „Der Sackträger“ ausgestiegen seien, konnte Kapschack nicht bestätigen. Es sei jedenfalls „genügend“ Geld vorhanden, um einen „guten Wahlkampf zu machen“. Den Kassenstand will der Vorsitzende aber weiterhin nicht öffentlich nennen, wie auch vor einigen Wochen schon bei der SPD-Hauptversammlung nicht.

Gleichzeitig betont der Bundestagsabgeordnete: Alle Ortsvereinsvertreter seien eingeladen, den Rechenschaftsbericht einzusehen. „Da steht auf Punkt und Komma drin, wie viel Geld wir eingenommen haben, aus welchen Quellen es stammt und wofür es ausgegeben wird.“ Da an der letzten Stadtverbandsvorstandssitzung, in der dieser Bericht auslag, nicht so viele Mitglieder teilgenommen hätten, wolle man ihn nach den Ferien noch einmal vorlegen.