Wattenscheid. . Um das Überleben der Wochenmärkte zu sichern, will die SPD-Ratsfrakion mit den Händlern ein Konzept entwickeln. Die WAZ hörte sich bei den Marktbeschickern in Wattenscheid um. Diese sehen vor allem in den günstigen Discoutern ein Problem.

Die Wochenmärkte sollen attraktiver werden – damit letztlich ihr Überleben gesichert werden kann. Das fordert die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Martina Schmück-Glock, die dazu mit den Händlern ein Konzept entwickeln will. Die WAZ wollte wissen, welche Wünsche die Marktbeschicker haben.

„Das ist ein sehr schöner Markt hier – der ist attraktiv genug“, erklärt Obst- und Gemüseverkäufer Hans-Wilhelm Wiese. Immer dienstags und freitags hat er seinen Stand auf dem Alten Markt und ist zufrieden: „Wir haben hier viele Marktbeschicker, eine gute Mischung zwischen jungem und altem Publikum – was soll man da noch verbessern? Eine Achterbahn können wir nicht aufbauen.“

Menschen wollen günstige Lebensmittel

„Wir tun uns nicht so leicht mit den Discountern“, spricht Fischhändler Gerhard Lange ein Problem an, das fast allen Marktbeschickern unter den Nägeln brennt. Die meisten stehen wie Lange und Wiese bereits in zweiter oder dritter Generation auf den Wochenmärkten und werden oft damit konfrontiert, dass viele Menschen Lebensmittel möglichst billig einkaufen wollen. „Das ist in anderen Ländern ganz anders“, weiß Wurstverkäufer Herbert Müller.

Markt in der Krise

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„Der Franzose lädt Einkäufe aus dem Feinkostgeschäft für über dreihundert Euro in den alten, zerbeulten Peugeot – und der Deutsche die billige Tiefkühlpizza in den VW-Touran“, nennt er ein Beispiel. „Die Leute sagen hier von vornherein ,Das ist mir zu teuer’ – aber zu Hause haben sie drei Autos in der Garage stehen und im Wohnzimmer den teuren Fachbildschirm.“ Da wisse er auch nicht mehr, wie man jemandem den Einkauf auf dem Wochenmarkt schmackhaft machen könne.

Auf dem Alten Markt "alles noch wunderbar"

Auf dem Alten Markt, sagt der Wurstverkäufer, sei aber „alles noch wunderbar: Es wird ja noch gut frequentiert hier“. In Günnigfeld hingegen, wo der Wattenscheider samstags seinen Stand hat, sehe es anders aus. „Da gibt’s nicht mehr die große Vielfalt, da können Sie um zwölf abschließen, weil nichts mehr los ist.“

Das Problem sei: „Wenn ein Marktbeschicker aufhört, kommt keiner mehr nach. Und unsere Kunden sind meist auch im Alter von sechzig plus-minus zehn.“ Kaum jemand, beklagt Müller, habe Lust auf die zeitfressende Arbeit. „Wir sind seit heute morgen um drei zugange, und bei den anderen ist das ja nicht anders. Wer will das denn heutzutage noch machen?“

Jüngere Kunden haben keine Zeit für Einkauf auf dem Markt

Jüngere Kunden hätten keine Zeit mehr, auf dem Markt einzukaufen, sagt hingegen Fischhändlerin Renate Lange. „Ich sehe oft junge Frauen mit Kinderwagen, die hier einkaufen, solange sie in Mutterschutz sind“, erzählt sie. „Aber sobald sie wieder im Beruf sind, sehe ich sie nicht mehr.“

Selbst samstags seien die Märkte nicht mehr so gut frequentiert wie früher. „Samstag, das ist für die Leute schon Wochenende“, sagt Renate Lange. „Da kaufen sie lieber freitags abends im Discounter ein.“ Dabei – und hier sind sich die Marktbeschicker einig – entgehe ihnen aber viel. „Markt ist mehr als nur Einkaufen: Markt heißt auch, Bekannte treffen, sich unterhalten.“ Und: eine bunte Vielfalt an frischen Lebensmitteln aus der Region mit allen Sinnen zu erleben.