Bochum. . Den Schaden hat der, den Polizei und Justiz irrtümlich verfolgten. Keiner will Verantwortung übernehmen für die Verwechslungsgeschichte.
Detlef Fürstenberg, Beamter im Ruhestand, ist „ausgesprochen sauer“ auf Beamte, die dafür sorgten, dass zunächst sein Sohn Michael und dann auch er selbst ins Fadenkreuz der Ermittler geriet. Sein Sohn sollte als Raser in eine Radarfalle geraten sein. Sein Sohn hat kein Auto. Sein Sohn hat keinen Führerschein. Sein Sohn war es nicht, wie mittlerweile zweifelsfrei feststeht. „Und jetzt soll mein Sohn die Anwaltskosten zahlen, die nötig waren, um den Fall aufzuklären,“ entrüstet er sich im WAZ-Gespräch.
Was war passiert? Am 22. Juni 2012 war ein Auto mit Dortmunder Kennzeichen in Dillenburg/Hessen in eine Radarfalle gerast. 31 km/h schneller als erlaubt. Der Kfz-Halter mit Namen Joachim Fürstenberg, in Dortmund wohnend, reagierte nicht auf den Anhörungsbogen der hessischen Bußgeldstelle. Die bat die Polizei Dortmund um Hilfe. Ein Kripobeamter aus Dortmund klingelte bei Nachbarn des Verdächtigten. Und dann gab es einen Irrtum: Nachbarn sollen gesagt haben, dass der Fahrzeughalter einen Sohn Michael Fürstenberg in Bochum habe.
Ermittlungsverfahren gegen Michael Fürstenberg
Nun wurde die Bochumer Polizei aktiv. Ein Beamter, der den beschuldigten Michael Fürstenberg nicht antraf, befragte Nachbarn. Eine Nachbarin sagte: „Das ist er nicht.“ Doch der Beamte traute anderen Nachbarn, die eine Ähnlichkeit nicht ausschlossen und kam dann zur Feststellung: „Nach einem Lichtbildabgleich ist zu vermuten, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den Michael Fürstenberg handelt.“ Das teilt er der Staatsanwaltschaft Limburg mit, die gegen Michael Fürstenberg ein Ermittlungsverfahren wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis einleitete und erneut die Dortmunder Polizei um Hilfe bat.
Die erfuhr am 10. Dezember 2012 vom Dortmunder Fahrzeughalter, dass sein Stiefsohn Igor M. das Auto nutze, einen leiblichen Sohn habe er nicht, einen Michael Fürstenberg kenne er nicht.
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Das Blitzer-Foto stimme mit dem Bild von Igor M. überein. Dies wurde der Limburger Staatsanwaltschaft am gleichen Tag mitgeteilt. Doch das teilte die Staatsanwaltschaft Limburg offenbar den Bochumer Polizeiermittlern nicht mit, die Michael Fürstenberg am 8. Januar für den 21. Januar 2013 vorgeladen hatten. Detlef Fürstenberg, der seinen kranken Sohn vertritt, der von Sozialleistungen leben muss, schaltete da einen Anwalt ein – und erfuhr erst, nachdem der Anwalt Akteneinsicht erhielt, von den Fahndungspannen. Die Anwaltsrechnung von rund 140 Euro kann der Sohn nicht zahlen.
Detlef Fürstenberg: „Das darf nicht wahr sein, dass sich alle rausreden. Im Notfall muss ich für meinen Sohn, der Opfer und nicht Täter ist, die Bundesrepublik verklagen.“