Essen/Wattenscheid. Es war fast ein Heimspiel für die Räuberbande, als sie einen Aldi-Markt in Bochum-Wattenscheid überfiel. Denn der Filialleiter und sein Stellvertreter waren eingeweiht, gaben Tipps und ließen sich fesseln. Die Quittung für den Raubzug folgte nun bei der Verhandlung am Landgericht Essen.

„Es tut mir leid, aber ich kann es nicht rückgängig machen.“ Zer­knirscht klingt der 37 Jahre alte Dortmunder, der für einen Raub auf den Wattenscheider Aldi-Markt an der Krayer Straße im Jahre 2006 zur Verantwortung gezogen wird. Zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt das Landgericht Essen den ehemaligen Filialleiter des überfallenen Geschäftes.

200 Sozialstunden muss er außerdem ableisten. Zeit dafür hat er, denn durch die späte Enttarnung verlor der Familienvater seinen Job bei Aldi. Die Lebensbeichte des „Räuberhauptmannes“ hatte Anfang des Jahres dafür gesorgt, dass die alte Sünde ihn einholte. Der Mann, der damals maskiert und mit einer silbernen Pistole bewaffnet den Wattenscheider Markt überfiel, hatte mehr als 100 Überfälle gestanden und dabei 30 Komplizen belastet, unter ihnen den bis dahin unbescholtenen Dortmunder.

Ahnungslose Mitarbeiterin musste Chef fesseln

Leichtes Spiel hatten die Räuber an der Krayer Straße in Bochum-Wattenscheid. Denn offenbar ein festes Bandenmitglied war der stellvertretende Filialleiter, der sich ab Freitag für zahlreiche Taten vor dem Landgericht Essen verantworten muss. Er sprach damals mehrfach seinen Chef an, ob dieser gegen eine entsprechende Entlohnung mitspielen wollen. Gesagt, getan. Am 2. September 2006 kamen die beiden maskierten Räuber zum Markt, der Filialleiter hatte die Alarmanlage bereits abgestellt. Im Inneren hielten sie dem ebenfalls eingeweihten Stellvertreter die Pistole an den Kopf und zwangen eine ahnungslose Aldi-Mitarbeiterin, den Chef zu fesseln und den Tresor zu öffnen.

Dort lag wegen der Insolvenz des Geldtransportunternehmens mehr Geld als sonst: 52.500 Euro. Zum Schluss fesselten die Räuber noch die Angestellte und den Stellvertreter. Der Frau blieben Angst und Schrecken, die beiden eingeweihten Männer bekamen jeder rund 10.000 Euro von der Beute.

Schnell ein Geständnis abgelegt

Nachdem er aufgeflogen war, hatte der Filialleiter schnell ein Geständnis abgelegt. Das Gericht betonte, dass der Angeklagte nur einen kleinen Tatbeitrag geleistet und bis auf den Ausrutscher ein ordentliches Leben geführt habe. Richter Martin Hahnemann: „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Wir hatten hier auch schon Täter, die nach dem ersten Mal auf den Geschmack gekommen sind.“