Bochum. 3500 Kinoprogrammhefte, ein alter Polizeihelm: Andrang und Angebot waren riesig beim Flohmarkt in Wattenscheid. Was die Händler verkauft haben.

Schon kurz nach Einlass ist kaum mehr ein Durchkommen in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid. Am Sonntag, 18. Februar, hieß es schon zum vierten Mal: sechs Stunden trödeln, neue Schätze abstauben, in Erinnerungen vergangener Jahre eintauchen und unbekannte wie bekannte Gesichter treffen. Bereits kurz nach Einlass um 11 Uhr reichte die Schlange bis um das Hauptgebäude herum.

Flohmarkt in Wattenscheid: Trödel zu Barem machen

Mit so einem großen Andrang hat selbst Veranstalter Mathieu Knepper, Geschäftsführer von Knepper Management, nicht gerechnet: „Die Schlange ist länger als sonst.“ Für ihn ein Zeichen, dass die Menschen gerne in die Lohnhalle kommen, um nach neuen Schätzen zu suchen. Wenige Stunden nach Trödel-Beginn rechnet er mit mindestens 3500 bis 4000 Besucherinnen und Besuchern bis zum Ende des Tages.

Rund 90 Ausstellerinnen und Aussteller haben ihre Schätze aus dem Keller gekramt, um sie zu Barem zu machen. Für die Schatzjäger bedeutet das: einzigartige Fundstücke, Antiquitäten und alles rund um Trödel. Porzellan, Kinderspiele, Bücher und Klamotten sind die wohl häufigsten Funde auf dem Flohmarkt. Doch auch außergewöhnliche Schätze gibt es zur Genüge. Wir haben einige entdeckt.

3500 Kinoprogrammhefte aus den Jahren 1924 bis 1973

Zu vielen der Gegenstände, die verkauft werden, gibt es eine Geschichte. Sie sind mit Erinnerungen verbunden. So auch bei den Brüdern Stephan (71) und Michael Jörgens (75), die einige Stücke aus dem Familienbesitz verkaufen. Darunter 3500 Kinoprogrammhefte, die in den Jahren von 1924 bis 1973 Jahren von der Mutter, eine leidenschaftliche Kinogängerin, gesammelt wurden. Sie sei sieben bis acht Mal pro Woche ins Kino gegangen – da sammelt sich einiges an. Die Leidenschaft wurde an die Brüder weitergegeben. Noch heute gehen sie gerne ins Kino.

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Ein Handhaarschneider aus den 1940er oder 50er Jahren

Ein Handhaarschneider für Vieh und Mensch – vermutlich von Ende 1940 – sei selbst ein Trödelfund der vergangenen Jahre gewesen - allerdings von einem anderen Markt, so die Verkäuferin Steffie Wingler. Benutzt habe sie das Schneidegerät nur einmal – für die Armhaare ihres Mannes. Damit war geprüft, dass er noch funktioniert.

Steffie Wingler verkauft einen Handhaarschneider von Ende 1940.
Steffie Wingler verkauft einen Handhaarschneider von Ende 1940. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Aber nicht nur Trödel wird verkauft. Frank Stöhr bietet auch Kunstwerke an, die aus eigener Hand stammen: von Acrylmalereien über Fotografien bis zu Rost-Werken. Einige Bilder sind inspiriert von der Nordsee, seiner Heimat. Zusammen mit seiner Tochter verkauft er auch Trödel wie Klamotten.

Auf dem Flohmarkt in der Lohnhalle gibt es neben Trödel auch vereinzelt Kunst. Frank Stöhr malt seit Jahrzehnten als Hobby.
Auf dem Flohmarkt in der Lohnhalle gibt es neben Trödel auch vereinzelt Kunst. Frank Stöhr malt seit Jahrzehnten als Hobby. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

T-Shirts, Hosen und Schuhe: Besonders Klamotten gibt es zur Genüge. Dazwischen finden sich auch edle Stücke wie ein blau-glitzerndes Abendkleid von Aniko Golze, die gemeinsam mit ihrer Tochter einen Stand hat. Als Trauzeugin hat sie es auf einer Hochzeit getragen. Diese Tradition wird weitergegeben: Die Käuferin wird es auf einer Hochzeit im April tragen. Golze ist zum ersten Mal auf dem Flohmarkt in der Lohnhalle. Sonst tourt sie auf verschiedenen Märkten durch die Region und verkauft Edelstahlschmuck.

Ein Urgestein des Trödelmarktes

Eines der Urgesteine des Flohmarktes in der Lohnhalle ist Peter Thüner. Bereits zum vierten Mal ist der Wattenscheider dabei – diesmal mit seiner Tochter Anastasia (12). Er verkauft das ganze Spektrum: Kartenspiele, Modellautos, Uhren, Kameras, alte Mühlen und vieles mehr. Sein Highlight: Ein Original-Polizeihelm aus den 1950er Jahren, den er sogar mal bei der RTL-Sendung „Die Superhändler“ zum Kauf anbieten sollte. Wegen eines Schlaganfalls ist er noch heute in seinem Besitz.

Geld ist nicht die Priorität. Es ist schön, mit Menschen zu reden.
Peter Thüner, Verkäufer auf dem Flohmarkt in der Lohnhalle

Den Trödel macht er vor allem aus Spaß: „Geld ist nicht die Priorität. Es ist schön, mit Menschen zu reden.“ Den Erlös bekommen daher auch seine Kinder - ganz klassisch auf das Sparbuch.

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Flohmarkt in der Lohnhalle: Eine einzigartige Atmosphäre

Für den Veranstalter Knepper war es wichtig, einen Trödel zu schaffen, der ihn an Flohmärkte aus seinen Kindertagen erinnert: „Alte Schätze, die Menschen wirklich im Keller hatten, keine Neuware.“ Besonders freut er sich über die harmonische, entspannte Atmosphäre. Das bestätigen auch die Verkäufer Stöhr und Jörgens: „Besonders schön ist es, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu kommen.“

Zweimal im Jahr findet der Trödel statt – im Sommer rund um den August und im Winter nach dem Rosenmontag. Dann ist die Lohnhalle in Wattenscheid für alle Interessierten geöffnet. Für Besucherinnen und Besucher ist er immer kostenlos.

Wer selbst verkaufen möchte, muss allerdings schnell sein. Schon Mitte Januar waren die Stände ausverkauft, so Knepper. Bevor das Anmeldeportal geschlossen wurden, hätten sich bereits 200 Menschen angemeldet.

Der nächste Flohmarkt in der Lohnhalle

Der nächste Trödelmarkt ist im Sommer am Sonntag, 4. August, von 11 bis 17 Uhr. Dann gibt es neben dem Trödel auch handgefertigte Produkte und Kunstwerke von Kunsthandwerkern und Kreativen. Im Sommer erstreckt sich das Gelände nicht nur bis zur Alten Lohnhalle, sondern auch bis zum Kumpeltreff.