Wattenscheid. .

Wer den Bahnhof betritt, will eigentlich nur eins: schnell weg. Auch aus dem Grund, weil zu bestimmten Zeiten – besonders an Freitag- und Samstagabenden – manchmal recht zwielichtige Gestalten an den Haltepunkten anzutreffen sind und Sicherheitspersonal weit und breit nicht zu sehen ist.

Das gilt, so die Augenzeugenberichte, besonders für den S-Bahnhof Höntrop, wo sich gehäuft angetrunkene Jugendliche, nicht selten mit Alkohol in Hand, oder gleich ganze Gruppen junger Leute aufhalten, die sich aggressiv aufführen oder Fahrgäste anpöbeln. Was nicht unbedingt deren Sicherheitsgefühl stärkt. Woher diese Jugendlichen stammen? „Aus dem nahe gelegenen Wohngebiet“, meint ein Reisender, der zwar kräftig ist, aber deutlichen Abstand zu ihnen hält. „Um ja keinen Streit zu provozieren, auch wenn die sich manchmal lautstark aufführen und unflätig benehmen. Besonders unangenehm ist es, wenn man allein mit solchen Gestalten auf dem Bahnsteig steht.“ Ein Eindruck, den eine Frau, die neben ihm steht, ganz besonders bestätigt. Was beide sich wünschen: „Eine Video-Überwachung oder Sicherheitspersonal, das würde helfen.“

Mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl scheint es zeitweise an beiden Haltepunkten in Wattenscheid – dem S-Bahnhof Höntrop und dem Bahnhof an der Fritz-Reuter-Straße – nicht zum Besten bestellt. Doch fragt man bei der Polizei nach, sind diese Bahnhöfe keine Kriminalitäts-Schwerpunkte. Die Polizei verlässt sich dabei auf ihre Statistik. Und die besagt, dass es in den vergangenen Monaten nur einige wenige Fälle von Diebstahl, BTM-Verstößen und Sachbeschädigungen gab.

Bahn hält Kameras nicht für notwendig

„Eine Häufung oder Auffälligkeiten sind dort nicht festzustellen“, sagt Andreas Grewe von der Bundespolizei, die für Bahnhöfe zuständig ist. Räumt aber ein, dass „wir nur über Fälle berichten können, die gemeldet werden“. Die Dunkelziffer oder Angstgefühle werden dabei nicht erfasst.

Eine Video-Überwachung einzurichten, wie an anderen Bahnhöfen durchaus üblich, dafür sieht die Deutsche Bahn in Wattenscheid keine Notwendigkeit. „Zum einen gibt es dafür keine konkreten Anlässe. Andererseits schrecken Videoanlagen Täter, die oftmals alkoholisiert sind, nicht ab“, meint ein Bahnsprecher auf Nachfrage der WAZ. „Besser wäre mehr Sicherheitspersonal. Denn Kameras können nur beobachten, Helfer können eingreifen.“

Subjektives (Un)Sicherheitsgefühl bleibt

Ein Standpunkt, den nicht jeder Zugreisende teilt. „Allein auf einem dunklen Bahnsteig zu sein mit einer Horde, die sich nicht benehmen kann, erzeugt ein ungutes Gefühl. Und eine Videokamera kann da schon die Bereitschaft zu Übergriffen senken und zugleich die Aufklärung von Straftaten erleichtern“, betont ein Fahrgast auf dem S-Bahnhof Höntrop. „Hilfreich wäre auch, wenn direkt vor Ort Sicherheitspersonal nach dem Rechten schauen würde.“

Zwischen dem subjektiven Sicherheitsgefühl und der objektiven Beurteilung, die sich auf Zahlen stützt, liegen manchmal Welten. Allerdings kann die Polizei nur Aussagen treffen auf Grundlage von gemeldeten Straftaten. Die Dunkelziffer und mulmige Gefühle bleiben dabei unberücksichtigt. Leser, die in punkto Sicherheit ihre Erfahrungen mit den Wattenscheider Bahnhöfen gesammelt haben oder Verbesserungsvorschläge machen wollen, können uns diese zuschicken (WAZ, Hüller Str. 7, 44866 Bochum oder redaktion.wattenscheid@waz.de).