Sapporo/Wattenscheid. . Seit fünf Monaten absolviert Jannick Holze sein Soziales Jahr in Sapporo. Die andere Kultur und seine mageren Japanisch-Sprachkenntnisse tragen ihm immer wieder kleine Tiefs ein. Zum Glück gibt es auch Hochs. Und Schnee. Seine jüngste E-Mail ist da.

Das „Jahr des Hasen“ 2011 knüpft an das abgelaufene gut an. Ich freue mich jeden Tag, dass ich in Japan sein darf. Die bisherigen fünf Monate sind gut verlaufen, auch wenn es kleinere Hochs und Tiefs gab. Aufgrund meiner recht schwachen Japanischkenntnisse zu Anfang war die Integration in der Einsatzstelle eine Herausforderung. Aber die Freundlichkeit und Geduld meiner Kollegen war für mich eine große Hilfe und Motivation, mich schnell in mein neues Umfeld einzufinden.

Inzwischen fühle ich mich aber gut integriert und kann mich sehr gut auf Japanisch verständigen. Auch die Mitarbeiter habe ich schon persönlich näher kennen gelernt. Als Zivildienstleistender in Sapporo konnte ich schnell gleichaltrige Freunde finden, da es hier einen Stammtisch für Studierende aus Ost und West gibt.

Betreuung von geistig Behinderten

Meine Hauptaufgabe besteht darin, in zwei Schichten geistig Behinderte im Alter von 17 bis circa 30 Jahren bei sehr unterschiedlichen Tätigkeiten, wie Landarbeit, Autos waschen, Schnee schippen, Fußball spielen, Karaoke usw. zu betreuen. Dies ist je nach „Member“ unterschiedlich schwierig, doch ich komme sehr gut damit zurecht und habe darüber hinaus zu jedem ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen können. Zwischen den Schichten gibt es Mittagessen, auch dabei begleite ich einen Teil der Jugendlichen.

Nach der zweiten Schicht betreue ich geistig behinderte Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren. Nach einem Snack machen sie eine „Musik-Bewegungslehre“.

Mein Highlight auf der Arbeit ist es, wenn die mir mittlerweile ans Herz gewachsenen „Member“ wieder etwas völlig Überraschendes, Fröhliches tun, besonders da viele sonst sehr in sich gekehrt sind. Letztens ist zum Beispiel mein „Lieblingsmember“ Yuki aufgestanden, hat, mitten in einem Schneesturm, das Fenster aufgemacht, sich eine frische Hand Schnee gegriffen und beherzt angefangen den aufzuessen. Es ist besonders lustig, dass mein japanischer Freund Schnee so gerne mag, denn sein Name bedeutet (zwar mit anderen Schriftzeichen, aber gleicher Aussprache) Schnee!

Schnee in Massen

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Auch wenn die Arbeit wie immer anstrengend ist, bin ich mit meinem Leben hier sehr zufrieden und kann mich auch in meiner Freizeit mit neuen Sportarten entspannen, besonders beim Training im Wado Ryu Karate und Kyudo.

Schnee gab es in Sapporo massenweise! Am Straßenrand sammelten sich immer Berge von bis zu zweieinhalb Metern. Die werden aber leider nicht von selbst aufgeschippt. Die Arbeit eines deutschen Zivis kann man sich an einem verschneiten Tag dann also so vorstellen: „Schneeschippen – Essen – Schneeschippen.“ Doch der Schnee birgt auch eine gute Seite! Durch die nahen Berge habe ich ein neues Hobby entdeckt: Snowboarden! Nach zweimal fahren, beherrsche ich schon ansatzweise das Carven und ein paar einfache Drehungen und Sprünge.

Wenn ich wieder in Deutschland bin, träume ich wohl von den japanischen weißen „Riesen“ und den schönen Abfahrten . . . Und solange ich noch hier bin, träume ich von Freunden und Familie. Zu Hause in zwei unterschiedlichen Welten, die so weit entfernt liegen. Der Abschied, dass weiß ich jetzt schon, wird bestimmt nicht leicht . . .