Witten. . Sie fühlen sich ungerecht behandelt und abgezockt: Das “Weihnachtsparken“ der Stadt Witten verärgert die Bürger. Ein Ehepaar bekam ein 10-Euro-Knöllchen – und will jetzt vor Gericht ziehen.
Während der Weihnachtszeit können Wittener nach 16 Uhr umsonst parken. Ohne Parkscheibe gibt's allerdings Knöllchen. Denn grundsätzlich darf nur für einen bestimmten Zeitraum geparkt werden. Ein Wittener Ehepaar soll nun zahlen und möchte sich das nicht gefallen lassen. Bürger halten die Regeln des Weihnachtsparkens grundsätzlich für undruchsichtig.
Rainer und Hedwig S. (Name der Redaktion bekannt) haben einen dicken Hals. Sie hatten das Park-Angebot der Stadt in Anspruch genommen: Ab 16 Uhr standen sie in der Heilenstraße – um 17.29 Uhr flatterte das blaue Knöllchen am Auto. Der Grund: Das Ehepaar hatte keine Parkscheibe ausgelegt. Sie hatten in der großen Anzeige des Automaten nur gelesen: Kein Verkauf! Dass in der kleinen Anzeige unter der großen die Bitte zu lesen ist, die Parkscheibe ab 16 Uhr auszulegen, war beiden nicht bewusst. „Im Dunkeln kann man das doch gar nicht lesen“, findet der Wittener.
Ab 18 Uhr ist Parken sowieso frei
„Eine Kampagne der Stadt“, schimpft Hedwig S. „Ab 16 Uhr ist das Parken doch kostenlos. Und ab 18 Uhr ist es sowieso frei. Warum da eine Parkscheibe auslegen?“, fügt ihr Ehemann an. „Bei Freiparken macht das keinen Sinn.“ Er droht: „Wir gehen zum Anwalt, wir ziehen das knallhart durch.“
Die Stadt argumentiert, dass ein Parkplatz nicht endlos blockiert werden soll. „Wir wollen keine Dauerparker. Es sollen alle die Chance haben, zu parken“, sagt Frank Racherbäumer, Chef der Verkehrsabteilung. „Es ist nur die Maximalparkdauer an einem Automaten umsonst.“ In der Heilenstraße, wo Ehepaar S. parkte, sind es zwei Stunden. Wohlgemerkt: Nur mit Parkscheibe.
50 000 Knöllchen verteilt Stadt pro Jahr
Es gibt 1180 gebührenpflichtige Parkplätze der Stadt, 1400 gibt es in privat betriebenen Parkhäusern, 1078 sind mit Parkscheibe zeitlich begrenzt, 1465 sind Bewohnerparkplätze.
2012 wurden im ruhenden Verkehr 51 644 Knöllchen ausgestellt (676 059 Euro), 2013 waren es rund 600 Knöllchen mehr (insgesamt 788 548 Euro). In Witten gibt es 60 Parkautomaten.
Bürger finden das Weihnachtsparken unsinnig
Auch über diesen Fall hinaus sorgt das Thema Weihnachtsparken für Diskussionen. Das Prinzip sei „Unsinn“ meint etwa Dieter Gellesch (78). „Wenn Freizeit ist, dann ist Freizeit. Warum soll man das noch bestätigen?“ Eine Frau, die sich gegen Mittag ein Ticket zieht, meint: „Die sollen froh sein, dass die Leute hier noch einkaufen.“ Karl-Dieter Hoeper, Chef der Standortgemeinschaft, springt den Kritikern zur Seite: Die Parkscheibenregelung sei „an sich unnötig“. „Es wäre einfacher, das Parken ab 16 Uhr freizugeben.“ Für den Samstag mache die Regelung Sinn, weil das Parken dann ganz frei ist. „Mit der Parkscheibe kann man dann verhindern, dass jemand den ganzen Tag einen Platz blockiert.“
Unter den Wittenern gibt es auch positive Stimmen. „Dass es das Weihnachtsparken gibt, fördert den Handel“, glaubt Susanne Bauer (53). Das bestätigt auch Karl-Dieter Hoeper. Nur, so Susanne Bauer: „Dass man maximal zwei Stunden stehen darf, müsste transparenter sein.“ Ulrike Hartwig (44) findet den Beginn des Freiparkens ab 16 Uhr zu spät. Ihr Wunsch zu Weihnachten von der Stadt: „Wenn man sieht, wie leer die Bahnhofstraße ist, sollte man entspannter mit den Parkern umgehen.“