Bochum-Wattenscheid. Mit dem Fahrrad geriet Werner Wiegand (70) aus Bochum unter ein Auto, wurde eingeklemmt. Beherzte Passanten hoben den Wagen an und retteten ihn.
Die Bilder gehen Werner Wiegand aus Bochum-Wattenscheid nicht aus dem Kopf. Wie er mit dem Fahrrad langsam auf die Kreuzung zurollt, wie er von rechts den Transporter kommen sieht und denkt „Der wird doch wohl bremsen, der wird doch wohl...“ Jetzt liegt der 70-Jährige im Krankenhaus und ist unendlich dankbar. „Ein Glück, dass ich überhaupt noch lebe. Ich habe zehn Schutzengel gehabt.“ Und viele Helfer, denen er über die WAZ nun danken möchte.
Mit dem Rad unter Auto eingeklemmt: „Hatte zehn Schutzengel“
Werner Wiegand ist auch Tage nach dem Unfall immer noch sehr emotional, die Polizeimeldung von Donnerstagmorgen klingt dagegen eher nüchtern: Ein Radfahrer (70) ist am Mittwoch, 6. September, bei einem Unfall in Wattenscheid unter einem Transporter eingeklemmt worden. Passanten hoben den Wagen an, um den Radfahrer zu befreien. Der Radfahrer sei gegen 17.30 Uhr von einem rechtsabbiegenden Transporterfahrer (58) übersehen, gerammt und schwer verletzt worden. Der Fahrer hat laut Polizei einen Schock erlitten.
Wiegand, den in Bochum viele vom Karneval und aus der Jugendarbeit kennen, kann sich den Unfall immer noch nicht so recht erklären. „Ich befuhr mit meinem Klapprad die Hüller Straße, hatte schon den Griechen im Haus Langensiepen im Blick. Von rechts kam ein Transporter aus dem Watermannsweg. Er fuhr langsam, daher war ich in festem Glauben, dass er jeden Moment halten würde. Doch das passierte nicht.“
Es kam zum Zusammenstoß. Wiegand geriet unter den Transporter, genau zwischen die Achsen, und war dort eingeklemmt. „Der Wagen blieb auf meiner Hüfte stehen. Ich weiß noch, wie ich schrie ,Nehmt den Wagen von mir runter’“. Er berichtet, dass mehrere Passanten zu ihm geeilt seien, um genau dies zu tun. Mit vereinten Kräften sei der Transporter angehoben worden, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien.
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Polizei und Krankenwagen seien innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen. Wiegand wurde ins Bergmannsheil gebracht. Wie lange er hier liegen muss, werde sich erst zu Wochenbeginn herausstellen, sagt er. „Mein rechtes Bein ist stark geschwollen. Ich habe eine tiefe Hautabschürfung, 60 Zentimeter lang und zehn Zentimeter breit. Die Ärzte wollen am Montag beraten, ob sie die Haut zusammenziehen können oder transplantieren müssen.“
An der Stirn trägt Wiegand ein großes Pflaster. „Die Platzwunde hat für die Blutlache am Unfallort gesorgt und ist genäht worden.“ Auch habe er eine Gehirnerschütterung. „Aber wie durch ein Wunder keine Knochenbrüche.“ Von daher will er dankbar sein. „Ich habe überlebt. Das macht einen demütig. Vor allem, wenn ich an Bernd Lohof denke.“ Bochums oberster Karnevalist war Ende August nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Ihn kannte Wiegand aus vielen gemeinsamen Veranstaltungen im Lindener Karneval. „Ich war bei seiner Beerdigung.“
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Bewegt ist Wiegand auch vom beherzten Handeln seiner Helfer. Über Facebook hat er sich bereits bedankt und auch schon Antwort bekommen. „Da heißt es, dass 40 Leute geholfen hätten, den Transporter hochzuheben.“ Wiegand, der noch immer eine Musikagentur betreibt und u.a. das „Engel“-Musical mit Michael Wurst organisiert, findet „toll, wie viele Menschen mir geholfen haben“. Das müsse unbedingt erwähnt werden.
Werner Wiegand ist gebürtiger Wattenscheider und wohnt aktuell auf der Stadtgrenze Ückendorf/Günnigfeld. Bekannt ist er aber vor allem in Bochum-Linden, wo er als Erfinder des Karnevalsumzugs gilt und 20 Jahre lang das evangelische Jugendzentrum (JuZe) leitete.