Wattenscheid. . Das Marienhospital bietet einen Sturz-Präventionskurs für Senioren an. In acht Kursstunden sollen Koordinations- und Reaktionsfähigkeit geschult werden. Damit reagiert das Krankenhaus auf Statistiken zu Verletzungen alter Menschen.
Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: 60 Prozent aller Verletzungen alter Menschen werden durch Stürze verursacht und bis zu 40 Prozent der zu Hause lebenden Senioren stürzen einmal pro Jahr – oft mit gravierenden Folgen für die Selbstständigkeit. Grund genug für die Physiotherapeuten des Marien-Hospitals, einen Sturz-Präventionskurs anzubieten.
Entwickelt haben das Konzept die Physiotherapeutinnen Claudia Urner und Julia Reinke. „Wir arbeiten hier regelmäßig mit Patienten, die schon mehrfach gestürzt sind – deshalb wollen wir von vornherein helfen, Stürzen vorzubeugen.“ Denn nicht selten führe ein Sturz zu langen, mühsamen Rehabilitationszeiten und mitunter sogar zur Einbuße der Gehfähigkeit oder der Selbstständigkeit.
Muskelaufbautraining und Gleichgewichtsübungen
Dabei würden alle Experten bestätigen: Man kann aktiv vorbeugen. „Wir haben im Vorfeld viel recherchiert“, erzählt Claudia Urner. Aufgrund ihrer Recherche haben sich die beiden Physiotherapeutinnen für einen so genannten multi-faktoriellen Ansatz entschieden: In den acht Kursstunden werden neben einem gezielten Muskelaufbautraining und Gleichgewichtsübungen Koordinations- und Reaktionsfähigkeit geschult.
Außerdem sollen die Teilnehmer lernen, ihren Körper und ihre Fähigkeiten besser wahrzunehmen, Situationen richtig einzuschätzen und bei verschiedenen Anforderungen sicher auf den Beinen bleiben. „Wir haben außerdem einen Fragebogen entwickelt, über den wir den Teilnehmern bewusst machen können, wo ihre individuellen Risikofaktoren liegen“, erklärt Julia Reinke. Nicht zuletzt soll der Kurs auch spielerisch Freude an Bewegung vermitteln und soziale Kontakte fördern.
Den Teufelskreis durchbrechen
„Wichtig ist es, dass die Patienten wieder Vertrauen in die eigene Beweglichkeit bekommen“, fasst der Leiter der Therapieabteilung im Marien-Hospital, Holger Krämer, zusammen. Oft befänden sich Senioren in einem Teufelskreis: Je mehr die körperliche Sicherheit schwinde, desto weniger trauten sie sich zu – bis mancher das Haus gar nicht mehr verlasse. Je weniger man sich aber bewege, desto mehr nähmen die körperlichen Fertigkeiten ab.
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„Ein großes Thema ist das vor allem bei Menschen, die bereits einmal gestürzt sind“, weiß Claudia Urner. Dann dominiere die Angst, abermals zu stürzen. Mancher Patient sei im wahrsten Sinne des Wortes steif vor Angst. „Unser Ziel ist, dass sie sich öffnen.“
Der Sturz-Präventionskurs richtet sich an selbstständig lebende Menschen ab 60 Jahren, die mit oder ohne Hilfsmittel (Rollator, Stock) wenigstens kurze Strecken allein gehen können. Über einen Zuschuss der Krankenkassen wird zurzeit noch verhandelt. „Wenn die Kassen ihr okay geben, können die Kosten eventuell im Nachhinein zum Teil erstattet werden“, erklärt Holger Krämer.