Nach dem Dammbruch am Regenrückhaltebecken in Eppendorf liegen die Nerven der Bewohner blank. Ihre Wohnungen sind verwüstet. Schlamm- und Wassermassen haben völliges Chaos hinterlassen.
Die Nerven der Bewohner liegen blank, ihre Wohnungen sind verwüstet. Schlamm- und Wassermassen, die nach dem Bruch des städtischen Regenrückhaltebeckens in Eppendorf Häuser und Gärten überfluteten, haben völliges Chaos hinterlassen. Und die psychische Belastung der Bewohner, die Hab und Gut in wenigen Minuten verloren haben, wird noch durch die Frage erhöht: Wer wird das bezahlen?
Die Stadt hat 1500 Euro Soforthilfe geleistet – unklar ist, ob als Darlehen oder erste Anzahlung. Am Montag hatten sich städtische Mitarbeiter mit Mietern und Eigentümern in Verbindung gesetzt, um unbürokratische Soforthilfe zu leisten. Jetzt gehe es erst mal ums Aufräumen, Sanieren und Renovieren der Wohnungen. Die Stadt hat einen Koordinator beauftragt, sich um alles zu kümmern. Auch bei der Suche nach Ersatzwohnungen.
Fehlerhafte Abdichtung oder gebrochene Rohrleitung
„Die Stadt ist versichert“, mehr kann Stadtsprecher Sprenger zur Frage der finanziellen Regulierung derzeit nicht sagen. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir eine Lösung finden.“ Dabei mag auch eine Rolle spielen, dass die Ursache für den Dammbruch am neuen Regenrückhaltebecken noch unklar ist; das soll ein Gutachter klären. Dass zu hoher Druck auf die Deichwände zum Unglück geführt haben könnte, schließt Karl-Heinz Ahlbach vom Tiefbauamt allerdings aus. Möglich sei eine fehlerhafte Abdichtung oder auch eine gebrochene Rohrleitung unter dem Regenrückhaltebecken.
Dass interessiert die Betroffenen derzeit herzlich wenig. Anwohnerin Marion Rehberg, die mit ihrem Mann und Sohn die Souterrainwohnung an der Hesternstraße bewohnte, ist mit ihren Nerven am Ende. „Wir wurden erst mal ganz allein gelassen mit diesem Unglück, niemand hatte sich in den ersten zwei Tagen blicken lassen, weder Politik noch Kirche oder Stadt“, sagt die 51-Jährige. Für Soforthilfe mussten die Betroffenen in all dem Chaos erst mal selbst sorgen.
„Nicht nur der materielle Verlust, auch die immateriellen Schäden sind enorm. Die Familie lebt derzeit verteilt bei mehreren Verwandten“, erklärt Marion Rehberg. Ihre Versicherung habe bereits erklärt, dass sie für den Schaden nicht aufkomme. „Wir hoffen, dass die Stadt dies schnell regulieren wird.“
Von der Stadt bestellte Gutachter nehmen derzeit die zerstörten Wohnungen in Augenschein. Über den Häusern liegt der Geruch von Heizöl. Die Wassermassen haben auch die Tankräume geflutet, das Öl – rund 20 000 Liter – konnte aus den Tanks abgesaugt werden. Ein Experte betont, dass noch viel größere Schäden für Umwelt und Häuser gedroht hätten, wenn diese großen Ölmengen ausgetreten wären.
Der Schlamm steht überall knöcheltief
In den gefluteten Wohnungen herrscht Chaos pur, sie sind nur mit Gummistiefeln zu betreten. Der Schlamm steht überall knöcheltief, zerstörtes Mobiliar liegt herum, Unterlagen und Kleidung sind von Wasser und Schmutz zerstört. An den Wänden ist zu sehen, wie hoch der Pegel stand – rund 1,20 Meter.
In Sekunden liefen die beiden 80 bis 90 qm großen Souterrainwohnungen an der Hesternstraße am Samstag gegen 7.50 Uhr voll – laut Stadt traten 7000 Kubikmeter Wasser aus. Die Bewohner konnten sich im letzter Moment in Sicherheit bringen, bevor Wasser und schwimmendes Mobiliar durch die Zimmer schoss. Auch Martina Scherbarth (50) steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Sie hatte Glück, der Schrank krachte aufs Bett, aus dem sie kurz zuvor aufgestanden war. „Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre.“ Sie wohnt jetzt bei Verwandten. „Ich glaube nicht, dass wir in vier Wochen zurückkehren können, wie die Stadt glaubt“, sagt Marion Rehberg. Auch Martina Scherbarth wagt angesichts der Schäden keine Prognose; ihr Anwalt will sich um alles Weitere kümmern.
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