Wattenscheid. Die SPD möchte in Wattenscheid einen Foto-Punkt für Selfies haben. Doch wer soll das nutzen? Ein Kommentar von Karoline Poll.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten 100.000 Euro und könnten damit Wattenscheid attraktiver machen. Wäre ein WAT-Selfie-Spot am August-Bebel-Platz Ihre erste Idee? Die SPD hat das jetzt vorgeschlagen, um „die Wertschätzung für und die Identifikation mit Wattenscheid“ zu stärken. Die Idee ist ein Luftschloss. Wäre das Geld der Bürgerinnen und Bürger nicht woanders besser investiert?
100.000 Euro hat das Vorbild vor dem Bochumer Rathaus gekostet. Knapp 40 öffentlich sichtbare Fotos sind mittlerweile unter dem Slogan #hierwodaswirnochzählt auf der Foto-Plattform Instagram gepostet worden. Rechnerisch 2500 Euro Steuergeld pro öffentliches Selfie fürs Stadtmarketing – ein Schnäppchen ist das bisher nicht, fand auch der Bund der Steuerzahler, der mit Kritik nicht sparte.
Teure Investition in drei große Buchstaben – braucht Wattenscheid einen Selfie-Point?
Zugegeben: Einige Fotos dürften in privaten Foto-Archiven landen. Und am Rathaus stellen sich auch immer wieder Touristen vor den blauen Schriftzug. Doch wie viele Reisende schaffen es wohl nach Wattenscheid?
Darum geht es nicht, heißt es von der SPD. Es seien viel mehr die Wattenscheiderinnen und Wattenscheider, die sich vor einem WAT-Schriftzug (WATTENSCHEID wäre ob der vielen Buchstaben wohl zu teuer) fotografieren lassen sollen. Ob die sich darüber freuen, das sei dahingestellt. Vorschlag: Die 100.000 Euro lieber noch zusätzlich in die Sanierung des August-Bebel-Platzes stecken. Denn von einem Platz mit Aufenthaltsqualität haben die Wattenscheider mehr als von drei großen Buchstaben.