Wattenscheid. .

Licht und Schatten bietet Wattenscheids Innenstadt. Einkaufserlebnisse und schönes Wohnen, ja das gibt es auch. Doch die Schatten werden länger, die Sorgen größer.

Alter Markt, Ost-, Hoch- und Bochumer Straße – die City-Achse hat Federn gelassen. Nicht nur die. Kritiker befürchten: Es muss was passieren, sonst geht Wattenscheid den Bach runter.

Leerstehende Geschäfte und Wohnungen, häufig wechselnde Ladenlokale – das ist nicht zu übersehen. Das Zeugnis, das die „Innovationsagentur Stadtumbau NRW“ der City und dem Ortsteil Heide ausstellt, liegt weit unter dem gesamtstädtischen Notendurchschnitt. Wattenscheid leide unter deutlichen Benachteiligungen und negativen Entwicklungstendenzen. Nichts Neues, aber jetzt schwarz auf weiß dokumentiert.

„Angedacht ist, Wattenscheid ins Förderprogramm ,Soziale Stadt’ aufzunehmen. Doch das hängt davon ab, wie sich der Bund in der Fördermittel-Frage verhält“, erklärt Stadtbaurat Ernst Kratzsch. Bei diesem Bund-Länder-Programm handelt es sich nicht um Investitionen in Bau, Steine, Erden, also im baulichen Bereich, „sondern um die Förderung kommunikativer Maßnahmen sowie sozialer Projekte und Beziehungen“. Um den Dialog- und Abstimmungsprozess zwischen Mietern, Gewerbetreibenden und Immobilienbesitzern zu stärken. Das Programm will mit der „Kooperativen Quartiersentwicklung“ Abwärtsspiralen aufhalten und Lebensbedingungen verbessern. Die Gründung einer Immobilien- und Standortgemeinschaft hat deshalb die „Innovationsagentur“ vorgeschlagen.

Das ist ein Strohhalm, denn anderweitige, gebietsbezogene Fördermittel für Wattenscheid – sog. Hauptnebenzentrum – sind laut Stadt nicht in Sicht. Die finanziellen Mittel sind begrenzt – rund 5 Mio Euro aus der Städtebauförderung stehen für Bochum zur Verfügung. Und die werden woanders eingesetzt. Die Stadt sieht größere Sorgenkinder als Wattenscheids Innenstadt oder das Ortsteilzentrum Heide, denen es zu helfen gelte: wie Westend, Hustadt, Lennerhofsiedlung. „Doch im Sozialranking steht Wattenscheid mit den Stadtteilen Stahlhausen und Hustadt auf einem der letzten Plätze“, kritisiert Heinz-Werner Linke (UWG). Das Entwicklungsprogramm Wattenscheider Innenstadt müsse energischer fortgeführt werden. Und dafür muss auch Geld in die Hand genommen werden.

Die Innovationsagentur stützt ihr WAT-Zeugnis u.a. auf Sozialdaten, die auch der Sozialverwaltung vorliegen, und kommt zum Schluss: „Trotz zahlreicher Bemühungen lebt heute insbesondere in den zentral gelegenen Wattenscheider Bezirken Rathaus und Heide eine große Anzahl von Menschen ohne Arbeit. Da die Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund und vergleichsweise geringem Einkommen ebenfalls relativ hoch ist, herrschen Problemlagen in sozial-kultureller aber auch baulicher Hinsicht.“

Weiter heißt es im Schlussbericht: Die geringe Kaufkraft im Stadtteil habe Auswirkungen auf den Erhalt der bestehenden, teils alten Baustruktur. Auch die lokale Wirtschaft habe sich in Teilen negativ entwickelt, was sich besonders an leerstehenden Ladenlokalen und sanierungsbedürftigen Gebäuden zeige. Das wirke sich auf die Attraktivität und Entwicklungsperspektiven des Zentrums als Einzelhandelsstandort aus.

Zum Infoabend lädt die Unabhängige Wähler-Gemeinschaft alle Interessierten am 18. November ins Kolpinghaus (Saarlandstraße) ein. Ab 19.30 Uhr spricht Bochums Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch über „Die aktuelle Stadtentwicklung unter besonderer Berücksichtigung Wattenscheids und seiner Innenstadt“. Die UWG erwartet spannende Diskussionen und mehr Klarheit mit Blick auf die dringend zu verbessernde Situation der WAT-City.