Wattenscheid. .

In einer Art ähnelt ein japanischer Winter dem deutschen. Bikuri, Santa San! (Oh, der Weihnachtsmann!), und schon machen Kinder große Augen. Mein Nebenjob als Weihnachtsmann in Sapporos Stadtzentrum Odori macht einen Heidenspaß.

Ich habe die Aufgabe, Süßigkeiten an die kleinen Besucher zu verteilen, und nebenher bin ich wohl sowas wie ein Fotomaskottchen. Die Japanerinnen sind, wie eventuell so manch einer weiß, auf einem Niedlichkeitstrip. So ist „Santa San“ ein gefundenes Fressen! Wenn das Blitzlichtgewitter vorbei ist, und ich mich wieder den Kindern widmen kann, wird auch das eine oder andere Wort gesprochen. Leider weiß ich nicht, was „Warst du auch schön artig?“ auf Japanisch heißt.

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Aber nach dem Alter und Namen wird so manches Mal gefragt. Besonders wenn die ausgestreckte Hand da ist, die nach Süßigkeiten verlangt. Wenn ich dann auf Japanisch frage, ernte ich erstmal verdutzte Blicke. Manchmal scheine ich als Santa San auch so furchteinflößend zu sein, dass die Kinder anfangen, zu weinen oder sich zu verstecken. Dann zücke ich eine Süßigkeit, und alles ist vergessen. Es macht wirklich Spaß!

Als Weihnachtsmann streife ich durch den „Münchener“ Weihnachtsmarkt in Odori. Das ist wirklich erstaunlich. Der Weihnachtsmarkt hier ist etwas kleiner, aber das Charakteristische ist vorhanden. Zwar denke ich mir als Wattenscheider, dass typische deutsche Spezialitäten nicht unbedingt Sauerkraut, Weißwurst und Weißbier sind, aber der Glühwein und die gebrannten Mandeln sind auf dem Weihnachtsmarkt Pflicht! Wenn ich so an den Ständen vorbei laufe, driften meine Gedanken schon ein bisschen gen Heimat! Schaue ich dann auf den „Weihnachtsbaum“ in der Mitte des Marktes, werde ich schnell wieder von der japanischen Realität eingeholt. Der ist nämlich aus weißlackiertem Metall, wirkt also eher wie ein Knochengerüst eines Weihnachtsbaumes und ist über und über mit LEDs behängt. Typisch japanisch! Aber wem’s gefällt! Schon ein wenig schöner, was den japanischen Drang zur Modernität angeht, sind die Illuminationen rund um den Markt. Dies sind Beleuchtungskunstwerke, oder so. Das heißt: Mit einer Menge LEDs werden Gebäude, Gegenstände oder neue Konstrukte hervor gehoben. Diese wirken schon ganz ansehnlich, aber ich glaube, besonders freuen sich die Mitarbeiter des lokalen Energiekonzerns, wenn sie diese Kunstwerke sehen.

Und es hat wieder begonnen zu schneien. Dieses Mal ist der Stand bei circa 20 Zentimetern angelangt, in nur zwei Tagen. Auf der Arbeit heißt es dann für den Zivi: Schnee schüppen! Zum Glück werde ich tatkräftig unterstützt. Bei den ganzen Mengen an Schnee denke ich unweigerlich an die Berge hier in der Nähe. Ich werde die Tage wohl mal Ski oder Snowboard fahren gehen... Adventsgrüße aus Sapporo.